Den "Goldenen Löwen" hat der belgische Videokünstler Francis Alÿs zwar im vergangenen Jahr auf der Biennale von Venedig nicht gewonnen. Eine sichtbare Auszeichnung waren aber die langen Besucherschlangen vor dem Pavillon seines Heimatlandes. Dort zeigte er selbstgedrehte Filme von spielenden Kindern auf der ganzen Welt.
Von Kindern, die im kongolesischen Lubumbashi einen Reifen, so groß wie sie selbst, die Schlackenhalde einer Kobaltmine mühsam hinaufschieben, sich dann in den Reifen legen und mit atemberaubender Geschwindigkeit die Halde herunterrollen. Von einem kleinen Jungen, der auf einer staubigen Straße irgendwo in Afghanistan einen Reifen mit einem Stock antreibt. Bilder, die den Besuchern wohl noch lange in Erinnerung bleiben werden.
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Eine Auswahl der Filme von Francis Alÿs ist am Sonntag in einer Sonntagsmatinee im Kino Breitwand in Starnberg zu sehen. Zum zehnten Mal wird auf dem Fünfseen-Filmfestival damit ein Video-Art-Kurzfilmprogramm präsentiert.
Bereits im Jahr 2013, damals noch unter der künstlerischen Leitung von Elisabeth Carr, zeigte das Künstlerpaar Juschi Bannaski und Roman Woerndl aus Aufkirchen auf dem Festival eigene Videos und die befreundeter Künstler wie dem international renommierten Christoph Brech aus Ammerland. Mittlerweile werden sie bei der Auswahl der Filme von Christoph Nicolaus und von Rasha Ragab, die auch ein eigenes Video zeigt, unterstützt. Der Video-Art-Preis im Wert von 500 Euro ist ein Publikumspreis und wird von der "Stephan-und-Christoph-Kaske-Stiftung" gestiftet, die Stipendien und Preise an hochbegabte Musiker vergibt und künstlerische Projekte unterstützt.
Der Multimediakünstler Francis Alÿs, 1959 in Antwerpen geboren, filmt seit vielen Jahren auf seinen Reisen Kinder bei ihren Spielen draußen im mehr oder weniger öffentlichen Raum. Seine Videos wirken wie spontan entstanden, obwohl sie professionell und mit mehreren Kameras aufgenommen werden. Und sie sind mehr als berührend. Kinder spielen in Belgien, in Frankreich und in Dänemark. Sie spielen aber auch in Ländern, in denen Krieg herrscht und an anderen Orten, die man nicht unbedingt mit einer unbeschwerten Kindheit in Verbindung bringen würde.
Man kann aus diesen Filmen viel über die erstaunliche Resilienz von Kindern lernen, über die Bewältigung des Alltags im Spiel. Es ist denn auch "die Welt der Kinder und Jugendlichen", die diesmal als Thema über den insgesamt 13 Kurzfilmen steht.
Diese Welt berge zahlreiche Adjektive, schreiben die Kuratoren in ihrer Einladung: "Sie kann unbekümmert, neugierig, unschuldig und verträumt sein - aber auch pubertär, vorbestimmt, überfordert und ohnmächtig." Knapp die Hälfte der Filme, die in diesem Jahr um den Video-Art-Preis konkurrieren, sind deutsche Produktionen. Zwei Beiträge kommen aus den USA, aber auch Künstler aus Polen und Estland, aus dem Libanon und aus Angola sind vertreten.
Das Video-Art-Kurzfilmprogramm läuft am Sonntag, 27. August 2023 um 11 Uhr im Kino Breitwand in Starnberg. Der Eintritt kostet 12 Euro, im Vorverkauf 13,20 Euro.