Rathausneubau:Zukunftsangst bremst Visionen

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Was soll aus dem bisherigen Rathaus in Berg werden? (Foto: Nila Thiel)

Angesichts von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg sind die Berger Gemeinderäte verunsichert, setzen eher auf Abwarten und scheuen große Investitionen auf dem bisherigen Rathausgelände.

Von Sabine Bader, Berg

Die Zeiten sind unsicher, keine Frage: Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine und fortschreitende Inflation. Das hinterlässt unweigerlich seine Spuren bei den Menschen, auch im gut situierten Landkreis Starnberg. "Ich bin etwas mutlos momentan", sagte SPD-Gemeinderat Werner Streitberger am Dienstagabend im Berger Ausschuss für nachhaltige Entwicklung angesichts der Weltlage im Allgemeinen und der Berger Situation im Besonderen. Denn schließlich will und muss die Gemeinde aus Platzgründen für die längst angewachsene Mitarbeiterschar ein neues Rathaus bauen. An die 16 Millionen Euro wird es nach bisherigem Kenntnisstand wohl kosten. Noch. Denn nicht nur Mehl und Brot, sondern auch das Bauen wird stetig teurer.

Die ersten Ausschreibungen laufen bereits. Bislang ist geplant, Mitte dieses Jahres mit den Erdarbeiten loszulegen, im Juli 2023 soll mit dem Innenausbau begonnen werden, Ende 2024 will die Verwaltung dann in das neue Gebäude am Huberfeld einziehen können. Das bisherige Rathaus in der Ratsgasse 1 würde dann Anfang 2025 frei werden, sodass die Gemeinde über das rund 3600 Quadratmeter große Gelände verfügen könnte. Kein Wunder also, dass man sich schon jetzt Gedanken über die Nachnutzung macht.

Teures Filetgrundstück mitten im Ort

Es war eine Art Brainstorming mit vielen Fragezeichen. Unstrittig handelt es sich beim bisherigen Rathausgelände um ein quadratisches "Filetgrundstück" (Streitberger) mitten im Ort. "Besser geht es fast nicht. Wir reden über einen Haufen Geld", sagte Streitberger, während er laut über einen möglichen Teilverkauf nachdachte. Wieder andere wie Verena Machnik (Grüne) sprachen sich vehement gegen Verkaufspläne aus. Sie würden auf dem Gelände lieber bezahlbaren Wohnraum für weniger begüterte Gemeindebürger schaffen oder ein integratives Wohnprojekt.

Rathauschef Rupert Steigenberger (BG) war es, der in diesem Zusammenhang auch auf mangelnde Kinderbetreuungsplätze in der Gemeinde zu sprechen kam: "Wir werden im kommenden Jahr nicht mehr alle Wünsche der Eltern befriedigen können" - trotz des neuen Waldkindergartens mit 16 Plätzen, der zwölf weiteren Krippenplätze in Biberkor und der zehn Großtagespflegeplätze in der Postgasse. Schließlich sei im katholischen Kindergarten Aufkirchen eine Gruppe wegen Personalmangels seit geraumer Zeit dicht. Das bekomme die Gemeinde sehr zu spüren. Es wäre also durchaus denkbar, neben Wohnungen auf dem bisherigen Rathausgrundstück auch einen Kindergarten zu verwirklichen, schließlich befänden sich zahlreiche private Häuser in der Gemeinde im Bau. Zuzug mit Kindern sei also zu erwarten. Bauamtsleiterin Beatrix Neubert gab auch zu bedenken, dass in der Ortsmitte kleine Wohnungen für ältere Bürger benötigt würden.

Das bisherige Rathaus ist in die Jahre gekommen

Einig war man sich im Ausschuss weitgehend darüber, dass in das bisherige und längst in die Jahre gekommene Rathaus, das der inzwischen gestorbene Berger Architekt Walter Eberl entworfen hat, kein Geld mehr investiert werden soll. Steigenberger: "Hier nochmal was reinzustecken, macht wenig Sinn." Das hatten Sachverständige im Vorfeld des Rathausneubaus bestätigt. Das alte Rathaus wird zudem noch mit Gas geheizt. Eine Umstellung der Energieversorgung öffentlicher Bauten tue angesichts der Lage ohnehin Not. "Wir müssen von der fossilen Energie weg", sagte Steigenberger zur SZ. Überhaupt heizten in Berg noch 60 Prozent der Haushalte mit Öl.

Während angesichts der unsicheren Gesamtlage Gemeinderäte wie Verena Machnik und Peter Sewald (EUW) von einem "schlechten Zeitpunkt für ein Millionenprojekt" (Machnik) sprachen, mahnte Rathauschef Steigenberger, an den bisherigen Rathaus-Plänen festzuhalten: "Leute, es wird nicht viel besser werden." Das Geld werde derzeit stetig weniger wert.

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