Streik für Klimaschutz:Mehr als 100 Schüler aus Fünfseenland bei Freitagsdemo

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Die Jugendlichen schwänzen den Unterricht, um in München für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Die Schulleiter zeigen Verständnis.

Von Armin Greune und Christian Deussing, Starnberg

Diesmal sind mehr als 100 Schüler aus dem Fünfseenland dem Aufruf zur Demonstration "Fridays for Future" in München gefolgt. Ihr Engagement für den Klimaschutz kommt zwar einem "Schülerstreik" gleich, Sanktionen müssen Teilnehmer aber nicht befürchten.

Uta Lechner, stellvertretende Leiterin des Starnberger Gymnasiums, konnte am Freitag noch nicht genau sagen, wie viele Schüler wegen der Demo fehlten, da einige Lehrer die Absenzenlisten erst am Montag eintragen. Bislang seien etwa 20 Meldungen eingegangen, "wir rechnen mit einer Verdoppelung dieser Zahl", sagt Lechner. Man habe das Thema im Vorfeld mit den Jahrgangssprechern diskutiert und klargestellt, dass die Schule klimapolitisches Engagement unterstütze. Dennoch könne man die Demoteilnehmer nicht einfach von der Schulpflicht befreien: "Wir wollen sie aber nicht mit Ordnungsmaßnahmen überziehen, sondern pädagogisch reagieren und sie auch in der Schule gezielt in Umweltprojekte einbinden."

Ähnlich fällt die Reaktion am Gilchinger Gymnasium aus, wie Schulleiter Peter Meyer mitteilt. Dort haben am Freitag 57 Schüler gefehlt, sie wurden zuvor aufgefordert, von ihren Demoteilnahmen in Wort und Bild zu berichten. Geplant sei, dies etwa mit einer Podiumsdiskussion aufzubereiten. Meyer ist zuversichtlich, dafür Katharina Schulze zu gewinnen: Die Landtagsfraktionsvorsitzende der Grünen hat ihr Abitur an der Schule abgelegt. "Zu ihr besteht ein guter, sehr enger Kontakt", sagt Meyer.

Auch vom Gymnasium Kempfenhausen sind einige Schüler zur Demo gegangen. Dies verstoße zwar gegen die Schulordnung, Oberstudiendirektor Elmar Beyersdörfer hat jedoch Verständnis für die Aktion, weil es sich um eine "gute Sache" handle. Noch sei für ihn unklar, ob es dafür einen Verweis geben soll - und wenn, dann hätten die betreffenden Schüler es "schwarz auf weiß stehen", dass sie für etwas Sinnvolles gekämpft haben, betont der 61-Jährige. Jedenfalls wäre ein derartiger Verweis nicht mit einer Strafe wegen Alkoholmissbrauch oder einer Schlägerei vergleichbar. Beyersdörfer selbst kommt aus einer Generation, die als Schüler "ohne zu fragen etwa bei Kundgebungen der Friedensbewegung mitgemacht hat". Der Schulleiter verweist auch darauf, dass in Kempfenhausen in fünf Fächern das Thema Klimaschutz behandelt werde.

Auf geringe Resonanz traf "Fridays for Future" bei den Gautinger Gymnasiasten. Nur "eine Handvoll Schüler" habe an der Demo teilgenommen, berichtet Schulleiterin Sylke Wischnevsky. Man wolle die Aktion aber zum Anlass nehmen, das Thema Klimaschutz "in der Schule höher zu hängen". Auch am Dießener Ammerseegymnasium habe an diesem Freitag "fast niemand gefehlt", sagt Oberstudiendirektor Alfred Lippl. Dafür hätten eine Woche zuvor etwa 60 Schüler an der Demo teilgenommen. Die Schule wolle darauf in der kommenden Woche reagieren: Man werde aber keine Disziplinarstrafen verhängen, "sondern konstruktiv mit dem Thema umgehen", sagt Lippl. An der Herrschinger Realschule ist an diesem Freitag eine Schülerin entschuldigt gewesen: Die Sechstklässlerin habe mit ihrer Oma an der Demo teilgenommen, berichtet Schulleiterin Rita Menzel-Stuck.

© SZ vom 26.01.2019 / arm/deu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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