Starnberg:Umleitungen, Sperrungen und offene Fragen

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Der Tutzinger-Hof-Platz aus der Vogelperspektive: Die Kreuzung gilt als Nadelöhr auf der B2, Wartezeiten bis zu 100 Sekunden sind an den Ampeln in den Hauptverkehrszeiten die Regel. (Foto: Georgine Treybal/STA)

Der Bau des B2-Tunnels stellt die Planer vor eine besondere Herausforderung: Der Verkehr soll rollen, auch wenn die Bagger werkeln. Ein Test soll Klarheit darüber verschaffen, doch es gibt noch ungelöste Probleme.

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Verkehr in Starnberg reagiert im Bereich der Bundesstraße 2 erfahrungsgemäß selbst auf kleinste Störungen sensibel: Sobald es irgendwo auf der Hauptverkehrsader der Kreisstadt hakt, sind kurzzeitige Staus die Folge. Unfälle, Fahrbahnsperrungen oder andere Unregelmäßigkeiten im Stadtgebiet erzeugen dann geballten Verdruss bei genervten Autofahrern. Wie aber soll es erst werden, wenn irgendwann einmal der B2-Tunnel gebaut wird? Das fragen sich nicht nur die Starnberger, sondern auch die Tunnelbauer vom Staatlichen Bauamt Weilheim. Einen Verkehrskollaps in der eineinhalb Jahre andauernden "heißen" Phase des Tunnelbaus am Nordportal, für die es noch immer keinen konkreten Terminplan gibt, gilt es zu vermeiden. Ein Test soll vom 25. März an weitere Erkenntnisse bringen. Doch zum Experiment gibt es auch noch ein paar Unwägbarkeiten, wie sich am Montag im Rahmen eines Infoabends in der Schlossberghalle zeigte.

Bürgermeister Patrick Janik (CSU, UWG, SPD, BLS) begrüßte rund 50 Zuhörer, darunter seine Stellvertreterinnen Angelika Kammerl (CSU) und Christiane Falk (SPD), Gewerbetreibende, Anlieger, Interessierte und Vertreter von sieben Stadtratsfraktionen. Einzig das "Bündnis Mitte Starnberg" zeigte kein Interesse am Thema. Im Fokus stand ein Vortrag von Tunnel-Abteilungsleiter Lukas Schulte und Jacob Eberle (beide Staatliches Bauamt Weilheim) sowie Stefan Drexl (Bayernwerk), die ihre Überlegungen für das schon 2022 geplante Vorhaben präsentierten, das aber um ein Jahr verschoben werden musste.

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Für den geplanten neunwöchigen Test, der die realen Verkehrsbedingungen in der Bauphase des Tunnel-Nordportals simulieren soll, muss das aktuelle Verkehrssystem modifiziert werden (siehe unten stehenden Beitrag). Zwar dürften etliche Einzelbaustellen, Baufahrzeuge und Lastwagen als verkehrliche Zusatzbelastung in den Hauptzeiten kaum ins Gewicht fallen, referierten die Bauamts-Vertreter. Die Wartezeiten an den Ampeln auf der B2 betrage in der Spitze schon jetzt bis zu 100 Sekunden - der zweitschlechteste Wert auf einer sechsstufigen Skala. Daher müssten Umwege gefunden und Fahrbeziehungen geändert werden, um einen regelmäßigen Rückstau auf der B2 bis zur Autobahn zu vermeiden. Insbesondere am Tutzinger-Hof-Platz mit seinen fünf Straßenästen seien Änderungen unumgänglich: Hier entfallen Abbiegemöglichkeiten. Zweiter Knackpunkt: Die Zufahrt zur inneren Leutstettener Straße wird gesperrt.

Wie sich die Änderungen im Testlauf konkret auf die Verkehrssituation auswirken, ist kaum vorhersehbar. Das neunwöchige Experiment soll darüber Klarheit verschaffen. Dazu sollen die Ampelschaltungen stetig den Erfordernissen angepasst werden. Die Erkenntnisse aus dem Probelauf werden in die Planungen integriert, hieß es. Zudem erfolgen die Änderungen nicht auf einen Schlag, sondern in drei Abschnitten: zunächst am Tutzinger-Hof-Platz, dann unter Teilsperrung der inneren Leutstettener Straße und schließlich unter Einbeziehung der Bauarbeiten der Bayernwerke. "Wir müssen warten, bis sich ein guter Zustand einstellt", sagte Schulte. Soll heißen: Bis sich die Autofahrer auf die jeweiligen Änderungen eingestellt haben.

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Gleichwohl müssen noch einige Fragen geklärt werden. Ein Vertreter der Baustofffirma Fischhaber (Leutstettener Straße) bangt um sein Geschäft. Er monierte, dass Sattelauflieger und große Lastwagen sein Firmengelände kaum erreichen oder verlassen könnten. Für den Testlauf wurde daher zumindest eine Ausfahrtmöglichkeit gewährt. Wie sich die Situation in der konkreten Bauphase darstellen wird, ist derzeit unklar. Offen ist auch die Frage, ob die Tragfähigkeit der Brücken über den Georgenbach (Maximilian- und Wittelsbacherstraße) für schwere Laster ausreichend ist.

Als unterdimensioniert im Begegnungsverkehr dürfte sich auch die schmale Ludwigstraße erweisen. Ein Fehler in den grafischen Darstellungen des Staatlichen Bauamts wurde noch am Abend ausgeräumt: Die Maximilianstraße bleibt Einbahnstraße für motorisierte Fahrzeuge. In einer ersten Darstellung war hier Begegnungsverkehr vorgesehen, was aufgrund der Gegebenheiten schlicht unmöglich ist. Tatsächlich führt die Route von der inneren Leutstettener Straße in südliche Richtung zurück über die Kaiser-Wilhelm-Straße.

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