Artenschutz:Lurchlotsen retten Tausende Kröten im Fünfseenland

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Mit Eimern unterwegs: Zu den Kraillinger Helfern gehörten auch die Jugendlichen Valentin, Cosima und Jannik (v.li.). (Foto: Nila Thiel)

An der Weßlinger Umfahrung sind heuer mehr als 2000 Springfrösche gezählt worden. In Krailling beteiligten sich auch Jugendliche an den Einsätzen.

Von Armin Greune, Krailling

Der Großteil der Amphibien im Fünfseenland hat die Laichgewässer erreicht. Für die Helfer des Bundes Naturschutz (BN) sind deshalb die Nachtschichten 2019 beendet, zuletzt wurde am Dienstag der Lotsendienst an der Seachtn und am Egelsee in Andechs eingestellt. An 15 Straßenabschnitten im Landkreis wurden entlang der Fangzäune Tausende Frösche, Kröten und Molche eingesammelt.

Noch liegen nicht alle Meldungen der Ortsverbände vor: "Diese Wanderung war furchtbar lang gezogen", sagt Helene Falk, Geschäftsführerin der BN-Kreisgruppe. Schon Mitte Februar mussten sich die Lurchlotsen bereithalten: "Wir hatten Panik, dass es losgeht, bevor alle Zäune stehen", sagt Falk. Dann sei es immer wieder mal zu kalt oder mal zu trocken gewesen, sodass sich das Geschehen letztlich auf zwei, drei Nächte konzentrierte. Aus unerklärlichen Gründen hätten sich die Amphibien im nördlichen Landkreis viel früher in Bewegung gesetzt als die im Süden.

Die Helfer bekommen zehn Euro pro Stunde

Ganz im Norden, "im kältesten Eck von Krailling", seien am Montag die Zäune abgebaut worden, sagt die örtliche BN-Sprecherin Maximiliane Mehringer. Dort wurden heuer fast 700 Erdkröten und etwa 100 andere Lurche auf die andere Straßenseite gebracht. Als besonderes Highlight waren sogar fünf der extrem seltene Moorfrösche dabei, deren Männchen zur Paarung eine intensive Blaufärbung entwickeln. Leider seien auch etwa 100 Kröten auf der Straße überfahren worden.

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Zu dem knappen Dutzend Kraillinger Helfer gehörte auch der 16-jährige Valentin Brudi, der mit seinem Freund Jannik Liersch insgesamt 14 Stunden lang nächtens im Dienst war - zuletzt am vergangenen Samstag, als sich aber wohl wegen der Kälte kein einziges Tier in die Fangzäunen und Eimer verlief. In einer anderen, nassen Nacht konnten die Jugendlichen auf eine Schlag 120 Frösche und Kröten retten: "Je ekliger das Wetter ist, desto mehr sind unterwegs", hat Brudi gelernt. Dennoch habe ihm die mit etwa zehn Euro pro Stunde vergütetet Aufgabe Spaß gemacht: "Ich denke mal schon, dass ich nächstes Jahr wieder dabei bin."

Frosch-Ansturm an der Weßlinger Umfahrung

In Hausen östlich von Gauting hat der BN heuer sogar 1000 Amphibien auf der Laichwanderung eingesammelt. Dank des neuen Zauns an der Staatsstraße habe sich der Bestand dort offenbar erholt, meint Falk. Im Vorjahr seien dort nur 600 Tiere gezählt worden. Erdkröten gerieten im Landkreis Starnberg mit Abstand am häufigsten in die Fangzäune - äußert selten seien hingegen Kammmolche und Wechselkröten.

Eine besondere Rolle spiele die Weßlinger Umfahrung, die den Lebensraum der größten Springfroschpopulation in Bayern durchschneidet; dort ist ein heftiger Streit um den Amphibienschutz entbrannt. Von 1. bis 6. März war dort heuer ein "Ansturm von 2000 Springfröschen zu beobachten", sagt Raphael Zuber vom Straßenbauamt. Auch danach habe das mit der Registrierung beauftragte Umweltbüro mehrere 1000 Amphibien gezählt. Nun wird ein etwas höherer Zaun auf der andere Straßenseite aufgestellt, um auch die Rückwanderung genau zu erfassen.

© SZ vom 18.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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