Dorfgestaltung:Risse im Postkartenidyll

Dorfgestaltung: Die Würm lockt in Leutstetten zahllose Freizeitsportler an. Doch was für Boots- und SUP-Fahrer im Sommer ein großes Vergnügen ist, bleibt für die Anwohner ein wiederkehrendes Ärgernis: Regelmäßig ist die Ortszufahrt zugeparkt.

Die Würm lockt in Leutstetten zahllose Freizeitsportler an. Doch was für Boots- und SUP-Fahrer im Sommer ein großes Vergnügen ist, bleibt für die Anwohner ein wiederkehrendes Ärgernis: Regelmäßig ist die Ortszufahrt zugeparkt.

(Foto: Georgine Treybal/Starnberger SZ)

Die Würm, ein Schloss, die Villa Rustica: Leutstetten ist der vielleicht pittoreskeste der Starnberger Ortsteile. Die Einwohner sehen darin allerdings nicht nur Vorteile.

Von Peter Haacke

Als Juwel unter den acht Starnberger Ortsteilen gilt Leutstetten: Das "königliche Dorf" im Norden der Kreisstadt mit seinem Schloss lockt insbesondere im Sommer wahre Heerscharen von Ausflüglern an, die sich im traditionellen Biergarten der Schlossgaststätte vergnügen, die Würm befahren oder auch die "Villa Rustica" - ein Überbleibsel aus der Römerzeit - besichtigen. Doch das idyllisch wirkende Idealbild eines oberbayerischen Dorfes wirkt zunehmend rissig: Probleme bereitet insbesondere der überbordende sommerliche Freizeitverkehr und der Zuzug. Der Ortsteil verliert sein Gesicht. Dabei sind einige Probleme durchaus hausgemacht. Das verdeutlichte am Donnerstag die Ortsteilversammlung, an der rund 70 Anwohner teilnahmen. Die drängendsten Themen: unzureichende Busverbindungen, ein fehlender Spielplatz, ungeklärte Wegeverbindungen und das Schicksal des alten Feuerwehrhauses aus dem Jahr 1905.

Dorfgestaltung: Die Schlossgastätte in Leutstetten lockt mit ihrem Biergarten jeden Sommer Tausende von Besuchern an.

Die Schlossgastätte in Leutstetten lockt mit ihrem Biergarten jeden Sommer Tausende von Besuchern an.

(Foto: Georgine Treybal/Starnberger SZ)

Starnbergs Vize-Bürgermeisterin Angelika Kammerl (CSU) und Stadtbaumeister Stephan Weinl nahmen nach konstruktiver Debatte eine Reihe von Anregungen mit ins Rathaus, doch es gab auch Widerstand gegen einige Pläne der Stadt. So fiel etwa der Vorschlag für den Standort eines Buswendeplatzes an der Wangener Straße auf Höhe Moosweg durch: Die von der Stadt auserkorene Stelle im Landschaftsschutzgebiet mit einem Flächenbedarf von 465 Quadratmetern sei ungeeignet, verdeutlichten mehrere Bürger und Vertreter der Feuerwehr. Der Bereich werde regelmäßig bei Starkregen oder Tauwetter überspült und sei dann unbefahrbar. Dieselbe Problematik beträfe auch die Planung für einen öffentlichen Spielplatz neben dem Wendeplatz.

Nur zu Schulzeiten sind die Busse voll - ansonsten herrscht überwiegend Leere

Als Lösung aus Reihen der Bürgerschaft kamen zwei Vorschläge, die nun geprüft werden: Die Busverbindungen sollen bedarfsgerecht abgestimmt werden mit dem Landratsamt. Abgesehen von der Schülerbeförderung seien die Busse "zu 90 Prozent unbesetzt", hieß es, daher sollten künftig auch Kleinbusse zum Einsatz kommen. Die Buslinie 904 soll zur Neuausschreibung 2024 wegen zu geringer Auslastung und schlechter Wegeverbindung nicht mehr zwischen Wangen und Leutstetten fahren. Somit könnte der Wendeplatz kleiner ausfallen oder ganz hinfällig sein. Starnbergs Dritte Bürgermeisterin Christiane Falk (SPD) brachte die Angelegenheit auf den Punkt: "Wenn das nicht gewollt ist, brauchen wir auch keinen Wendeplatz." Als Standort für den bislang fehlenden Kinderspielplatz wurde ein Grundstück hinter dem neuen Feuerwehrhaus vorgeschlagen. Kammerl begeisterte sich zudem für die Idee eines Dorfplatzes.

Dorfgestaltung: Das alte Feuerwehrhaus aus dem Jahr 1905 und das daneben befindliche Kriegerdenkmal in Leutstetten sind permanenter Feuchtigkeit ausgesetzt. Eine Sanierung dürfte aufwendig und teuer sein, doch die Stadt Starnberg ist knapp bei Kasse.

Das alte Feuerwehrhaus aus dem Jahr 1905 und das daneben befindliche Kriegerdenkmal in Leutstetten sind permanenter Feuchtigkeit ausgesetzt. Eine Sanierung dürfte aufwendig und teuer sein, doch die Stadt Starnberg ist knapp bei Kasse.

(Foto: Nila Thiel/Starnberger SZ)

Unklar bleibt derweil das Schicksal des alten Feuerwehrhauses, laut Xaver Hirschbold (CSU) "eines der schönsten, das es noch gibt". Das unbeheizte historische Gebäude ohne Strom nutzt die Feuerwehr als dringend benötigten Lagerraum. Doch der Zustand ist kritisch: Probleme bereitet - ebenso wie am Kriegerdenkmal - eindringendes Wasser vom Nachbargrundstück, die Statik ist gefährdet. Die Versammlung beschloss, für das alte Feuerwehrhaus - ebenso wie für den Gedenkstein zur Gebietsreform 1978 - einen Antrag auf Denkmalschutz zu stellen, was die Angelegenheit laut Weinl aus finanzieller Sicht aber nicht einfacher machen wird: Die Sanierungskosten dürften mindestens im sechsstelligen Bereich liegen.

Problematisch ist auch die Situation durch wild parkende Fahrzeuge im Bereich der Würm und vor der Reitanlage an der Altostraße. Die Leutstettener erhoffen sich an sonnigen Sommertagen mehr Unterstützung durch Parkraumüberwacher aus Starnberg, zumal sich auch die Feuerwehr im Notfall schwer tut. Ein Vorschlag allerdings traf auf wenig Gegenliebe: Die Aufstellung mobiler Toilettenanlagen an der Würm, um Freizeittouristen die Notdurft zu ermöglichen.

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