Kommunalwahl:Sensation in Starnberg: Bürgermeisterin abgewählt

Starnberg: Neuer Bürgermeister Patrick Janik

Gleich im ersten Anlauf an die Spitze: Patrick Janik, Gemeinschaftskandidat von CSU, UWG, SPD und BLS, ist neuer Starnberger Bürgermeister.

(Foto: Nila Thiel)

Die Bürger strafen Amtsinhaberin Eva John mit nur 28,5 Prozent ab. Ihr Herausforderer eines Vier-Parteien-Bündnisses, Patrick Janik, erobert mit 51,7 Prozent den Chefsessel im Rathaus.

Von Peter Haacke

Riesenüberraschung bei der Bürgermeisterwahl in Starnberg: Herausforderer Patrick Janik ist neuer Starnberger Rathauschef. Gleich im ersten Anlauf erreichte der parteifreie Gemeinschaftskandidat von CSU, UWG/Freie Wähler, SPD und Bürgerliste mit 51,7 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit. Amtsinhaberin Eva John (BMS, WPS) landete mit einem Stimmenanteil von nur 28,5 Prozent abgeschlagen auf dem zweiten Platz. Sie führte ihre Niederlage auf eine seit Jahren andauernde "Kampagne" zurück.

Grünen-Kandidatin Kerstin Täubner-Benicke kam auf 15,1 Prozent, FDP-Bewerber Marc Fiedler auf 4,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,5 Prozent - deutlich mehr als 2014, als 56,6 Prozent von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht hatten. Von den 18 688 Wahlberechtigten hatten in der Kreisstadt 7050 Personen Briefwahl beantragt - ein neuer Rekord.

Mit dem eindeutigen Wahlergebnis in Starnberg hatte im Vorfeld der Wahlen kaum jemand gerechnet. Die meisten Kenner der Starnberger Verhältnisse hatten - ebenso wie schon in den Jahren 2002, 2008 und 2014 - eine Stichwahl prophezeit. Dass aber das Ergebnis nach Auszählung der insgesamt 36 Wahlbezirke so deutlich zugunsten des Herausforderers ausfiel, überraschte sogar Janik. Der 44-jährige Rechtsanwalt, der die Amtsgeschäfte von seiner Vorgängerin Anfang Mai übernehmen wird, feierte seinen Erfolg am Sonntagabend zu Hause im kleinen Kreis gemeinsam mit seiner Ehefrau und seiner Schwägerin. "Es ist ein Vertrauensbeweis meiner Heimatstadt", sagte Janik, "mit dem ich in dieser Form nicht gerechnet habe." Zwar habe er stets auf einen erfolgreichen Wahlausgang gehofft, einen Wahlsieg bereits im ersten Durchgang hatte er sich aber nicht vorstellen können.

Die bisherige Amtsinhaberin gratulierte Janik per E-Mail zum Wahlsieg. Sie erklärte, das für sie enttäuschende Ergebnis sei nicht ganz unerwartet zustande gekommen. Politische Gründe für ihre deutliche Niederlage nannte sie nicht. Stattdessen beklagte sich John insbesondere darüber, "dass die seit fast drei Jahren andauernde Kampagne, die darauf ausgelegt war, mich als Person und als Erste Bürgermeisterin zu diskreditieren und eine Wiederwahl zu verhindern, erfolgreich war". Aus Johns Sicht habe dabei "das Verteilen anonymer Hetzblätter mit strafrechtlich relevanten Inhalten" den Höhepunkt dieser Kampagne gebildet. Sie selbst blicke auf "sechs lehrreiche Jahre" und eine "für die Stadt Starnberg und ihre Bürger erfolgreiche Tätigkeit als Erste Bürgermeisterin zurück".

Kommunalwahl: Patrick Janik übernimmt im Mai die Amtsgeschäfte von seiner Vorgängerin Eva John.

Patrick Janik übernimmt im Mai die Amtsgeschäfte von seiner Vorgängerin Eva John.

(Foto: Stephan Rumpf)

Beim Auszählen der insgesamt 36 Starnberger Wahlbezirke - der Ortsteil Hanfeld wurde kurzerhand dem Wahllokal Betriebshof zugeschlagen - hatte Janik von Beginn an in Führung gelegen. Um 20.20 Uhr stand das Resultat fest. Das beste Ergebnis eroberte Starnbergs neuer Bürgermeister mit 73,9 Prozent im Ortsteil Hadorf; die geringste Zustimmung hatte er in Percha mit 37,2 Prozent. Hier dominierte Amtsinhaberin John mit 39,7 Prozent - ihr bestes Ergebnis. Ansonsten aber pendelte sich der Stimmenanteil für John im Bereich zwischen 15 und 35 Prozent ein, das schlechteste Ergebnis gab es in Leutstetten mit lediglich neun Prozent.

"Ein bisschen enttäuscht" zeigte sich Kerstin Täubner-Benicke, die mit 15,1 Prozent zwar das beste Ergebnis für die Grünen bei Bürgermeisterwahlen in Starnberg für sich reklamierte, sich aber mehr für ihre Partei erwartet hatte. "Viele Wähler haben sich mit Patrick Janik für die sichere Bank entschieden", sagte sie - auch wenn Janik im Hinblick aufs Thema "Seeanbindung" nicht um seinen Job zu beneiden sei. Täubner-Benicke ist aber ebenso froh über den Wechsel an der Rathausspitze wie Marc Fiedler, der nicht einmal fünf Prozent erreichte. Enttäuscht war der Liberale aber über sein eigenes Abschneiden. Die Wahl sei "extrem taktisch" geprägt gewesen. Selbstkritisch räumte er ein, dass der Wechselkurs innerhalb der Starnberger FDP Stimmen gekostet haben könnte. Die Stimmung in der Kreisstadt sei aber eindeutig gewesen: "Die Leute wollten Veränderung haben", sagte er. "Hauptsache - ein neuer Bürgermeister."

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