Fünfseen-Filmfestival:Ein Abend voller Träume

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Beim Eröffnungsabend des Fünfseen-Filmfestival steht der Leiter Matthias Helwig mit Ehrengast Margarethe von Trotta auf der Bühne. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das cineastische Großereignis in Starnberg wird mit 700 Gästen eröffnet - und mit einer Frau, die das deutsche Kino seit etwa 50 Jahren prägt: Margarethe von Trotta. Für Festivalleiter Matthias Helwig erfüllt sich damit ein langgehegter Wunsch. Nun hofft er auf die Realisierung weiterer Zukunftsvisionen.

Von Katja Sebald, Starnberg

Der See und der Himmel darüber in festlichem Blau. Illustre Gäste aus der Filmbranche, Kulturschaffende aus der Region, Lokalpolitiker. Und vor allem: jede Menge Cineasten. Kühle Getränke und ein Flying Buffet. Launige Eröffnungsreden und leidenschaftliche Plädoyers für die Kunst. Die große Margarethe von Trotta als Ehrengast und als krönender Abschluss dieses lauen Sommerabends ihr kluger Film über Ingeborg Bachmann: Bei keiner der vielen Veranstaltungen ist das Fünfseen-Filmfestival so glamourös, so strahlend und so einzigartig wie an diesem ersten Abend im Starnberger Seebad. "Es ist ein magischer Moment", sagte der sichtlich gerührte Festivalleiter Matthias Helwig, als er die rund 700 Gäste zur Eröffnung der 17. Ausgabe des Filmfestivals begrüßte.

Und doch war es auch ein Abend der nachdenklichen Töne. Das Fünfseen-Filmfestival sei wie viele andere Filmfestivals in Geldnöten, sagte gleich zu Beginn Marieke Oeffinger, die als Moderatorin des Abends in der Vergangenheit vor allem für das Auflisten von Superlativen zuständig war. "Im Fünfseen-Filmfestival steckt viel Herzblut, aber auch viel Geld", ergänzte sie, bevor sie sich bei den Sponsoren bedankte. Um Geld einzusparen, müsse das Festival in diesem Jahr um einen Tag kürzer als früher ausfallen. Gerade in diesen schwierigen Zeiten seien jedoch Filme besonders wichtig, weil sie persönliche Geschichten erzählen, Menschen berühren, ihren Horizont erweitern und Hoffnung wecken können.

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Landrat Stefan Frey sprach Matthias Helwig und seinem Team "hohen Respekt und hohe Anerkennung" aus. Er hoffe, dass sie mit der Aufmerksamkeit belohnt werden, die das Festival verdiene. Der Landkreis, der den Fünfseen-Filmpreis stiftet, könne froh und stolz auf dieses Event sein, das ihn weit über die Region hinaus repräsentiere. Es gebe eine großartige Szene und ein leidenschaftliches Publikum, auch kämen viele Kulturschaffende aus dem Landkreis immer wieder hierher zurück, um ihre Werke zu präsentieren. "Kunst und Kultur finden bei uns auf einem hohen Niveau statt, das den Vergleich mit der Landeshauptstadt nicht scheuen muss", betonte Frey: "Lassen Sie uns eintauchen in den Traum eines jugendlich aufblühenden 17-jährigen Fünfseen-Filmfestivals".

Konkreter wurde Starnbergs Dritte Bürgermeisterin Christiane Falk, die den Ersten Bürgermeister Patrick Janik vertrat und sich als profunde Kennerin des Festivals zu erkennen gab: Sehr nachdrücklich machte sie Werbung dafür, nicht nur einzelne Veranstaltungen zu besuchen, sondern einen Festivalpass zu kaufen: "Akkreditieren Sie sich!" Und: "Sie brauchen unbedingt auch diese blaue Tasche, damit Sie dazugehören." Ausgestattet mit Katalog und Programm gehe aber die Arbeit erst richtig los. Dann nämlich müsse man sich entscheiden, wann man wo welche Veranstaltung besuchen wolle und wie man möglichst viele Filme an einem Tag sehen könne.

