Weihnachtsmärkte im Landkreis Starnberg:Die Lichter bleiben aus

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Wegen der dramatischen Corona-Lage werden auch in diesem Jahr alle kommunalen Christkindlmärkte abgesagt. Die Vereine trifft die Absage nicht unerwartet - schlimm werden könnten die weiteren Entwicklungen jedoch vor allem für eine Branche.

Von Linus Freymark, Starnberg

Es wird in diesem Jahr also wieder nichts. Keine dampfenden Glühweintassen, die von behandschuhten Händen umklammert werden, keine Bratwurstsemmeln, aus denen der Senf auf die Winterjacke tropft. Angesichts der dramatischen Corona-Lage im Landkreis hat das Landratsamt Starnberg gemeinsam mit den Bürgermeistern der Gemeinden entschieden, alle kommunalen Christkindlmärkte abzusagen.

Diesen Beschluss setzen die Kommunen gerade um, immer mehr Absagen tröpfeln derzeit herein: Starnberg, Gilching und Herrsching etwa haben bereits angekündigt, dass dort auch in diesem Jahr keine kommunalen Christkindlmärkte stattfinden werden, formal müssen das nun noch die Gemeinderäte beschließen. Auch private Veranstalter sind dazu aufgerufen, über Absagen nachzudenken.

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Herrschings Bürgermeister Christian Schiller (parteilos) hofft, dass diesem Appell viele Veranstalter folgen. "Wir müssen jetzt alle gemeinsam schauen, dass wir so gut es geht durch die vierte Welle kommen", sagt er. Wenn nötig müsse es auch wieder Kontaktbeschränkungen geben, um die Verbreitung des Virus zu stoppen - die Absage des Herrschinger Christkindlmarktes am Montag sei ein erster Schritt in diese Richtung. Offiziell beschließen wird der Gemeinderat die Absage in seiner nächsten Sitzung am 29. November, besiegelt sei das Aus aber jetzt schon, erklärt Schiller. Man habe die Verwaltung bereits aufgefordert, "die Vorbereitungen für den Herrschinger Christkindlmarkt 2021 mit sofortiger Wirkung einzustellen".

Mit der Absage des Weihnachtsmarktes an der Evangelischen Erlöserkirche, der am dritten Advent hätte stattfinden sollen, soll verhindert werden, dass viele Menschen zeitgleich zusammenkommen. Das geschieht derzeit natürlich auch noch an vielen anderen Orten, etwa in Kneipen, Restaurants und Clubs. Anders als auf den Christkindlmärkten ist es hier jedoch möglich, die jeweils geltenden Regeln, also 2 G, 3 G oder 3-G-plus zu kontrollieren - wie dies auf den Weihnachtsmärkten konkret umzusetzen gewesen wäre, blieb bis zuletzt offen.

"Wir können das Gelände nicht einzäunen und dann Eingänge schaffen, an denen Kontrollen stattfinden", sagt der Starnberger Landrat Stefan Frey (CSU). "Das ist letztlich nicht machbar." Ein unkontrolliertes Aufeinandertreffen so vieler Menschen zu erlauben aber sei in der derzeitigen Situation "unverantwortlich". Auch deshalb erwartet Frey, dass von der Staatsregierung in den kommenden Tagen klare Vorgaben kommen werden, wie die Hygienekonzepte umgesetzt werden sollen - oder gleich die Absage aller öffentlichen Märkte in Bayern.

Süßigkeitenhändler Stefan Vogler befürchtet eine wirtschaftliche Katastrophe, wenn die Märkte flächendeckend abgesagt werden

Da die meisten Aussteller auf den Märkten im Landkreis Vereine sind und ihre Stände nicht kommerziell betreiben, hält sich der wirtschaftliche Schaden für die meisten in Grenzen. "Schade ist es natürlich trotzdem", sagt Robert Strobl, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Gilching. Auch hier ist der Christkindlmarkt abgesagt worden, normalerweise hätten die Feuerwehrleute dort an ihrem Grillstand Würstchen verkauft. Durch die Einnahmen werden sonst zum einen die Kassen aufgefüllt, zum anderen ist der Weihnachtsmarkt auch immer fester Bestandteil des öffentlichen Lebens in Gilching. Dass das nun wieder nicht möglich ist, im zweiten Jahr in Folge, betrübt Strobl mehr als die entgangenen Einnahmen. "Die Leute brauchen das gesellschaftliche Leben", sagt er. "Erst recht jetzt, nach den letzten eineinhalb Jahren." Überrascht hat Strobl die Absage aber nicht. "Eigentlich haben wir damit gerechnet", sagt er. "Es war klar, dass die Pandemie wiederkommt." Auch deshalb haben sie noch keine großen Vorbereitungen für ihren Grillstand ergriffen. Auch kaufen die Feuerwehrleute ihre Würste sowieso immer relativ kurzfristig ein, so hat es immer- hin keine finanziellen Verluste gegeben.

Während etwa in München noch an den Plänen für den Christkindlmarkt in der Innenstadt festgehalten wird, sagen auch in den angrenzenden Landkreisen immer mehr Kommunen ihre Weihnachtsmärkte ab. Am Montag gab Dießen bekannt, dass der berühmte Markt des Heimatvereins ausfällt. "Auf Grund des dynamischen Infektionsgeschehens" sehe man sich leider zu diesem Schritt gezwungen, teilt der Verein auf seiner Homepage mit.

Sollten auch im Rest der Republik sowie in Österreich immer mehr Veranstalter diesem Beispiel folgen, käme das für Stefan Vogler einer Katastrophe gleich. Der Unternehmer betreibt in Inning am Ammersee einen Großhandel für Süßigkeiten und beliefert großräumig Händler auf Volksfesten und Weihnachtsmärkten. Die hier im Landkreis abgesagten Märkte würden bislang kaum ins Gewicht fallen, sagt er. Käme es jedoch flächendeckend zu kurzfristigen Absagen, sei der wirtschaftliche Schaden immens. "Das wäre dann noch schlimmer als vergangenes Jahr", sagt er. "Da haben wir wenigsten noch Hilfen vom Staat bekommen. In diesem Jahr würden wir wohl alleine dastehen."

© SZ vom 16.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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