Pandemie:Coronavirus-Ausbruch in Herrschinger Klinik weitet sich aus

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In der Schindlbeck-Klinik soll mehr getestet werden. Mitarbeiter sollen mindestens einmal in der Woche, wenn möglich zweimal abgestrichen werden. Patienten bei Aufnahme, am fünften Tag und vor Entlassung. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Die Zahl der infizierten Mitarbeiter hat sich mehr als verdoppelt. Patienten sollen künftig drei Mal während ihres Aufenthalts getestet werden.

Von Carolin Fries, Herrsching

Der Ausbruch des Coronavirus in der Herrschinger Schindlbeck-Klinik weitet sich aus. Am Mittwoch meldete die Geschäftsführung 13 infizierte Mitarbeiter, am Tag zuvor waren es noch sechs. Eine Mitarbeiterin wurde stationär aufgenommen. Zudem sind zehn Patienten an Covid-19 erkrankt. Drei Patienten sind bereits am vergangenen Donnerstag und Freitag im Krankenhaus gestorben.

Dabei handelt es sich um zwei Menschen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck und einem aus dem Landkreis Landsberg am Lech. Zwei von ihnen sollen das Virus unbemerkt in die Klinik eingeschleppt haben. Darunter ein Patient mit Herzschwäche und Organversagen, dessen Familienangehörigen laut Geschäftsführer Robert Schindlbeck alle Covid-19-positiv waren, "so dass die Infektion bereits vor Aufnahme stattgefunden hat".

Unabhängig davon wurde auf einer anderen Station eine Patientin mit einer schweren Krebserkrankung aufgenommen, deren Lunge bereits kurz nach Aufnahme ausgeprägte Infektionszeichen passend zu einer Infektion zeigte, "so dass bei Aufnahme bereits eine Corona-Infektion vorgelegen haben muss, auch wenn der Test negativ war", wie Schindlbeck ausführt.

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Zehn Patienten und sechs Mitarbeiter sind betroffen, drei Menschen sind gestorben. Als Auslöser gelten zwei Patienten, die trotz eines negativen Tests ansteckend gewesen sein sollen.

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Beide Patienten wurden nach wenigen Tagen in der Klinik erneut getestet, diesmal positiv. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich bereits Mitarbeiter und andere Patienten angesteckt, darunter ein Mann, der palliativ behandelt wurde und ebenfalls in der vergangenen Woche in der Klinik starb.

Dass sich insgesamt auch 13 Mitarbeiter angesteckt haben, erklärt die Klinikleitung mit der fehlenden Kooperation bei der Einhaltung der Hygienevorschriften von stark eingeschränkten Patienten etwa mit Weglauftendenz oder Pflegefällen. Die Mitarbeiter hätten diese fürsorglich versorgt und sich dabei infiziert. Zusätzlich zu den infizierten Mitarbeitern befinden sich aktuell 14 Kollegen in Quarantäne.

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Weil bereits zum Zeitpunkt des Ausbruchsgeschehens ein Besuchsverbot galt, waren mit Ausnahme eines einzigen Falles keine Besucher in der Klinik, so Schindlbeck. Dabei handelte es sich allerdings um die wohl schon mit dem Coronavirus infizierten Angehörigen des inzwischen verstorbenen Palliativpatienten. Diese hätten aber "noch keine Symptome" gezeigt, so Schindlbeck.

Aktuell befinden sich etwa 70 Patienten in der Klinik, darunter zehn mit Covid-19. Zwei Corona-Patienten werden auf der Intensivstation behandelt. Eine der betroffenen Stationen ist bis Ende dieser Woche vorübergehend geschlossen, jene mit den Covid-Patienten isoliert. Die Klinik nimmt bis auf Weiteres keine Patienten mehr auf den Normalstationen auf, Notfallpatienten werden weiterhin behandelt. Künftig sollen alle Patienten am fünften Tag nach dem Aufnahmetest sowie vor Entlassung nochmals für einen PCR-Test abgestrichen werden.

© SZ vom 10.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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