Närrisches Treiben im Fünfseenland:Nach elf Minuten sturmreif

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Narren des Pöckinger Faschingsclubs erobern die Maxhof-Kaserne - ein Faschingsscherz, der schon Tradition hat. Doch auch beim Weiberkranzl in Seefeld und bei anderen Faschingsveranstaltungen herrscht Bombenstimmung

Von Otto Fritscher

Kasernensturm des PFC Pöcking Der Pöckinger Faschingsclub PFC stürmt die General-Fellgiebel-Kaserne und erhält im Anschluß daran die Schlüssel zum Gelände. (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Genau elf Minuten hat es gedauert, bis die Maxhof-Kaserne sturmreif war. Der Angriff begann am Freitagvormittag pünktlich um 11.11 Uhr, ausgeführt von den Kriegern des Karnevals, wie man die Aktiven des Pöckinger Faschingsclubs nennen könnte. Angeführt vom PFC-Alterspräsidenten Horst Curth und assistiert von Bürgermeister Rainer Schnitzler rüttelten sie am Kasernentor - und versuchten die versammelte Soldatenschar durch die Ankündigung, die Prinzengarde mit den hübschen Mädchen werde kostenlos für sie tanzen, zur Aufgabe zu bewegen. Was nicht auf Anhieb gelang, denn auch durch die versprochenen Reize ließen sich die Soldaten unter der Führung von Kasernenkommandant Oberstleutnant Ralf Gerlach nicht von ihrer Aufgabe ablenken, den Maxhof gegen den "Kasernensturm" - so der offizielle Name der Mission - zu verteidigen. Mit einer handbetriebenen Wasserspritze, die wie eine Haubitze auf einem Wagen montiert war, schossen die Soldaten zurück. "Mit diesem Wässerchen könnt ihr uns nicht aufhalten", antwortete Curth entschlossen. Und: "Ihr seid ja auch alle maskiert", meinte er zu den Soldaten in den Flecktarn-Uniformen. SchulkommandeurBrigadegeneral Dietmar Mosmann schaute dem Treiben wohlgelaunt zu.

Er kennt Kasernenstürme schon von anderen Bundeswehrstandorten her, an denen er eingesetzt war - und sogar aus seiner Schule in Walldorf bei Bad Kreuznach: "Als Hausaufgabe mussten wir damals eine Büttenrede für den Elferrat schreiben." Das Verhandeln überließ Mosmann aber dem Kasernenkommandanten Gerlach, der schließlich ein Friedensangebot abgab: "Wenn die Gemeinde uns durch Sisi-Museum führt und dann zu einer Brotzeit einlädt, geben wir auf." Eine Forderung, die Bürgermeister Schnitzler nicht ablehnen konnte. Die Kasernentore öffneten sich, im Casino wurde dann weitergefeiert.

Bombenstimmung herrschte schon am Närrischen Donnerstag bei vielen Faschingsfans im Landkreis. Etwa im Bräustüberl zu Seefeld, wo mehr als "220 "Frauen aller Altersklassen", wie Organisatorin Gerti Wimmer berichtet, beim Weiberfasching den Saal zum Kochen brachten. "Die Älteste ist 85." Schon um 17 Uhr standen die ersten Kostümierten vor dem Bräustüberl und begehrten Einlass. Wirtin Ursula Hartmann hatte den Saal fantasievoll geschmückt, die "Buggies" lieferten die Musik zum Abtanzen. Es war das siebte Weiberkranzl, das bisher in Wörthsee stattgefunden hatte - aber in Seefeld werde es weiterleben, versicherte Gerti Wimmer. In Starnberg war sogar Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger auf der Tanzfläche beim Fasching in der griechischen Taverne am Bahnhofsrondell zu sehen. Viele Maskierte tanzten ausgelassen zu Discomusik.

Zurück zum Kasernensturm: Brigadegeneral Helmut Schoepe wohnte dem närrischen Treiben ebenfalls bei. Als Schulkommandeur hat er ja bereits etliche Kasernenstürme in den letzten Jahrzehnten miterlebt. Zurzeit lernt er im Maxhof Chinesisch, da er ja im Sommer seine neue Aufgabe als Militärattaché an der Deutschen Botschaft in Peking antreten wird. Erstmals erlebte auch seine chinesische Sprachenlehrerin einen Kasernensturm mit. "Vielleicht macht Herr Schoepe in Peking ja einen Botschaftssturm daraus", scherzte sie - und hatte noch eine ernsthafte Erkenntnis nachzureichen. "Helau" heißt auch auf Chinesisch einfach "Helau".

© SZ vom 01.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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