Notrufe bei der Polizei:Großer Knall, große Angst

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Gegen zehn Uhr am Morgen beben in und um München die Fenster. Bei der Polizei gehen zahlreiche Notrufe ein. Nun gibt es Details zur Ursache.

Glosse von Peter Haacke, Krailling

Es sind bewegende Zeiten des Stillstands und tief im Herzen verspürt so mancher den Wunsch, es mal wieder so richtig knallen zu lassen. Eine Pandemie mit all ihren Nebenwirkungen. Eine Fußball-EM mit verhaltenem Spaßfaktor. Und dann auch eine Eiszeit mitten im Sommer. Es sind sogar merkwürdig bewegende Zeiten.

Manch einer wähnte sich am Donnerstag sogar dem Weltuntergang nahe, denn wie aus dem Nichts erklang über Oberbayern bei strahlendem Sonnenschein ein Donnerhall, der die Scheiben erzittern ließ. Vom Würmtal bis nach Weilheim und von München nach Landsberg ängstigten sich Menschen und riefen bei der Polizei an. War womöglich ein Meteorit eingeschlagen? Oder eine Bombe explodiert? Aber nein, alles falsch: Es hatten lediglich drei Kampfjet-Piloten der Bundeswehr aus Neuburg an der Donau ihren Spaß und ließen es richtig krachen.

Mit ihren Eurofightern waren sie unterwegs und übten ein bisschen, nun, wie sagt man: Krieg oder Frieden? Einer von ihnen war um kurz vor zehn Uhr besonders schnell unterwegs. Genauer: schneller als der Schall, der es immerhin auf 1200 Stundenkilometer bringt. 20 Kilometer westlich von Krailling flog er in einer Höhe von 12 000 Metern mit 1391 Kilometern pro Stunde, teilte das zuständige Luftfahrtamt in Köln mit. Der Überschallknall war sogar noch im Münchner Osten zu hören. Bewegt sich nämlich ein Flugzeug schneller als der Schall, überholt es die eigenen Druckwellen - und dann knallt es eben je nach Höhe und Temperatur mehr oder weniger.

Den meisten beunruhigten Anrufern, die sich bei den ahnungslosen Polizeiinspektionen in München, Weilheim, Wolfratshausen, Landsberg, Fürstenfeldbruck oder Starnberg nach der Ursache des Knalls erkundigten, dürfte dies wurscht gewesen sein. Immerhin versicherte der Sprecher des Luftfahrtamtes der Bundeswehr am Nachmittag, dass "der Einsatz unter Beachtung der flugbetrieblichen Bestimmungen" erfolgt sei. Ob diese Bestimmungen auch das Erschrecken der Zivilbevölkerung einschließen, sagte er nicht. Immerhin gibt es aber nach diesem Vorfall zwei wichtige Botschaften: Erstens ist der Zustand der Bundeswehr nicht so marode, als dass es drei Kampfjets nicht gleichzeitig in die Luft schafften. Und zweitens: Die größten Knaller findet man bei der Luftwaffe.

© SZ vom 25.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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