Coronavirus:Nachbarschaftshilfe näht Mundschutz für Pflegedienst

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Das halbe Wochenende haben die Engagierten durchgearbeitet. Die Helfer brauchen die Masken zum Schutz der 60 Senioren, die sie täglich in Inning besuchen.

Von Carolin Fries, Inning

"Ganz einfach ist es nicht", gibt Gabriele Kaller zu, "ein bisschen Geschick braucht man schon." Zusammen mit ihrem Sohn Thomas und Schwiegertochter Diana hat die Vorsitzende der Inninger Nachbarschaftshilfe am Wochenende Behelfsmasken für Mund und Nase für ihre Mitarbeiter im ambulanten Pflegedienst genäht. "Die sind zwar nicht so gut wie die medizinischen Masken", sagt Kaller, "doch besser als nichts."

Natürlich hat die Nachbarschaftshilfe versucht, Schutzmasken zu bestellen. "Alles ausverkauft." Und den gewöhnlichen Mundschutz aus dünnem Vlies gebe es nur noch zu Wucherpreisen, berichtet die zweite Vorsitzende Sabina Eisenmann. Also habe man beschlossen, selbst zu nähen - und Freunde und Bekannte aufgerufen, mitzuhelfen. Eine Anleitung fanden die Frauen auf der Seite der Essener Feuerwehr, die nun auch auf der Homepage der Nachbarschaftshilfe steht. "Es haben gleich ein paar Frauen mitgemacht", erzählt Sabina Eisenmann begeistert, "jeder will ja irgendwie helfen." Etwa 50 Masken aus kunterbunten Stoffen liegen nun in der Geschäftsstelle bereit. "Inning hält nicht nur zusammen, sondern näht zusammen" - unter diesem Motto sollen es in den kommenden Wochen noch mehr werden. "Wenn wir genug haben, geben wir den Mundschutz natürlich ab andere Institutionen ab", sagt Eisenmann.

Benötigt werden die Masken für die etwa 15 Mitarbeiter, welche im ambulanten Pflegedienst vorwiegend ältere Menschen in ihren Häusern und Wohnungen besuchen, um bei der Körperpflege zu helfen, im Haushalt oder bei der Einnahme von Medikamenten. "Da ist man einfach nah dran am Menschen", sagt Sabina Eisenmann. Um das Risiko einer möglichen Ansteckung mit Covid-19 zu senken, sollen die Mitarbeiter bei den bis zu 40 bis 60 Patienten, welche die Nachbarschaftshilfe täglich in drei Schichten versorgt, einen Mundschutz tragen. "Es geht vor allem darum, die Patienten zu schützen", sagt Kaller. Anders als der Einmalschutz aus dem Fachhandel landen die selbst genähten Unikate nicht im Müll, sondern nach Gebrauch in der Waschmaschine. "Ausgekocht kann man sie dann wieder verwenden."

Gabriele Kaller hat alte Bettwäsche aus Baumwolle und Leinentücher herausgekramt und vernäht. Von Samstagabend bis Sonntagabend sei die Großfamilie zusammen gesessen. Der Sohn hat die Stoffe zugeschnitten, die Schwiegertochter bediente die Nähmaschine, Kaller selbst hat die Schrägbänder geschnitten. "Das ist eine Fummelei, weil man die jetzt nirgendwo einkaufen kann und selbst schneiden muss." Die auch für das Einsäumen verwendeten Bänder gelte es dann rund um den Stoff fest einzunähen. "Pro Mundschutz haben wir schon 40 Minuten gebraucht." 20 Stück hat alleine die Familie Kaller geschafft. "Es hat Spaß gemacht, wir haben die ganze Zeit geratscht." Andere Inninger haben ihre Werke in den Briefkasten geworfen oder vor der Geschäftsstelle abgestellt.

© SZ vom 24.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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