Erneuerbare Energien:Sonnenkraft neben der Autobahn

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Auf eineinhalb Kilometer Länge werden bei Gilching entlang der Lindauer Autobahn Solarzellen installiert. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

An der A 96 entsteht die größte Photovoltaik-Anlage des Landkreises Starnberg - es soll Strom für bis zu 5000 Haushalte erzeugt werden. Das Projekt gilt als vorbildlich auch für andere Gemeinden.

Von Christian Deussing, Gilching

Dieser Sonnenstrom entlang der Lindauer Autobahn bei Gilching ist ein Meilenstein, um die Energiewende im Landkreis Starnberg voranzutreiben: Auf 17 Hektar Ackerland südlich der Autobahn A 96 soll die größte Freiflächen-Photovoltaikanlage im Fünfseenland entstehen. Die Solarzellen werden in einem bis zu 200 Meter breiten Korridor auf etwa eineinhalb Kilometer Länge entlang der Autobahn installiert und sollen bis zu 5000 Haushalte mit regenerativen Strom versorgen. Es sei ein "Vorzeigeprojekt", das sicher vom Landratsamt genehmigt werde, wie Gilchings Bauamtsleiter Max Huber erläutert. Man hoffe, dass das Photovoltaik-Bauwerk schon im kommenden Frühjahr ans Netz gehe und dabei auch Vorbild für andere Gemeinden in der Region sein könnte.

Der Gemeinderat Gilching hat jetzt dem geänderten Flächennutzungsplan zugestimmt. Auch ein Bebauungsplan musste erstellt werden, weil Freiflächen-Photovoltaik im Außenbereich kein landwirtschaftlich privilegiertes Vorhaben ist. Doch nun ist dieses Verfahren in der finalen Phase angekommen. Damit nicht genug: Auch auf der nördlichen Seite der Autobahn - ebenfalls südöstlich von Geisenbrunn - soll später eine Photovoltaikanlage auf einer zirka 35 Hektar großen Flächen entstehen. Hierfür sind von den Gemeinderäten fünf weitere Sondergebiete auf Ackerboden ausgewiesen worden - und das bei nur zwei Gegenstimmen: Sie äußerten Bedenken wegen des "zu massiven Eingriffs in das Landschaftsbildes und des zu breiten Korridors", für den zu viel landwirtschaftliche Flächen verloren gehe.

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Es handele sich aber um intensiv mit Dünger genutzte Flächen, die nun für umweltfreundlichen Solarstrom hergegeben würden. Zudem könne seit Anfang des Jahres nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) ein Korridor von bis zu 200 Metern statt wie bisher 110 Meter gefördert werden, erklärt Huber. Die Module auf der südlichen Seite der Autobahn würden in maximal drei Meter Höhe mit Stahlträgern in den Boden gerammt, auf dem Pflanzen gesät und Blühwiesen angelegt werden könnten. Auch dieser Nebeneffekt diene laut Huber dem Arten- und Klimaschutz.

In dem Verfahren wurde auch geprüft, ob die Solarzellen womöglich Autofahrer oder den Flugverkehr im Bereich des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen blenden könnten. Gutachten von Experten und eine Stellungnahme des Luftamtes Südbayern haben aber keine Einwände geltend gemacht. Zudem bewertet laut Bauamt die Höhere Landesplanungsbehörde das Photovoltaik-Projekt bei Gilching positiv, um im Sinne des Klimaschutzes erneuerbare Energien zu forcieren und zu realisieren - zum Beispiel auch an vorbelasteten Standorten entlang von Autobahnen.

Das Planverfahren mit seinen Abwägungen sei schwierig, aber ein großer Beitrag zur Energiewende im Landkreis Starnberg, betont Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD). Er freue sich, wenn die Anlage nun gebaut werde und "draußen Strom produziert". Inzwischen ist auch die Betreibergesellschaft "Sonnenenergie Gilching GmbH & Co. KG" gegründet, an der sich die Gemeindewerke Gilching mit 30 Prozent als Kommanditist beteiligen.

Das Photovoltaik-Projekt hatte sich verzögert, weil sich Gilching einen Planungsfehler geleistet hatte, der aber korrigiert wurde. Denn zunächst hatte sich die Gemeinde - wie bei Planungen von Windkrafträdern - auf Konzentrationsflächen orientiert, um weitere Gebiete für Freiflächen-Photovoltaik auszuschließen. Allerdings wurde hierbei nicht beachtet, dass ein Solarstrom-Projekt im Außenbereich nicht privilegiert ist. Nun dürfte das ambitionierte Vorhaben aber wasserdicht sein.

© SZ vom 25.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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