Bayerische Seenschifffahrt:Alarm auf der Seeshaupt

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Großeinsatz auf der Seeshaupt: Die Feuerwehr muss das Schiff mit einem Großaufgebot evakuieren. (Foto: Feuerwehr Starnberg)

Nach dem Austritt von Kohlendioxid muss das Schiff am Mittwochabend in Starnberg evakuiert werden. Der Vorfall reiht sich ein in eine Serie von Pannen in dieser Saison.

Von Christian Deussing und Linus Freymark, Starnberg

Zufrieden? Nein, zufrieden sei er natürlich nicht mit der diesjährigen Saison, sagt Michael Grießer. Es war ja gefühlt auch eine Panne nach der nächsten, die die Bayerische Seenschifffahrt in diesem Jahr ereilt hat, und Grießer hatte als Geschäftsführer alle Hände voll damit zu tun, die Einschränkungen für seine Fahrgäste so gering wie möglich zu halten. "So ein Seuchenjahr brauchen wir wirklich nicht nochmal", sagt er. Das Jahr sei geprägt gewesen von einem "Zusammentreffen vieler unglücklicher Umstände".

Seit Mittwochabend ist diese Liste um einen Umstand länger. Auf der MS Seeshaupt war laut Feuerwehr gegen 18 Uhr aus einer undichten Flaschenbatterie an einer Schankanlage Kohlendioxid ausgetreten, das Schiff musste daraufhin evakuiert werden. Fast 50 Einsatzkräfte rückten zum Starnberger Dampfersteg aus, knapp hundert Fahrgäste mussten vom Schiff gebracht werden. Es sei aber niemand verletzt worden, teilten die Polizei sowie Starnbergs Feuerwehrkommandant Markus Grasl mit. Mit Atemschutzmasken waren Feuerwehrleute in den Technikraum vorgedrungen, um die offenbar defekten Flaschenbatterien von der Anlage abzutrennen. Die Passagiere seien aber nicht gefährdet gewesen, berichtete die Feuerwehr. Der Einsatz war nach etwa einer Stunde beendet.

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Auch Grießer betont, die Einsatzkräfte hätten relativ schnell Entwarnung geben können. Zur Ursache erklärte er: "Ganz ausschließen kann man so etwas nicht." Tatsächlich war es laut Feuerwehr im Mai 2022 bereits zu einem ähnlichen Vorfall auf der Seeshaupt gekommen. Weil das Schiff damals aber in der Werft lag, waren anders als am Mittwoch keine Passagiere davon betroffen. Die Schankanlage werde regelmäßig von einer externen Firma gewartet. Nun gehe es darum, mithilfe von Fachleuten herauszufinden, wie es genau zum Austritt des Kohlendioxids gekommen war. Auch die Fahrgäste hätten gelassen auf den Feuerwehreinsatz reagiert, was die Seenschifffahrt wohl vor allem der Tatsache zu verdanken haben dürfte, dass die Route der Seeshaupt sowieso in Starnberg geendet hätte - wenigstens ein glücklicher Umstand für das Unternehmen in dieser sonst so unglücklichen Saison.

Der Vorfall vom Mittwoch reiht sich ein in eine Serie von Pannen, die sich für die Bayerische Seenschifffahrt durch die bisherige Saison zieht. Los ging es mit der MS Bayern, die eigentlich in diesem Sommer wieder einsatzbereit sein sollte, nachdem bereits zum Ende der vorherigen Saison ein Leck im Rumpf entdeckt worden war. Wegen des alten U-förmigen Rumpfs und niedrigen Wasserstands konnte der Dampfer aber nicht auf die Helling zur Reparatur gehoben werden, die Bayern ist nach wie vor nicht in Betrieb. Im Mai lief die erst zwei Jahre alte EMS Berg wegen eines technischen Defekts nahe der Roseninsel auf Grund. Kurz darauf prallte die Starnberg an einen Steg am Bayerischen Yachtclub. Die Kupplung hatte sich verhakt, das Schiff war nicht mehr zu manövrieren.

Wegen eines Defekts an einer Schankanlage musste die Feuerwehr zum Starnberger Dampfersteg ausrücken. (Foto: Feuerwehr Starnberg)

Und auch auf der Seeshaupt ist es nicht die erste Panne in diesem Jahr: Wegen eines technischen Defekts war das Schiff von Ende Mai bis Ende Juni nicht einsatzbereit. Wegen all dieser Pannen und des Personalmangels, mit dem das Unternehmen wie so viele andere auch kämpft, sind die Schiffe auf dem Starnberger See derzeit nach einem Ersatzfahrplan unterwegs. Diese Maßnahme habe laut Grießer dafür gesorgt, das Vertrauen der Fahrgäste zurückzugewinnen. "Die Anrufe in der Geschäftsstelle sind seitdem deutlich weniger geworden", sagt er. Damit solche Maßnahmen in der kommenden Saison nicht mehr notwendig werden, hat die Seenschifffahrt bereits Vorkehrungen getroffen. Man werde die Schiffe neben der turnusgemäßen Wartung im Herbst und Winter nochmals zusätzlich "genau checken", erklärte Grießer.

Die Seeshaupt war am Donnerstag bereits wieder in Betrieb. Nur die betroffene Schankanlage auf dem Oberdeck ist noch nicht wieder einsatzbereit.

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