Im Prinzip wären sich beide Seiten längst einig: Die Augustiner-Brauerei will das denkmalgeschützte Midgardhaus direkt am Starnberger See in Erbpacht übernehmen - und die Gemeinde Tutzing als Eigentümerin könnte sich auch niemand Besseren für die Immobilie vorstellen. Seit etwa einem Jahr wird auch bereits verhandelt, entsprechende Verträge sind jedoch noch nicht unterzeichnet. Das scheint aber bevorzustehen - zumindest wird sich der Bauausschuss an diesem Dienstag schon mal eingehend mit den Umbauplänen der Brauerei für das Areal befassen. Auch ein möglicher Nachfolger für Wirt Fritz Häring, der nach mehr als 30 Jahren Ende des Jahres aufhören wird, ist bereits im Gespräch: Es handelt sich um Alexander Urban, der den Klostergasthof in Andechs bis Ende 2018 ebenfalls fast 30 Jahre geführt hatte.
Konkret wird es am Dienstag um zwei Bauanträge gehen. So will die Brauerei in einem ersten Schritt die Biergartenausgabe umbauen und die bislang recht große Garage dort vorerst als WC-Anlage und Lager nutzen. Erst in einem zweiten Schritt soll dann laut Tutzings Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) diese Garage, "ein bislang recht unauffälliger gemauerter Stadl, wenn Sie so wollen", abgerissen und an seiner Stelle ein Festsaal nebst Verbindungsfoyer gebaut werden. "Eine Art Salettl", sagt Greinwald und betont, dass das "eigentlich schon alles ist, was die Brauerei gern ändern will". Die Aussichten, dass diese Wünsche auch umgesetzt werden können, schätzt sie als "sehr gut" ein. Die Pläne seien in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde und unter steter Einbeziehung des Gemeinderats entstanden, sagt sie: "Wir haben dafür ein beratendes Gremium mit Mitgliedern aller Fraktionen gebildet." Für eine Vertragsunterzeichnung fehlen demnach offenbar nur noch diese Baugenehmigungen - so könnten ihre Äußerungen dazu zumindest verstanden werden.
Auch seitens der Brauerei fallen ähnliche Sätze: "Wir sprechen grundsätzlich nicht gern über Pläne, für die es noch nicht einmal einen Vertrag gibt", sagt Brauerei-Geschäftsführer Martin Leibhard zwar, aber auch, dass es mit den Bauanträgen darum gehe, Planungssicherheit zu bekommen. Augustiner hatte das Midgardhaus in den vergangenen Jahren mit Bier beliefert. Dass die Brauerei nun schon seit einem Jahr über einen Erbpachtvertrag verhandele, sei "bei einem Objekt wie diesem" nicht lange: "Gut Ding will Weile haben." Das dürfte aber nicht nur den Umbauplänen geschuldet sein, sondern auch dem Erbpachtvertrag von Fritz Häring: Er selbst will zwar Ende des Jahres aufhören, sein Vertrag mit der Gemeinde läuft aber noch bis 2038. Dieser muss nun erst aufgelöst werden, bevor die Gemeinde einen neuen Vertrag abschließen kann. Auch dies dürfte einige Zeit gekostet haben.
Erst wenn all diese Hürden genommen sind - Brauerei und Gemeinde hoffen bis spätestens Ende 2019 -, kann sich die Brauerei auch offiziell einen neuen Wirt für das Objekt suchen. Gespräche werden bereits geführt - auch mit Alexander Urban, der bis Ende 2018 den Klostergasthof Andechs gepachtet hatte. "Es gibt natürlich immer auch andere Kandidaten, aber Alexander Urban ist gut und frei", sagt Leibhard. Und auch Urban selbst bestätigt, mit Augustiner in Kontakt zu stehen und Interesse am Midgardhaus zu haben: "Ein guter Platz, um Heimat zu finden." Bürgermeisterin Marlene Greinwald wäre von Urban als neuem Wirt begeistert: "Die Leute kennen ihn ja schon, es wäre schön, wenn er nach Tutzing käme."