Winter im Landkreis Starnberg:Der Schnee muss weg

Lesezeit: 2 min

Weil er einfach nicht taut, tragen die Gemeinden nach und nach die Berge ab und türmen sie auf Wiesen und Parkplätzen auf. Nicht alle Hauseigentümer folgen dem Beispiel: In Starnberg rutscht eine 79-Jährige aus und bricht sich die Kniescheibe.

Von Blanche Mamer, Starnberg

Mehr als zwei Meter hoch türmen sich vereiste Schneehaufen am Straßenrand, blockieren Parkplätze, verschmälern Zufahrten, versperren den Autofahrern die Sicht und machen den Fußgängern das Leben schwer. Weil die Berge einfach nicht tauen, tragen die Kommunen sie ab und türmen den Schnee auf Parkplätzen oder eigens dafür ausgewiesenen Flächen auf. Am Sonntag soll es schon wieder schneien.

Im Gautinger Ortsteil Buchendorf beispielsweise hat der Bauhof am Donnerstag an der Mariensäule in der Ortsmitte aufräumt. Ein Kleinbagger mit einer großen Grabeschaufel kämpfte mit den tiefgefrorenen Schneemassen an der Friedhofsmauer und lud sie auf einen Unimog mit Anhänger. Der Fahrer musste immer wieder innehalten, weil der Linienbus nicht vorbeikam oder ein Lastwagen abbiegen wollte. Seit Tagen ist der Gautinger Bauhof mit dem Abräumen beschäftigt. "Überall da, wo Gefahr droht, sind die Mitarbeiter im Einsatz. Nicht systematisch, sondern auf Zuruf", sagte Rathaussprecher Maximilian Olberding. Man reagiere auf Beschwerden von Bürgern und auf die Informationen eines Kontrolleurs, der regelmäßig die Straßen und Wege überprüfe und unübersichtliche Stellen und gefährliche Ecken melde.

Unüberwindliche Schneemassen versperren die Sicht und ragen in die Gehwege. Es bleibt noch viel Arbeit für den Starnberger Betriebshof. (Foto: Georgine Treybal)

Zunächst werde versucht, den Schnee zu verteilen oder in den Straßengraben zu schieben. Wenn das nicht gehe, werden die Massen aufgeladen und auf Parkplätze am Sommerbad und oberhalb vom Münchner Berg abgeladen, "dort, wo der Boden ohnehin bereits durch Ablagerungen parkender Autos verschmutzt ist". Im Frühjahr nach der Schneeschmelze würden die Plätze gesäubert, der Restsplit müsse als Sondermüll entsorgt werden, erklärte Olberding.

Die Stadt Starnberg lässt die Schneemassen auf eine Wiese neben dem Betriebshof kippen. "Die Fläche ist dafür ausgewiesen und hat keine andere Nutzung", sagte Martina Sontheim, stellvertretende Leiterin des städtischen Betriebshofs. Seit knapp zwei Wochen seien die Mitarbeiter dabei, die aufgehäuften Schneeberge aufzuladen und wegzufahren. Dafür stehe schweres Gerät zur Verfügung. Demnach waren eine großen und eine kleine Schneefräse im Einsatz, zudem zwei große und zwei kleine Lkw. "Für ein paar Tage musste sogar eine Fremdfirma engagiert werden, um die Zufahrten für Feuerwehr und Rettungsdienste von Schneehaufen frei zu machen und zu sichern", so Sontheim.

In Andechs, wo eine Menge Schnee gefallen ist und die Arbeiter beim Räumen bereits erkannt haben, dass die hohen Schneehaufen die Sicht einschränken und Fußgänger und Verkehr gefährden könnten, ist bald mit dem Abtragen begonnen worden. "Zum Glück haben wir bereits Anfang vergangener Woche damit begonnen, noch bevor der Frost kam", sagt Peter Kirchbichler vom Andechser Ordnungsamt. Fünf Mitarbeiter hätten vier komplette Tage in den drei Ortsteilen Erling, Frieding und Machtlfing geschuftet, um der Schneehaufen Herr zu werden. Als Räumfahrzeuge wurde alles eingesetzt, was zur Verfügung stand, vom Unimog bis zum Traktor mit Vorderlader und Anhänger. Da es in der Gemeinde laut Kirchbichler keinen Lagerplatz gibt, wurde der Schnee auf gemeindeeigenen Wiesen abgeladen, "auf jedem freien Fleckchen, wo er nicht stört und tauen kann, so bald es wärmer wird".

Doch nicht alle Gemeinden haben mit solchen Schneemengen zu kämpfen. Für die Herrschinger stellte sich das Problem gar nicht erst. "Wir hatten bei weitem nicht so viel Schnee, wie die anderen", sagte Inge Eckel vom Bauamt. Klar, sei geräumt worden, doch unübersichtliche Schneehaufen habe es so nah am See nicht gegeben.

Wie wichtig es ist, die Gehwege von Eis und Schnee zu befreien, zeigte sich am Mittwochvormittag in Starnberg. Eine 79-Jährige war zu Fuß auf dem Gehweg der Hanfelder Straße in Richtung Innenstadt unterwegs. Auf einem nicht geräumten und nicht gestreuten Teilstück rutschte sie aus und stürzte so unglücklich, dass sie sich die Kniescheibe brach. Sie musste vom Rettungsdienst ins Klinikum gebracht werden. Der Hauseigentümer hatte nicht dafür gesorgt, dass der Gehweg gefahrlos zu begehen ist, berichtet die Polizei. Er wird sich laut Polizei nun wegen fahrlässiger Körperverletzung verantworten müssen.

© SZ vom 01.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Diese Typen bleiben cool
:Helden des Winters

Autofahrer schieben gemeinsam einen Kleinwagen wieder auf die Straße. Ein Gautinger bietet seine Räumdienste an. Und in dem eingeschneiten Weiler Sonnau greifen die Nachbarn gemeinsam zu den Schaufeln.

Von Carolin Fries und Armin Greune

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: