Essen und Trinken:Fußballtrikot aus, Wirtsschürze an

Lesezeit: 4 min

In die Gastronomie gewechselt: Der ehemalige Profifußballer Emmanuel Krontiris führt mit seiner Familie die griechische "Taverna Blu" beim Golfplatz Gut Rieden. (Foto: Arlet Ulfers)

Der ehemalige Löwen- und Unterhaching-Profi Emmanuel Krontiris ist unter die Wirte gegangen. Seit Kurzem führt er ein griechisches Restaurant im Starnberger Golfclub auf Gut Rieden - und setzt dort auf die klassischen Küche.

Von Astrid Becker, Starnberg

Wenn einer sein Restaurant "Taverna Blu" nennt, könnte das durchaus seinen Grund haben. Im Fall von Emmanuel "Manos" Krontiris gibt es davon sogar gleich mehrere. Der 40-jährige Deutsch-Grieche hat vor Kurzem mit seiner Familie die Gastronomie im Starnberger Golfclub Gut Rieden übernommen. Und natürlich denkt man beim Stichwort Griechenland sofort an weiße Häuser mit königsblauen Fensterläden. An blaues Meer sowieso und am besten auch noch an Urlaubsgefühle.

In der "Taverna Blu" hoch über dem Starnberger See, etwas versteckt gelegen auf einem Anwesen mit einem 18-Loch- und einem Neun-Loch-Golfplatz, sind die Farben Weiß und Blau aber allenfalls am Himmel zu erkennen. Die Einrichtung des Lokals wirkt mit dem vielen Holz und einem gemusterten Teppich eher gediegen-rustikal als sommerlich-mediterran. Dafür gewährt die Terrasse einen atemberaubenden Ausblick über das Grün des Golfplatzes bis über den Starnberger See und die Alpen.

Direkt neben dem Restaurant befindet sich die Golfanlage, der Blick von dort fällt über den Starnberger See bis zu den Alpen. (Foto: Arlet Ulfers)

Aus den Lautsprechern tönt sanfte Lounge-Musik, was einem gleich ein gewisses Wohlbefinden bereitet. An den Tischen sitzen an diesem Tag ein paar Menschen, die unschwer als Golfer zu identifizieren sind: Sie tragen allesamt Poloshirts, kurze Hosen und Baseballkappen. Ein wenig klischeehaft mag das nun schon klingen, aber für Manos Krontiris sind sie willkommene Gäste, die häufig sogar täglich nach ihrer Runde bei ihm einkehren.

Dabei hatte Krontiris zunächst mit Golf nichts am Hut. Er hat viele Jahre Fußball gespielt - und zwar ganz professionell: bereits als Jugendlicher bei Hannover 96, später bei TeBe Berlin und bei Borussia Dortmund. Mit 19 Jahren gewinnt er mit den Borussen die Deutsche Meisterschaft. Es folgten zudem noch Stationen bei Alemannia Aachen, Rot-Weiß Oberhausen, Unterhaching und der DJK Rosenheim. Und nicht zu vergessen seine Zeit beim TSV 1860 München, bei den Löwen. Bei den "Blauen" also, deren Fans dem Verein lebenslange Treue schwören - selbst in schlechten Zeiten.

Emmanuel Krontiris in seiner aktiven Zeit beim TSV 1860 in der zweiten Bundesliga, hier in einem Spiel gegen Dynamo Dresden. (Foto: Imago)
2018 spielte er für den TSV 1860 noch bei einem All Stars-Hallenfußballturnier in Neu-Ulm gegen den VfB Stuttgart (im Bild noch Spieler Cacau von den Stuttgartern). (Foto: Eibner/Harry Langer/imago)

"Ja, ja", sagt Manos Krontiris und lacht: "Einmal Löwe, immer Löwe, gell?" Und ein wenig klingt das so, als ob er selbst einen solchen Treueschwur geleistet hätte. Zu seiner Zeit gehörte der TSV 1860 noch der zweiten Bundesliga an. Krontiris erlebte den Umzug vom Giesinger Stadion in die Allianz Arena, den Präsidenten Karl Auer und vieles mehr, was heute der Geschichte angehört. Aber Manos, oder "Emu," wie er damals wegen seiner schnellen Beine genannt wurde, dürfte das alles nicht so sehr interessiert haben. Sein Herz schlug für den Fußball: "Von klein auf", sagt er. Und: "Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass mir der Fußball nicht immer noch wahnsinnig viel bedeutet."

Und trotzdem hat er dem Leder den Rücken gekehrt und ist nun Wirt geworden. Er sei in die Branche mittlerweile hineingewachsen, erzählt er. Seine Lebensgefährtin stamme aus einer griechischen Wirtefamilie, die zunächst in Nürnberg und Amberg Restaurants betrieben habe. Und vielleicht, so sagt er dann auch, liege es auch an seinem Großvater, der in Hannover ein Lokal geführt habe: "Mein Vater hat auch in der Gastronomie gearbeitet."

2018 beendet er seine Fußballkarriere

Bewusst habe er das alles aber nie wahrgenommen: "In meinem Kopf war ja nur Fußball." Bis 2018. In diesem Jahr beendet er seine Karriere als aktiver Profi beim TSV Grafing und arbeitet anschließend noch als Jugendtrainer. "Aber wissen Sie: Ich bin irgendwie ein Freigeist - und der Fußball, der verlangt einem ein Leben in recht engen Maschen ab - auch als Trainer. Irgendwie bin ich das nicht." Seine ersten Gastro-Erfahrungen macht er mit einem Vereinslokal, das er mit seiner Lebensgefährtin führt: "Dann suchten wir etwas Größeres, man muss ja auch nach dem Fußball von etwas leben können."

Sie kommen im "Mykonos Blu" am Dietlhofer See in Weilheim unter - ein Lokal, das Krontiris mit Familie und einem Geschäftspartner übernimmt. "Aber irgendwann wollten wir etwa eigenes." Sie finden es mit der Gastronomie auf Gut Rieden: Seit April ist es ihre "Taverna Blu".

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Krontiris ist der Geschäftsführer des Familienbetriebs. Klar, ein wenig müsse sich alles noch einspielen - zumal auf einem Golfplatz auch Qualität eine große Rolle spiele, die sich auch noch herumsprechen müsse. "Neben unseren Erzeugnissen aus der Küche wollen wir auch mit unserem Service bei den Gästen punkten", sagt er. Gut zehn Mitarbeiter sind bei ihm beschäftigt, über Personalmangel beklagt er sich nicht: "Wir haben Fachkräfte, die teilweise schon seit vielen Jahren in der Branche arbeiten." Ein Großteil davon kommt aus Griechenland und sogar aus demselben kleinen Ort. Man kennt sich also und weiß, wie der jeweils andere tickt.

Küchenchef ist Lampros Plakias, der gerade das Lieblingsgericht der Gäste zubereitet: Calamari vom Grill mit hausgemachter Fischsauce und griechischem Bauernsalat. (Foto: Arlet Ulfers)

Und man kennt natürlich auch die griechische Küche und ihre Gerichte ganz genau, die nun auch auf Gut Rieden auf den Tellern der Gäste landen: Vorspeisen etwa wie Dolmades (gefüllte Weinblätter, 6,90 Euro), Tyrokafteri (pikanter Fetakäse mit Paprika, Pfeffer, Salz und Olivenöl, 5,50 Euro) oder auch Oktopussalat mit Öl und Essig für 8,90 Euro neben den typischen kalten und warmen Platten, die das gesamten Vorspeisenangebot in sich vereinen und mindestens zwei Esser brauchen, um sie verzehren zu können (23,50 und 25 Euro). Für Freunde vegetarischer Kost gibt es diverse Salate und Gerichte mit Käse, Haloumi etwa oder Talagani, worunter ein spezieller Schafskäse verstanden wird, der mit Feigenkonfitüre serviert wird (von 6,90 bis 9,50 Euro).

Das Auge isst mit. Nach der Mehrwertsteuererhöhung überlegen es sich viele aber zweimal, was sie für ein Essen in einem guten Restaurant zahlen wollen. (Foto: Arlet Ulfers)

Das Hauptspeisenangebot mutet ebenso recht typisch griechisch an: Vieles davon ist gegrillt, wie Baby-Calamari, Oktopus, Zander-, Lachs- und Doradenfilets, die allesamt mit einer Olivenöl-Zitronenvinaigrette und einer hausgemachten Fischsauce serviert werden (von 16,90 bis 28 Euro). Klassisch wirkt auch das Angebot von Fleischgerichten, das vom Suzuki, Bifteki, Suvlaki und Gyros reicht (zwischen 12,90 und 16,50 Euro).

Es gibt beispielsweise aber auch Rinderfilet mit Pfeffersauce (27,90 Euro), flambierte Hähnchenbrust (17,90 Euro), Lammfilet und Lammkoteletts (23,90 und 18,90 Euro) sowie diverse Teller, die mehrere Gerichte enthalten - eben genau so, wie man es von einem griechischen Restaurant erwartet, bei dem natürlich Speisen aus dem Backofen ebenfalls nicht fehlen dürfen: der Auberginenauflauf Musaka etwa (16,50 Euro) oder die Lammhaxe mit Zwiebeln und Käse "Stifado" (19,50 Euro). Vieles davon wird auch in einer mengen- und preisreduzierten Variante auf der Mittagskarte angeboten (zwischen 8,50 und 15,90 Euro).

Die "Taverna Blu" hat derzeit von Dienstag bis Samstag, von 11 bis 14.30 Uhr und von 17 bis 22 Uhr geöffnet, an Sonn- und Feiertagen durchgehend von 11 bis 22 Uhr. Montag ist Ruhetag. Reservierungen werden unter 08151/90 82 0 entgegengenommen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSpitzengastronomie
:Weinexpertin auf Sterneniveau 

Claudia Mikschowsky behauptet sich in einer Männerdomäne: Sie ist Diplom-Sommelière und wurde vom Gourmetführer Michelin ausgezeichnet. Was macht eine gute Weinberaterin aus?

Von Astrid Becker

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: