Kommunalwahl in Starnberg:CSU wieder stärkste Kraft, herbe Verluste für Tunnelgegner

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Die Grünen verdoppeln ihre Sitze im Stadtrat. Wie stabil die Mehrheiten für den neuen Bürgermeister Patrick Janik bei strittigen Themen sind, muss sich zeigen.

Von Peter Haacke, Starnberg

CSU und Grüne sind die großen Gewinner der Kommunalwahl 2020 in Starnberg, Verlierer sind das BMS und die WPS, die beide die bisherige Bürgermeisterin Eva John unterstützten. Das Ergebnis nach Auszählung aller 36 Wahlbezirke stand erst am Montag um 13.17 Uhr fest. Das erstaunlichste Resultat: Trotz des überraschend deutlichen Erfolgs von Patrick Janik, der als Gemeinschaftskandidat von CSU, UWG, SPD und Bürgerliste schon im ersten Wahlgang als Bürgermeister feststand, wird sich an den Kräfteverhältnissen im Stadtrat im Grundsatz nur wenig ändern. Wie stabil die Mehrheiten für Janik angesichts umstrittener Themen wie Seeanbindung oder Gewerbegebiet Schorn sind, bleibt abzuwarten.

19 altgedienten Stadträten stehen elf Neulinge gegenüber. Insbesondere Grüne mit fünf Novizen und Liberale treten runderneuert mit unerfahrenem Team an. Stimmenkönig ist Stefan Frey (CSU) mit insgesamt 6295 Stimmen vor seinen Fraktionskollegen Thomas Beigel (5075) und Ludwig Jägerhuber (4399) sowie der Grünen Kerstin Täubner-Benicke (4266). Auf Platz fünf folgt die abgewählte Bürgermeisterin John (4054). Sollte Frey zum Landrat gewählt werden, verzichtet er auf sein Stadtratsmandat; Nachrücker wäre Matthias Frühauf. Jüngster Stadtrat ist der 28-jährige Friedrich Federsel (Grüne), ältester der 80-jährige Maximilian Ardelt (WPS).

Die bislang mit sechs Mandatsträgern vertretene Union eroberte acht Sitze im 30-köpfigen Stadtrat und stellt somit die stärkste und auch erfahrenste Fraktion. Den größten Zugewinn verzeichnen die Grünen: Die nunmehr zweitgrößte Fraktion ist mit sechs Mandaten doppelt so stark wie zuvor. Gemessen am Wahlergebnis von 2015 verzeichnen BMS und WPS - die Gruppierungen von Eva John - die größten Verluste: Die verbliebene Tunnelgegner-Allianz verliert insgesamt fünf Sitze. Unverändert im Vergleich zu 2015 bleiben SPD, FDP und Bürgerliste (jeweils zwei Mandate) sowie die UWG, die wie vor fünf Jahren erneut drei Stadtratssitze eroberte.

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Die Verschiebung der politischen Kräfteverhältnisse relativiert sich allerdings mit Blick auf die zuletzt herrschenden realen Verhältnisse im Starnberger Stadtrat. In der zurückliegenden Amtsperiode hatten unverhältnismäßig viele Fraktionswechsel nach internen Streitigkeiten das Geschehen geprägt: Aus der sechsköpfigen BMS-Fraktion wechselten Michael Mignoli, Franz Heidinger und Johannes Bötsch zur Bürgerliste. Die ebenfalls ein halbes Dutzend starke WPS verlor Angelika Kammerl (jetzt CSU) und Sieglinde Loesti, die ihr Mandat fortan als "Parteifreie" wahrnahmen. Hinzu kam Vize-Bürgermeister Klaus Rieskamp, der die BLS im Streit gemeinsam mit Angelika Wahmke verlassen hatte. Wahmke wechselte zur UWG, wird dem neu gewählten Gremium aber als einzige aller acht Spitzenkandidaten und -kandidatinnen nicht mehr angehören.

Die Wahlbeteiligung in Starnberg betrug 57,2 Prozent (2015: 48,8 %). Die Kommunalwahlen 2014 mussten wegen erheblicher Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung ein Jahr später wiederholt werden. Nicht betroffen davon war damals die Entscheidung um den Bürgermeisterposten.

CSU : Stefan Frey, Thomas Beigel, Ludwig Jägerhuber, Charlotte Meyer-Bülow, Angelika Kammerl, Fritz Obermeier, Katja Fohrmann, Rudolf Zirngibl (Nachrücker: Matthias Frühauf, falls Stefan Frey am 29. März zum Landrat gewählt werden sollte); Grüne: Kerstin Täubner-Benicke, Franz Sengl, Angelika Fränkel, Annette Kienzle, Friedrich Federsel, Ursula Lauer; Freie Wähler/UWG: Winfried Wobbe, Thorsten Schüler, Prof. Otto Gaßner; SPD: Tim Weidner, Christiane Falk; FDP: Marc Fiedler, Anke Henniger; BMS: Eva John, Josef Pfister, Anton Summer, Stefan Kandler; WPS: Prof. Günther Picker, Markus Mooser, Maximilian Ardelt; Bürgerliste: Michael Mignoli, Franz Heidinger.

© SZ vom 17.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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