Coronavirus im Landkreis Starnberg:Raus aus dem Panikmodus

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Wörthsee: Laternen Demo für einen St. Martinsumzug Wörthsee: Laternen Demo für einen St. Martinsumzug Foto: Nila Thiel (Foto: Nila Thiel)

In Wörthsee treten Eltern und Kinder mit einem Laternenumzug für ein Stück mehr Normalität in der Pandemie ein.

Von Patrizia Steipe, Wörthsee

Mit selbstgebastelten Laternen und Sankt-Martins-Lieder singend zogen am Freitagabend rund 70 Menschen durch die Straßen Steinebachs. Eltern hatten den Umzug unter das Motto "Recht auf eine unbeschwerte Kindheit" gestellt. "Wir wollen den Kindern ein Stück Normalität bieten", erklärte Veranstalter Carsten Essig. Doch was in anderen Zeiten völlig "normal" ist, hatte in diesen Zeiten bereits im Vorfeld für Wirbel gesorgt.

In der Dämmerung setzte sich der Umzug in Bewegung. An einer Kreuzung wartete ein Paar mit einem Plakat. "Masken schützen Leben" stand darauf. Sie hatten eine Corona-Demonstration erwartet. Doch den Initiatoren war es nicht um einen politisches Statement gegangen, und auch nicht darum, Corona zu leugnen oder gegen die Maskenpflicht zu protestieren, wie seine Frau erklärte, die ebenso wie die anderen Teilnehmer nicht ihren Namen in der Zeitung lesen wollte. Dies aber sei ihnen aber vorgeworfen worden, genau wie Unverantwortlichkeit in Zeiten der Pandemie.

Viele Eltern fordern einen sensibleren Umgang mit Kindern und Jugendlichen

Auf die Idee mit dem privaten Umzug seien sie gekommen, da in den Einrichtungen alle Martinsumzüge abgesagt worden waren, erklärte eine Mutter. Weinend sei ihre vierjährige Tochter mit dieser Nachricht vom Kindergarten heimgekommen, sagte sie. Die Nachricht vom privaten Umzug verbreitete sich: Viele Eltern wollten sich mit ihren Kindern anschließen. Deswegen wurde ein Umzug mit rund 100 Personen beim Landratsamt angemeldet. Plakate oder Transparente sollten nicht mitgebracht werden. Diesmal sollten die Kinder im Mittelpunkt stehen. Denn die Corona-Krise hinterlasse ihre Spuren bei den Kleinen und belaste diese stark, wie eine Initiatorin sagt. Kinder hätten Kopfschmerzen, müssten von der Schule abgeholt werden, wollten aus Angst die Maske gar nicht mehr absetzen, zählten verschiedene Eltern auf. "Wir müssen aus dem Panikmodus raus", forderte ein Vater im Gespräch, eine Mutter wünschte sich, dass "sensibler mit den Kindern umgegangen werde." Eine Elternbeirätin aus dem Landkreis betonte: "Statt Verbote und Drohungen brauchen unsere Kinder und Jugendlichen eine Perspektive."

Vor allem möchten die Eltern, dass ihre Kinder trotz Corona eine glückliche Kindheit haben. "Wir machen das verantwortungsbewusst an der frischen Luft, dabei ist nichts verwerflich", sagte eine Mutter. Sie hat festgestellt, dass das Corona-Virus nicht nur die Gesundheit, sondern auch demokratische Werte wie Meinungsfreiheit gefährde. "Es ist wichtig, dass wir miteinander im Gespräch bleiben und auch andere Meinungen aushalten". Sie kenne Fälle, in denen Freundschaften gekündigt wurden, weil die Betroffenen unterschiedliche Ansichten hatten. "Es polarisiert", ergänzte ein Vater zweier Kinder. Statt in eine Angststarre zu verfallen, würde Grundoptimismus mehr helfen mit der Situation umzugehen. "Unsere Laternen sind Lichter der Hoffnung", sagte er.

Stolz trugen die Kleinen ihre Papierkunstwerke, die sie im Kindergarten gebastelt hatten, an langen Stecken vor sich her. "Ich habe einen Baum gebastelt", erklärte ein Bub und präsentierte seine mit Transparentpapier beklebte grüne Laterne. Andere hatten Laternen in Schaf-, Kugel-, Einhorn- oder Flammenform dabei. Die Freiwillige Feuerwehr, die normalerweise für die Absicherung sorgte, hatte in diesem Jahr wegen einer Ansteckungsgefahr abgesagt, dafür gab es Begleitschutz von der Polizei, die Straßenkreuzungen absperrte, damit die Kleinen sicher über die Straßen laufen konnten. Mit dem Umzug zeigte sich die Polizei zufrieden. "Bei den Teilnehmern hat es sich überwiegend um Kinder und deren Eltern gehandelt", heißt es in ihrem Bericht. "Es kam zu keiner- lei besonderen Vorkommnissen, da alle Teilnehmer den Corona-Auflagen nachkamen."

© SZ vom 26.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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