Photovoltaik:Gebaut, aber nicht angeschlossen

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Seit sechs Wochen fertiggestellt: Die Freiflächen-Photovoltaikanlage südlich der Lindauer Autobahn (A 96) bei Gilching-Geisenbrunn. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Weil die die Freiflächen-Photovoltaikanlage bei Gilching nicht ans Netz kommt, gehen Schätzungen zufolge täglich bis 20 000 Euro verloren. Das liegt auch an der kleinkarierten Bürokratie.

Von Christian Deussing, Gilching

Die größte Freiflächen-Photovoltaikanlage im Landkreis Starnberg südlich der Lindauer Autobahn (A 96) bei Gilching-Geisenbrunn ist bereits seit sechs Wochen fertiggestellt. In einem Korridor von 200 Metern auf eineinhalb Kilometern Länge wurden seit Januar im zügigen Tempo etwa 36 000 Module, 75 Wechselrichter und sechs Trafostationen auf den Ackerflächen errichtet. Doch die Anlage, die insgesamt laut Planungsbüro rund elf Millionen Euro gekostet hat und schon seit dem 20. Juni zertifiziert ist, konnte immer noch nicht ans Netz gehen - und damit nicht den Ökostrom liefern, der fast 4500 Gilchinger Haushalte versorgen soll.

Es sei wie auch bei anderen Projekten erneuerbarer Energien ein "Flaschenhals" am Ende zu beklagen, empört sich Diplom-Ingenieur Robert Sing von der Betreibergesellschaft "Sonnenenergie Gilching GmbH & Co. KG" über das Schneckentempo. Denn mit dieser "Bürokratie, heillos überlasteten Zertifizierern, Zettelwirtschaft und immer neuen Richtlinien mit technischen Anschlussregeln" werde die Energiewende und der Klimaschutz weiter ausgebremst, befürchtet Sing. Nun aber kündigte der Stromversorger Bayernwerk Netz an, dass die Photovoltaikanlage der A 96 am 29. Juli angeschlossen wird.

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Bis dahin muss noch ein 20 Meter langes Mittelspannungskabel zur Übergabestation beim Autobahn-Kreisverkehr Argelried gelegt und ein Messwandler eingebaut werden. Das hätte aber das Bayernwerk längst erledigen können, ärgert sich Projektplaner Sing über die Verzögerungen. Täglich seien durch die fehlende Einspeisung von bis zu 120 000 Kilowattstunden an Strom etwa 20 000 Euro verloren gegangen, rechnet der Experte für Solarparks vor. Dabei habe sein Landsberger Büro bereits ein halbes Jahr vor Baubeginn - also im Sommer 2021 - rechtzeitig die Zertifizierungen für die PV-Anlage auf der insgesamt 14 Hektar großen Fläche an der Autobahn beantragt, um nahtlos den Netzanschluss zu gewährleisten, betont Sing.

Die Verfahren müssten dringend entschlackt werden, fordert Landrat Stefan Frey (CSU)

Steffen Schubach, beim Bayernwerk zuständig für Planung, Bauausführung und Netzkundenbetreuung, kennt diese Probleme. "Das dauert halt", sagt er und begründet dies auch. Das Umspannwerk müsse umgebaut und das eigene Netz für den neuen Strom verstärkt werden. Zudem habe man sich an die Vorschriften zu halten, rechtfertigt sich Schubach. Er wisse aber auch, dass die "Litanei von auszufüllenden Dokumenten" und fehlendes Personal für die Abnahme dieser großen PV-Anlagen zu Wartezeiten führten.

"Mich wundert das überhaupt nicht", sagt dazu der Starnberger Landrat Stefan Frey (CSU), der dem Bayernwerk Netz keine Vorwürfe machen will. Aber es sei dringend nötig, Verfahren zu entschlacken und sich vom bürokratischen Ballast detaillierter Vorgaben zu befreien. Wenn alles austariert werde und man "nur mit Tippelschritten" vorangehe, sei die Energiewende nicht zu schaffen, mahnt Frey, der das Solarzellen-Projekt der Gemeinde Gilching als wichtiges Signal für die Nutzung von Sonnenenergie stets unterstützt hat.

Außer dem Generalplaner Sing und seinem Geschäftspartner Thomas Tronsberg sind die Gemeindewerke Gilching (KU) als Kommanditist und überwiegend Landwirte an der Betreibergesellschaft beteiligt. Die Modulleistung der Photovoltaikanlage beträgt 16 220 Kilowattpeak (kWp), so sollen laut Betreiber nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) jährlich fast 18 Millionen Kilowattstunden (kWh) grüner Strom ins Netz fließen.

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