Mit dem Hubschrauber von Afrika nach Oberpfaffenhofen - für Kunden von "Heli Service International" ist diese Strecke fast schon Routine. Etwa zwei bis drei Tage sind sie dafür unterwegs. Auch aus dem Mittleren Osten und vor allem aus vielen europäischen Ländern landen Helis auf dem Air-Tech-Campus. In dem akkreditierten Leonardo-Service-Center werden die Hubschrauber dieser Marke turnusmäßig gewartet. Und das bedeutet beim großen Jahresservice, dass der Hubschrauber fast komplett auseinander gebaut wird und die Techniker alle Teile und Funktionen genau unter die Lupe nehmen.
Zu den Kunden des Unternehmens zählen Regierungen, Firmen, aber auch Privatpersonen. Militärische Kunden würden nicht angenommen, betont Oliver Freiland, Managing Partner der Firma. Die Annahme, dass sich auch viele Promis im Hubschrauber zu ihren Vergnügungen fliegen lassen, kann er nicht bestätigen. "99 Prozent sind geschäftlich unterwegs", sagt er. Oft sei der Helikopter das beste Verkehrsmittel, um von A nach B zu gelangen. Denn in vielen Ländern sei die Straßeninfrastruktur schlecht. Oder aber die Sicherheit beispielsweise von Regierungsangehörigen erfordere diese Wahl.
In der von dem Emdener Unternehmen 2020 erworbenen Wartungshalle sind fünf Fluggerätmechaniker dabei, einen Leonardo AW 139 in seine Einzelteile zu zerlegen. Ein Mann liegt auf einem Rollbrett unter dem 17 Meter langen Fluggerät, andere inspizieren Rotorblätter oder suchen nach kleinen Haarrissen, Korrosionen oder Abscheuerungen, die zu einer Gefahr werden könnten. Manche Teile werden standardmäßig nach einer bestimmten Anzahl an Flugstunden ausgetauscht, andere, weil sie fehlerhaft sind.
Auf einem langen Regal haben die Mechaniker die Einzelteile abgelegt. An manchen sind rote Zettel befestigt. Das sind Teile, die ausgetauscht werden. Andere haben grüne Zettel. "Da ist alles in Ordnung", so Freiland. Bei den gelben Zetteln muss noch einmal nachgesehen werden. Auf den Zetteln ist auch vermerkt, wer das Teil kontrolliert oder freigegeben hat. Alle Handgriffe würden dokumentiert und ausrangierte Teile an den Hersteller zum Austausch zurückgeschickt.
"Der Leonardo AW 139 ist quasi der Porsche unter den Hubschraubern, das Modernste, was man haben kann", schwärmt Freiland. Der acht Jahre alte Hubschrauber, der gerade gewartet wird, ist außen weiß lackiert, in der großzügig bemessenen Kabine gibt es beige Ledersitze. Verschiedene Knöpfe und Griffe sind sogar vergoldet. Das Teure an dem Fluggerät, für das man 16 bis 18 Millionen Euro hinblättern muss, ist aber nicht die Innenausstattung. Getriebe und Motoren kosten jeweils rund 1,5 Millionen Euro. Geflogen wird der Senkrechtstarter von zwei Piloten gleichzeitig. "Sie teilen sich die Arbeitslast", erklärt Freiland. Der Helikopter hat Platz für bis zu 15 Passagiere und kann mit Tempo 260 fliegen. Aus Sicherheitsgründen hat er zwei Turbinen. Was den Lärm betrifft: "Ein Helicopter ist wesentlich leiser als ein Jet", versichert Freiland. Natürlich würden die Hubschrauber nach dem Wartungsservice getestet. "Wir haben aber keinen Flugbetrieb". Wenn keine unerwarteten Fehler auftreten, werden die Mechaniker den Hubschrauber in etwa sechs Wochen wieder zusammengeschraubt haben.
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Heli Service hat seinen Hauptsitz in Emden. Dort unterhält das Unternehmen auch seine eigene Helikopter-Flotte. Techniker fliegen mit den Hubschraubern zu Offshore-Windparks aufs Meer. Zwei Helikopter sind auf dem Forschungsschiff Polarstern situiert. Außerdem gibt es zwei Rettungshelikopter, die in England eingesetzt werden. Was die Nachhaltigkeit betrifft, so sei für Reisen zu den Offshore-Windparks ein Heli um den Faktor vier umweltschonender als ein schweres Schiff, sagt Freiland.
Für den Standort Oberpfaffenhofen habe man sich entschieden, da er geografisch günstig liege. Das Leonardo-Werk befindet sich in Mailand, und für die europäischen Kunden ist Oberpfaffenhofen leichter zu erreichen als das 800 Kilometer nördlich gelegene Emden. Die Sicherheit auf dem Air-Tech-Campus sei ein weiteres Argument für diesen Standort. Das Gelände ist abgegrenzt, die Firma hat ein eigenes Gebäude mit Wartungshalle, in der fünf Hubschrauber parallel gewartet werden könnten. Außerdem könnten Synergieeffekte wegen der vielen luftfahrtaffinen Betrieben auf dem Campus genutzt werden.
Nicht zuletzt ist Oberpfaffenhofen für die 18 Mitarbeiter, die aus ganz Europa kommen, günstiger, um in die jeweiligen Heimatländer zu reisen. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 150 Mitarbeiter. Ein angenehmes Arbeitsumfeld sei auch wichtig, um die Mitarbeiter zu halten. Schließlich handelt es sich bei den Fluggerätmechanikern um gesuchte und hochspezialisierte Kräfte. Erst nach etwa zehn Jahren, die mit Fortbildungen und Erfahrungen einhergingen, sei die nötige Expertise erreicht, so Freiland.