Hunderte Gäste kommen zum Eröffnungsabend im Gelände des Starnberger Freibads. (Foto: Franz Xaver Fuchs)
Unter den Gästen ist auch die Schauspielerin Johanna Bittenbinder. (Foto: Franz Xaver Fuchs)
Fröhliche Ehrengäste: Regisseurin Caroline Link mit ihrer Tochter Pauline Graf. (Foto: Franz Xaver Fuchs)
Landrat Stefan Frey (rechts) im Gespräch mit Ian-Tsing Dieu, Generaldirektor der Taipeh-Vertretung in München. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Für das Essen bleibe dabei manchmal kaum Zeit: "Belegte Semmeln irgendwo wären echt hilfreich", gab sie dem Festivalteam mit auf dem Weg. Und, an die Drehbuchautorin und Filmemacherin Margarethe von Trotta gewandt, sagte sie, sie wolle sich bei ihr ganz persönlich bedanken: "Die Diskussionen, die Sie angestoßen haben, haben ganz wesentlich zu meiner Emanzipation beigetragen."

"Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar", zitierte Matthias Helwig zu Beginn seiner Rede Ingeborg Bachmann. In diesem Sinn sollten die Menschen auf dem Festival "sehend werden, sich öffnen und ihre eigene Blase verlassen". Er als "Vater" habe das Fünfseen-Filmfestival in den vergangenen 17 Jahren so weit gebracht, wie es jetzt ist, sagte er: "Und es ist mein Traum, dass es in der Zukunft auch ohne mich möglich ist, aber dafür braucht es Geld." Wenn man in Zeiten wie diesen den Kulturetat nicht erhöhe, dann komme das wegen der Inflation einer Kürzung von zwanzig Prozent gleich, erläuterte er. Die Kulturschaffenden seien keine Bettler, denen man Almosen geben müsse, sondern sie seien die Avantgarde, Vorreiter und Visionäre in vielen gesellschaftlichen Bereichen.

Ein großer Traum sei es deshalb auch, dass sein "geliebter Landkreis und die Gemeinden" endlich einen anderen Weg in der Kulturförderung einschlagen würden. Es gehe bei Weitem nicht nur darum, Kinos zu erhalten, sondern es gehe in diesen schnelllebigen Zeiten darum, einen Raum der Ruhe und Konzentration zu schaffen, der eine echte Bereicherung sein könne. Er sei überzeugt, dass Kino in Zukunft gerade deshalb wieder hip und toll sein werde, weil es so anachronistisch sei.

Das Fünfseen-Filmfestival zeichnet ein besonderes Flair aus. Gäste genießen beim Eröffnungsabend am Ufer des Starnberger Sees den Sonnenuntergang (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ein Traum aber erfüllte sich für Helwig bereits am Eröffnungsabend des diesjährigen Festivals mit dem Besuch von Margarethe von Trotta: "Ich weiß nicht, wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe", sagte er. Immer wieder habe sie ihren Besuch verschoben, weil sie stets mit einem neuen Projekt beschäftigt war. Die 81-Jährige, die ihre Karriere in den Siebzigern als Schauspielerin, unter anderem in Filmen von Rainer Werner Fassbinder, begann, gehörte zu den ersten Frauen, die sich in der Filmbranche als Drehbuchautorinnen und Regisseurinnen durchsetzten und auch internationale Erfolge feierten. Ihr jüngster Film "Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste" lief in diesem Jahr im Wettbewerb auf der Berlinale und erregte bereits vor dem Kinostart im Oktober viel Aufsehen.

Der neueste Film handelt von der toxischen Beziehung Ingeborg Bachmanns (dargestellt von Vicky Kriebs) mit Max Frisch (li., dargestellt von Ronald Zehrfeld). (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Für Ingeborg Bachmann habe sie sich vor allem deshalb interessiert, weil sie eine Frau gewesen sei, die in einer Zeit, als das noch nicht üblich war, das Bedürfnis hatte, sich selbst wahrzunehmen und wahrgenommen zu werden, sagte Trotta. Sie möge keine Filme, die ein Leben von der Wiege bis zur Bahre erzählen, deshalb habe sie sich auf die Mitte ihres Lebens und die Beziehung mit dem Schriftsteller Max Frisch konzentriert. Wie in ihren Interviews stellte die ganz ohne Allüren auftretende Margarethe von Trotta auch auf den Festivalbühne nicht sich selbst, sondern die Leistungen ihrer Schauspieler und ihres Teams in den Vordergrund.

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