Open-Air-Kino in Starnberg:Das Festival vorm Festival

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Wenn es dunkel wird, kann es losgehen: Das Open-Air-Kino im Starnberger Seebad ist seit Jahren fester Bestandteil des cineastischen Sommers. (Foto: Nila Thiel)

24 Abende unter freiem Himmel im Seebad mit großartigen Filmen: Als Vorbote des Fünfseen-Filmfestivals startet am 28. Juli die Kino-Freiluftsaison. Einer der Höhepunkte ist die Premiere des Eberhofer-Krimis "Rehragout Rendezvous".

Von Katja Sebald, Starnberg

Für die einen ist es das Festival vor dem Filmfestival, für die anderen sogar das Highlight des Sommers. Mit Sicherheit aber ist das Seebad in Starnberg einer der schönsten Plätze, die es für ein Open-Air-Kino geben kann: Von Ende Juli an können die Starnberger wieder an 24 Abenden unter freiem Himmel Filme schauen. Und es sind Filme, "auf die man sich verlassen kann", verspricht Kinobetreiber Matthias Helwig: Die aktuellen Publikumsfavoriten sind ebenso dabei wie die Arthouse-Perlen des zurückliegenden Jahres, auch ein Klassiker wird gezeigt.

Wie jeden Sommer wird auch diesmal die aktuelle Verfilmung eines Eberhofer-Krimis von Rita Falk mit Sebastian Bezzel, Simon Schwarz und Lisa Maria Potthoff zu den größten Besucherattraktionen gehören. Das von den Fans sehnsüchtig erwartete "Rehragout Rendezvous" wird deshalb an insgesamt sechs Abenden serviert werden, am 4. und am 9. August sogar vor dem offiziellen Kinostart.

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Der Genuss wird umso größer sein, als es sich um die vorerst letzte Folge der Reihe handelt. Auch zahlreiche andere Filme, die gerade erst im Kino angelaufen sind, wurden früher als sonst üblich für das Starnberger Open Air freigegeben. "Dem Kino geht es nicht so gut", nennt Helwig als Grund dafür. Mit einem besonderen Event und nicht zuletzt mit einer guten Auswahl könne man aber auch in schwierigen Zeiten das Publikum anlocken. Für das sommerliche Freiluftkino gilt für ihn, was für seine Breitwand-Kinos das ganze Jahr über gilt: Er zeigt nicht nur Mainstream, sondern insgesamt 19 Filme, die ihm am Herzen liegen.

In den kommenden Wochen dürfte für nahezu jeden Geschmack etwas dabei sein. Aber allein die Kulisse ist so spektakulär, dass es fast egal sein dürfte, welcher Film gezeigt wird: Wenn abends um 20 Uhr das Seebad für Badegäste schließt, dürfen die Cineasten durch ein Hintertürchen auf die Liegewiese kommen. Bis es ganz dunkel ist, sollte man tunlichst nicht in Richtung Leinwand blicken, sondern auf den See im Abendlicht und auf die Berge. Man kann einen Sundowner trinken und auch etwas essen. Bei Einbruch der Dunkelheit beginnt dann die Filmvorführung: Das ist in den ersten Tagen erst nach 21 Uhr, in der letzten Woche dann schon deutlich früher. Gespielt wird wie in den vergangenen Jahren auch bei Regen, sofern die Zuschauer nicht durch Gewitter und Sturm gefährdet sind. Und die Preise sind im Vergleich zum Vorjahr nicht gestiegen.

"Dem Kino geht es nicht so gut": Festivalleiter Matthias Helwig (rechts) mit dem Filmproduzenten Dieter Horres ("Adiòs Buenos Aires"). (Foto: Arlet Ulfers)
Echte Cineasten lassen sich das Kinovergnügen unter freiem Himmel auch von Regen nicht verderben: Mülltüten sind ein idealer Nässeschutz und gerantieren ein trockenes Plätzchen. (Foto: Nila Thiel)

Das Open Air beginnt am Freitag, 28. Juli, mit Christian Petzolds Film "Roter Himmel", der auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde. "Everything Everywhere All At Once" wurde gerade mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet. Aber auch "Mission Impossible - Dead Reckoning, Teil 1" mit Tom Cruise, "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" mit Harrison Ford sowie Christopher Nolans neuer Film "Oppenheimer" werden jeweils an einem Abend gezeigt. Mit "Gesang der Flusskrebse", "Was man von hier aus sehen kann" und "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" sind drei Romanverfilmungen zu sehen.

"Acht Berge" nach dem Roman von Paolo Cognetti zählt Helwig zu seinen persönlichen Highlights: "In gewisser Weise sind wir doch alle auf der Suche nach dem Sinn des Lebens", sagt er. Eine persönliche Empfehlung will er auch für "Im Taxi mit Madeleine" abgeben, in dem sich eine alte Dame auf dem Weg ins Pflegeheim zu verschiedenen Zwischenstopps bringen lässt. "Das ist ein Film, den ich unterschätzt habe", sagt er. "Das Lehrerzimmer" wurde mit fünf deutschen Filmpreisen ausgezeichnet. Zusammen mit "Tár", "The Banshees of Innisherin" und "The Triangle of Sadness" bildet diese Parabel über den Zustand unserer Gesellschaft einen Rückblick auf die besten Arthouse-Filme der bisherigen Kinosaison.

Am Donnerstag, 17. August, wird es auch ein Filmgespräch geben, wenn Drehbuchautor German Kral und Produzent Dieter Horres ihren Film "Adiòs Buenos Aires" vorstellen, der soeben mit dem Publikumspreis in Oberaudorf ausgezeichnet wurde. Der Film porträtiert eine fünfköpfige Tangoband während der großen wirtschaftlichen Krise des Landes. Auch der Film selbst, der ausschließlich in Argentinien gedreht wurde, entstand unter schwierigsten wirtschaftlichen Bedingungen während der Corona-Zeit, berichtet Dieter Horres, der in Stegen am Ammersee lebt, im Vorfeld. Am 3. August will Horres zur Filmvorführung des wunderbaren Klassikers "Le Grand Bleu - Im Rausch der Tiefe" aus dem Jahr 1988 den Hauptdarsteller Jean-Marc Barr mitbringen, so Horres. Spätestens, wenn er dieses Versprechen wahr macht, wird das Open Air tatsächlich zum Festival vor dem Filmfestival.

Das 17. Fünfseen-Filmfestival

Nach dem Ende des sommerlichen Open-Air-Kinos wird im Seebad das Fünfseen-Filmfestival (FSFF) eröffnet. Bei schönem Wetter findet die festliche Auftaktveranstaltung - bei der auch ein besonderer Überraschungsfilm gezeigt wird - ebenfalls mit abendlichem See- und Bergblick statt. Danach werden an zwölf verschiedenen Spielstätten im Landkreis Starnberg weit über hundert deutsche und internationale Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme in neun verschiedenen Wettbewerben dem Publikum präsentiert. Zahlreiche Ehrengäste aus der Filmbranche werden erwartet. Bei Filmgesprächen und Diskussionsrunden kann man die Stars persönlich erleben. Und auch im Freien kann man weiterhin Filme anschauen: Die Open-Air-Leinwand zieht während des Festivals nach Weßling um und wird dort vor dem Pfarrstadel aufgebaut. Das gesamte Programm des FSFF wird am 6. August veröffentlicht. Tickets für die Eröffnungsfeier am 22. August und für die legendäre Dampferfahrt mit Filmvorführung und Preisverleihung am 28. August kann man bereits jetzt online unter www.fsff.de kaufen.

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