Klimawandel im Landkreis Starnberg:Das wärmste Jahr seit mindestens 237 Jahren

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Nach der Statistik der ältesten Bergwetterstation der Welt am Hohenpeißenberg war 2018 heißer als das bisherige Rekordjahr 2015. Ein Rückblick für das Fünfseenland - und ein Ausblick auf Weihnachten.

Von Otto Fritscher, Starnberg

Januar, 4,3 Grad zu warm: Der Schnee macht Autofahrern bei Tutzing das Leben schwer.

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(Foto: Georgine Treybal)

Februar, 4,0 Grad zu kalt: Der Maisinger See ist fest zugefroren, den Schlittschuhläufern gefällt's.

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(Foto: Nila Thiel)

März, 0,2 Grad zu kalt: Ende des Monats blühen in Dießen schon die Tulpen, der lange Sommer beginnt.

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

April, 7,1 Grad zu warm: Beim Gilchinger Marktsonntag sind die Kinder in kurzen Hosen unterwegs.

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(Foto: Arlet Ulfers)

Mai, 3,6 Grad zu warm: Ausgerechnet zum Maibaumaufstellen ist es bewölkt, hier die Burschen in Steinebach.

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Juni, 2,7 Grad zu warm: Sintflutartiger Regen verwandelt den neuen Söckinger Kreisel in einen Teich.

Juli, 3,1 Grad zu warm: Mais und Sonnenblumen stehen hoch genug: Das Labyrinth in Utting öffnet.

August, 4,1 Grad zu warm: Mit 30,7 Grad ist der 9. August der heißeste Tag des Jahres.

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

September, 2,2 Grad zu warm: Die Apfelbäume biegen sich unter der Last der Früchte.

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(Foto: Georgine Treybal)

Oktober, 2,4 Grad zu warm: Beste Bedingungen herrschen beim Landkreislauf in Gilching.

November, 2,2 Grad zu warm: Wegen der Dürre wirkt der Steg in St. Heinrich wie auf Stelzen.

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(Foto: Nila Thiel)

Dezember, bislang 1,1 Grad Celsius zu warm im Vergleich zum langjährigen Mittelwert: Familie Engelhart genießt das Bilderbuchwetter an der Starnberger Seepromenade.

In der Region um Starnberger und Ammersee wird es immer wärmer. Das geht aus den Wetterdaten hervor, die das Meteorologische Observatorium auf dem Hohenpeißenberg vorlegt. Die Jahresmitteltemperatur liegt - nach den Zahlen bis einschließlich 19. Dezember - bei 9,3 Grad. Das ist der höchste Wert in der Messreihe der ältesten Bergwetterstation der Welt, die 237 Jahre bis 1781 zurückreicht. "9,3 Grad liegen deutlich über dem langfristigen Mittelwert von 6,5 Grad", sagt Wetterbeobachter Alfred Messmer, der im Observatorium auf dem Hohenpeißenberg auf 984 Metern Höhe arbeitet.

Indikatoren für die Klimaerwärmung sind auch die Werte der vergangenen Jahre und Jahrzehnte. "Seit 1990 waren alle Jahre mit zwei Ausnahmen - 1996 und 2010 - zu warm", sagt Wetterbeobachter Messmer. "Die Häufung der zu warmen Jahre hat deutlich zugenommen, die zu kalten verschwinden immer mehr." Deutlich wird dies, wenn man sich die sechs heißesten Jahre vor Augen führt: Nach 2018 auf dem Spitzenplatz kommt das Jahr 2015 (Durchschnittstemperatur 8,9 Grad) auf Rang zwei, dann 2014 und 2011 (je 8,5 Grad), und dann 2003 und 1994 mit je 8,3 Grad. Keines dieser statistisch gesehen zu warmen Jahre liegt länger als ein Vierteljahrhundert zurück - gegenüber der 237 Jahre währenden Messreihe eine kurze Zeitspanne.

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Beim Blick auf die einzelnen Monate 2018 wird die Erwärmung ebenfalls deutlich: Die Durchschnittstemperatur betrug im Januar 2,7 Grad. Aus der Reihe tanzt allerdings der Februar, der mit minus 5,1 Grad glatt vier Grad zu kalt war. Der März war mit 1,4 Grad ebenfalls leicht zu kühl. "Dann folgen nur noch Monate, die allesamt zu warm waren", sagt Alfred Messmer. Der April verzeichnete ein Monatsmittel von 12,2 Grad, der Mai von 13,2 Grad und der Juni durchschnittlich 15,4 Grad. Der Juli erreichte eine mittlere Temperatur von 18,1 Grad. Der August erhitzte sich gar auf 18,6 Grad, was ein Plus von 4,1 Grad gegenüber dem langjährigen Mittel bedeutet. Die Sonne meinte es auch dem September gut, der mit 14,3 Grad um 2,2 Grad zu warm war; der Oktober erreichte 10,3 Grad. Die gemittelte Temperatur im November betrug 4,8 Grad. Auch der Dezember wird mit bislang 1,1 Grad zu warm gegenüber dem langjährigen Mittel liegen, das minus 0,5 Grad beträgt. Das langjährige Mittel wird aus den Durchschnittswerten der letzten 30 Jahre errechnet.

Auch wenn heuer das bislang heißeste Jahr war, heißt das nicht, das auch der heißeste Tag dieses Jahres - der 9. August mit 30,7 Grad - einen absoluten Temperaturrekord brachte (siehe Tabelle). De größte Bibber-Kälter herrschte übrigens am 28. Februar mit minus 17,3 Grad.

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Die Folgen des heißen Sommers waren an den Seeufern nicht zu übersehen. Sie waren an vielen schönen Sommertagen so übervölkert, dass sich Unmut unter den Anliegern regte. Nicht nur über zugeparkte Straßen, sondern wie beispielsweise in Wörthsee über die Menschenmassen, die aus München heraus in das Fünfseenland fluteten. Die Folgen einer monatelangen Trockenheit, wie sie vor allem den Norden und Westen Deutschland heimsuchte, waren im Voralpenland nicht zu spüren. Zwar sind nach Angaben von Wetterbeobachter Messmer bis zum 20. Dezember nur 85,6 Prozent der normalen Niederschlagsmenge gefallen. In absoluten Zahlen heißt das: Bis jetzt wurde auf dem Peißenberg eine Niederschlagsmenge von 1036 Millimeter pro Quadratmeter gemessen. Aber auf die Jahresmittelwerte dürfe das keinen großen Ausschlag mehr haben: "Es war zwar bei uns nicht extrem trocken, aber auffällig ist, dass es lange niederschlagsfreie Phasen gab." Und er weist auf eines hin: "Natürlich könne sich einige Temperatur- und Niederschlagswerte in den zehn Tagen bis Ende Dezember noch ändern."

Bleibt die wichtigste Frage: Wird es weiße Weihnachten geben? "Es ziemlich sicher, dass wir keine weißen Weihnachten bekommen. Die Temperaturen werden bei bis zu zehn Grad liegen, nachts gibt es keinen Frost. Aber es wird jeden Tag ein bisschen regnen." Grüne Weihnachten also.

© SZ vom 21.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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