Essen und Trinken:Pächterwechsel im Pier 48

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Aus dem Lokal "Pier 48" an der Herrschinger Bahnhofstraße soll das "Kiez" werden. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Tobias Krüppel gibt sein beliebtes Lokal in Herrsching auf. Ende Januar soll es mit anderen Wirten und einem neuen Konzept wieder eröffnet werden.

Von Astrid Becker, Herrsching

Andere würden an so einem Tag vermutlich eine große Geburtstagsparty schmeißen. Nicht aber Tobias Krüppel. Vor genau 15 Jahren, am 22. Dezember, hatte der heute 48-Jährige sein "Pier 48" eröffnet. Nichtsahnend, wie er heute erzählt, was so alles in dieser Zeit auf ihn zukommen würde. Nicht mal eine Gastro-Genehmigung habe er damals gehabt, als er auf die Idee gekommen sei, den einstigen Jeansladen in dem auffällig erdig-roten Haus in der Nähe des S-Bahnhofs in ein Lokal zu verwandeln. "Ich habe schon als Student immer in der Gastro gejobbt, als mir das Lokal dann in dieser zentralen Lage nahe am See und am Landungssteg angeboten worden ist, da konnte ich gar nicht nein sagen."

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Wenn Krüppel so am Telefon davon erzählt, ist zu spüren, dass ihm die Entscheidung aufzuhören, alles andere als leicht gefallen ist: Je näher sein letzter Tag als Pier-48-Wirt komme, desto schwerer werde es, sagt er. Der letzte Tag: Das wird der 26. Dezember sein. Von diesem zweiten Weihnachtsfeiertag an will sich Krüppel voll und ganz auf sein anderes Standbein konzentrieren: eine Werbeagentur, die es, wie er sagt, weit länger gebe als das Lokal. In der letzten Zeit habe sich die Auftragslage seiner Agentur derart gesteigert, das er sich entscheiden musste: Werbung oder Bewirtung.

"Beides", sagt er, "wäre einfach zu viel gewesen." Auch wenn sein Lokal ganz offensichtlich Erfolgsgeschichte geschrieben hat: Die Gäste kamen schon am Vormittag zum Frühstück, im Sommer füllte sich die Terrasse mit den Lounge-Möbeln meist recht schnell, es gab Wiener Schnitzel, Burger, Salate und natürlich Kaffee am Nachmittag oder Cocktails und Wein am Abend. Ein "Zuhause für die Herrschinger" und auch für sich wollte er wohl schaffen. Dass ihm das gelungen sei, schreibt er in einem Eintrag auf Facebook aber nicht sich selbst zu, sondern seinem Team und seinen Gästen: "Nur durch Menschen wird ein Ort zu einem Zuhause und zu einem Gefühl. Das habt ihr dem Pier eingehaucht."

Der Unternehmer Fritz Frömming (im Bild) übernimmt das Lokal im Januar zusammen mit dem Gastronomen Walter Staudinger (unter anderem Schiller-Café in München). (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Doch schon bald ist diese Art Zuhause Vergangenheit - ein Treffpunkt für alle Herrschinger soll es aber dennoch bleiben. Das betont der 59-jährige Fritz Frömming, der zusammen mit dem Gastronomen Walter Staudinger, 58, das Pier 48 ins "Kiez" verwandeln will, wie das Lokal künftig heißen wird. Der neue Name sei ihm eines Nachts gekommen, erzählt Frömming, weil er immer die Serie "Babylon Berlin" angeschaut habe und auch dort von "Kiez" die Rede gewesen sei, im Sinne von "Bezirk". Einen Bezug zu Hamburg oder gar zum Amüsierviertel Reeperbahn will er nicht hergestellt wissen: "Auch wenn das vielleicht manch einer vergessen hat: Aber Kiez ist nun mal berlinerisch."

Die künftigen Wirte wollen mit ihrem Konzept die Gemeinde beleben

Frömming, der in Herrsching eine Firma hat und zehn Jahre lang die Herrschinger Volleyballer gemanagt hat, und Staudinger wollen mit ihrem Konzept die Gemeinde beleben: "Was es hier früher alles mal gegeben hat: Kneipen, Diskotheken, alles. Und jetzt weiß man nicht, was man machen soll, wenn man irgendwo nach dem Restaurantbesuch oder so noch was trinken will." Genau das wollen die beiden Kiez-Wirte nun ändern, die in ihrer Jugend schon gemeinsam unterwegs gewesen waren, wie Frömming erzählt. Deshalb setzen sie auf eine mehr getränkelastige Gastronomie, in der es nur Vorspeisen, Tapas, Kuchen und sonstige Kleinigkeiten geben soll, "kein Wiener Schnitzel oder sonstige Hauptgerichte". Genaueres will er aber noch nicht verraten, "es soll ja eine Überraschung werden". Nur, dass er sich auch mal einen Brotzeitteller und Wurstsalat vorstellen könne im Sommer zum Tegernseer-Bier, das dort ausgeschenkt werden soll: "Hauptsache, alles wird frisch zubereitet", sagt er. Weine in verschiedenen Preiskategorien will er ebenfalls anbieten, aber auch Longdrinks, wie er sagt, aber alles in bezahlbarem Rahmen.

Zunächst aber soll sich das Lokal optisch wandeln: "Man wird es nicht mehr erkennen." Die charakteristische Fassadenfarbe soll zwar bleiben, aber das gesamte Mobiliar im Inneren wird verschwinden, die Bar soll verlängert werden, auf die Terrasse werden Tische und Stühle kommen, zumindest im linken Bereich: "Ich habe das Gefühl, dass junge Leute beim Bier lieber an Tischen sitzen als auf Lounge-Möbel." Ein Teil der Terrasse soll dennoch loungig bleiben, Frömming will ja möglichst alle Herrschinger zufriedenstellen. Und zwar am liebsten täglich und von morgens bis abends.

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