Das wird eine schöne Bescherung für alle, die noch auf eine Lieferung warten: Ein 50-jähriger Pöckinger soll mehr als 600 Päckchen, Pakete, Briefe und Zeitschriften eingesammelt und haufenweise in seiner Wohnung gehortet haben. Die Kartons und Umschläge hatten Zusteller vermutlich vor Haustüren und in Treppenhäusern abgelegt, weil die Empfänger nicht zu Hause waren.
Die Sache flog am vergangenen Freitag auf, als laut Polizei ein 36 Jahre alter Mann im Flur seines 50-jährigen Vermieters zufällig ein Päckchen entdeckte, auf das er schon lange vergebens gewartet hatte. Der Mieter verständigte daraufhin die Starnberger Polizei.
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Die Käufer stellen die riesigen Christbäume etwa in die Eingangsfoyers ihrer Villen - und ordern einen Zweitbaum fürs Wohnzimmer.
Die Beamten fanden in der Wohnung "Sammelgut, das sich im Laufe der Zeit aufgetürmt" habe, berichtet Polizeihauptkommissar Kai Motschmann. Dreimal mussten die Beamten mit dem Mannschaftsbus anrücken, um alle mutmaßlich unterschlagenen Postsendungen abzuholen und zur Wache zu bringen. Dort wird jetzt eine Arbeitsgruppe die etwa 630 Päckchen und Umschläge den Empfängern zuordnen.
Die Empfänger wohnen am Starnberger See
Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler stahl der Pöckinger die Lieferungen bereits seit dem vorigen Jahr, viele Päckchen ließ er ungeöffnet. Er soll sie bei seiner Tätigkeit als Zeitungszusteller entdeckt und mitgenommen haben. Die Adressaten wohnen vorwiegend in Pöcking, Tutzing und Starnberg. Die Polizei schließt aber nicht aus, dass auch noch Empfänger aus anderen Gemeinden von den Unterschlagungen betroffen sind. Bisher gehe man davon aus, dass sich darunter vorwiegend keine aktuellen Weihnachtspakete befinden dürften, sagt Motschmann. Die Inspektion wird alle Betroffenen in den kommenden Wochen anschreiben und bittet wegen der Masse an Adressaten dringend darum, nicht selbst bei der Dienststelle nachzufragen.
Gegen den Pöckinger wird jetzt wegen Unterschlagung von Postsendungen und Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses ermittelt. Die Vernehmungen liefen noch, ein Tatmotiv sei bisher unklar, erläutert Motschmann, der seit mehr als 30 Jahren in der Starnberger Inspektion tätig ist und nach eigenen Angaben so einen Fall noch nicht erlebt hat. Der tatverdächtige Mann sei zuvor nicht polizeibekannt gewesen und befinde sich weiterhin auf freiem Fuß, teilt der Hauptkommissar außerdem mit.
Nun müssen fünf Beamte die rund 630 Päckchen, Briefe und Pakete mühsam katalogisieren und große Tabellen erstellen. Die Sendungen dürften nach Polizeiauskunft zudem nur in Gegenwart der Empfänger geöffnet werden. Auch deshalb lasse sich derzeit der Wert des entdeckten Diebesgut nicht beziffern, hieß es.
Die Post hatte nach eigenen Angaben keine Auffälligkeiten bemerkt. "Wir werden alles tun, den Fall mit aufzuklären", betont Klaus-Dieter Nawrath, Sprecher der Post-DHL-Gruppe in München.