Starnberg:Eltern und Sohn erschossen: Anklage im Januar

Lesezeit: 2 min

Ein 19-jähriger Waffennarr soll im Januar 2020 eine Starnberger Familie ermordet haben. Gegen ihn und einen 18-Jährigen Mittäter soll voraussichtlich schon bald Anklage erhoben werden.

Von Christian Deussing, Starnberg

Das Verbrechen erschüttert Starnberg und die ganze Region: In einem Einfamilienhaus im Norden der Kreisstadt entdeckt die Polizei am Abend des 12. Januar drei Leichen: eine 60-jährige Therapeutin und ihren 64 Jahre alten Ehemann, einen TV-Lichttechniker. Sie liegen tot in ihrem Schlafzimmer im ersten Stock, im Zimmer daneben wird der 21-jährige Sohn des Ehepaars gefunden. Die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck ist zunächst anhand der Spurenlage davon überzeugt, dass der 21-jährige Büchsenmacher-Lehrling seine Eltern erschossen und dann sich umgebracht hat. Der Haushund, ein Golden Retriever, überlebt das grausige Geschehen mit Schusswunden. Sichergestellt werden zwei Tatwaffen - eine Glock, Kaliber neun Millimeter, und eine Walther, Kaliber 6,35 Browning. Abgefeuert wurden laut Kripo zwölf bis 15 Schüsse.

Es fehlen aber ein Motiv und ein Abschiedsbrief, zudem gibt es Ungereimtheiten, etwa bei den Blutspuren im Anwesen. Zwei Wochen später kommt es zur überraschenden Wende: Ein 19-jähriger Freund des zuerst verdächtigten Sohnes, ein Waffennarr, wird in Olching festgenommen. Er gesteht laut Polizei kurz darauf, seinen Freund und dessen Eltern im Starnberger Haus erschossen zu haben, ohne aber ein Motiv zu nennen.

Hinweise aus dem Umfeld des Ausbildungsbetriebs des 21-Jährigen führen die Fahnder auf die Spur des Olchingers. In seinem Dachgeschoss wird ein illegales Waffenarsenal entdeckt, darunter Kriegswaffen und Munition sowie Stoffe, mit denen Sprengstoff hergestellt werden könne, so die Staatsanwaltschaft München II. Nach deren Angaben sagte der Olchinger aus, erst den Sohn und dann die Eltern erschossen zu haben. Danach habe er den Tatort so hergerichtet, dass der Eindruck entstehe, sein Freund sei der Schütze gewesen und habe Suizid begangen. Die detaillierten Schilderungen und ein rekonstruiertes Handyvideo des 19-Jährigen vom Tatort belegten dieses Eingeständnis, so die Staatsanwaltschaft auf einer Pressekonferenz.

In der Wohnung des Olchingers wird auch ein 18-jähriger Starnberger angetroffen und festgenommen. Er soll nach Angaben der Kripo den mutmaßlichen Täter zum Haus der Familie gefahren, dort wieder abgeholt und vom Mordplan des 19-Jährigen gewusst haben, der den Zugangscode zum Anwesen kennt. Beide junge Männer befinden sich seit dem 24. Januar in Untersuchungshaft. Gegen sie wird wegen Mordes beziehungsweise Beihilfe sowie wegen "Verbrechens im Sinne des Kriegswaffengesetzes" ermittelt. Mit der Anklageerhebung wird im Januar gerechnet.

Der mutmaßliche Dreifachmörder soll am Vorabend seiner Verhaftung maskiert und mit einer Pistole bewaffnet auch einen Supermarkt in Emmering überfallen und rund 2500 Euro erbeutet haben. Die Ermittler glauben auch, dass der 19-Jährige bereits am 26. November 2019 auf gleiche Weise einen Discounter in Olching ausgeraubt habe.

© SZ vom 30.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Das war 2020 im Landkreis Starnberg
:Bilanz einer Krankenpflegerin

Im Frühjahr versorgt die Pflegefachkraft Selma Bikić ihre ersten Corona-Patienten, zum Jahresende steckt sich die 24-Jährige selbst mit dem Erreger an.

Von Carolin Fries

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: