Starnberg:Aufruhr im "königlichen Dorf"

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Die Ruhe im "königlichen Dorf" - hier der Blick von einer Pferdekoppel auf Schloss Leutstetten - ist bedroht: Die Stadt plant im Dorf den Bau einer Wendeplatte für Busse, was einigen Anwohnern nicht gefällt. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der geplante Bau eines Buswendeplatzes bringt etliche Leutstettener Bürger in Rage. Sie bangen um die Dorfidylle.

Von Peter Haacke, Starnberg

Sie fühlen sich von der Stadtverwaltung ausgetrickst, missachtet und hintergangen. Einige sind schwer empört, andere einfach nur enttäuscht. Doch in der Sache ist man sich im "königlichen Dorf" einig: In Leutstetten, dem nördlichsten Ortsteil Starnbergs mit seinen 525 Einwohnern, herrscht Aufruhr - und das alles nur wegen eines Buswendeplatzes, der eigentlich als Verbesserung für den ÖPNV gedacht war.

Mehrfach haben die Leutstettener ihre ablehnende Haltung dazu kundgetan, da sie um die Dorfidylle fürchten, zuletzt sogar einen Bürgerantrag eingereicht. Doch es nutzt wohl alles nichts. Der Stadtrat blieb am Montag mehrheitlich bei seiner Entscheidung und lehnte den Bürgerantrag ab. Grund: Der Bau des Buswendeplatzes gilt als "zwingend erforderlich", die Ausschreibungen für die Buslinien laufen bereits - und alles andere würde die Sache wohl extrem verteuern.

Die Angelegenheit gewann zuletzt zunehmend an Dynamik. Bereits im Herbst 2022 waren die Leutstettener im Rahmen einer Ortsteilbürgerversammlung darüber informiert worden, dass im Dorf mit den schmalen Straßen ein Buswendeplatz entstehen soll. Die Begeisterung darüber hielt sich in Grenzen, immer wieder wurde über den Standort diskutiert. Doch aus der anfänglichen Skepsis erwuchs im Lauf der vergangenen Monate Protest.

Vorläufiger Höhepunkt: Mittels eines Bürgerantrags forderte ein Teil der Leutstettener Bürger den Verzicht auf den beschlossenen und bereits beauftragten Bau des Buswendeplatzes. Insgesamt 257 gültige Unterschriften landeten im Rathaus. Die Forderung: Der Stadtrat möge seinen Beschluss rückgängig machen und schnellstmöglich Alternativen ersinnen - etwa in der Linienführung oder auch, wie in früheren Zeiten, durch den Einsatz kleinerer Busse.

Doch dafür dürfte es zu spät sein. Hintergrund: Zum Dezember 2024 wird der Busfahrplan umgestellt und gilt dann vier Jahre. Die Ausschreibung der Buslinien durch das Landratsamt ist längst erfolgt. Der Plan: Im Rahmen der Neuausschreibung wird die ÖPNV-Anbindung zwischen Leutstetten und Wangen verändert. Die Direktverbindung zwischen den Nachbardörfern wird eingestellt, stattdessen wird die Ringlinie 904 in zwei einzelne Linien aufgeteilt: Die "neue" Stadtbuslinie 904 fährt dann über Percha/Buchhof nach Wangen und Schäftlarn, die neue Linie 905 von Leutstetten direkt nach Starnberg bis zum Waldspielplatz. Da in Leutstetten aber keine weitere Verbindung besteht, muss der 905er-Bus auch wenden können.

Die bisherige ÖPNV-Direktverbindung von Leutstetten nach Wangen durchs Wildmoos soll von Dezember 2024 an entfallen. (Foto: Georgine Treybal)

Die Initiatoren des Bürgerantrags sehen das anders. Eine "deutliche Mehrheit der Leutstettener Bürger" lehne den Buswendeplatz ab, weil eine befestigte Fläche in der Mitte des ländlichen Ortes "als sehr störend empfunden wird", heißt es unter anderem. Alles soll so bleiben, wie es ist. Die Stadtverwaltung hält dagegen, dass jedwede Änderung an den Planungen weitere Kosten nach sich zieht. Gleichwohl rechnet man im Rathaus über den Zeitraum von vier Jahren insgesamt mit mehr als einer Million Euro zusätzlich zulasten der Stadt für eine Querverbindung zwischen Leutstetten und Wangen. Weitere Fahrer und Fahrzeuge wären teuer, zumal die in der Ausschreibung des Landratsamtes gar nicht vorgesehen sind. Auch würden kaum alle Leutstettener Schulkinder nebst normalen Passagieren in einen ÖPNV-Kleinbus passen.

Johannes Pestenhofer, seit Jahresbeginn Ortssprecher von Leutstetten, wurde gar nicht zu seiner Meinung über die Buswendeanlage befragt. (Foto: Arlet Ulfers)

Entscheidungshilfe in der strittigen Causa lieferte am Montag der erst im Januar gewählte Leutstettener Ortssprecher Johann Pestenhofer: Er stellte fest, dass von den 257 Unterschriften des Bürgerantrags lediglich 128 aus Leutstetten kamen, der Rest aus Wangen und Starnberg. Er selbst sei gar nicht befragt worden. Und überhaupt: Kein einziger Leutstettener habe sich bei ihm beschwert. Der Stadtrat blieb daraufhin bei seinem Votum und lehnte den Bürgerantrag ab. Es gibt keine Änderungen an den Planungen, sondern lediglich einen zusätzlichen Appell an Landratsamt und MVV: Soweit möglich solle man künftig auf allen Stadtbuslinien auch Kleinbusse einsetzen.

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