Planung:Auch Krailling und Weßling wehren sich gegen Gautinger Gewerbegebiet

Lesezeit: 2 min

Nach Gilching lehnen die Nachbargemeinden das Vorhaben für bis zu 5000 Arbeitsplätze ab. Sie fürchten massiven Verkehr und Schäden für die Natur.

Von Carolin Fries und Patrizia Steipe, Krailling/Weßling

Nach Gilching haben am Dienstagabend auch die Gemeinden Weßling und Krailling das von der Gemeinde Gauting geplante Gewerbegebiet im Unterbrunner Holz abgelehnt. Dabei wurde in Krailling ausführlich darüber diskutiert, wie scharf man die Kritik gegenüber der Nachbarn formulieren darf. Der von der Verwaltung vorformulierte Satz, wonach Krailling eine Stärkung des Gewerbestandortes begrüße, wurde ersatzlos gestrichen. "Wir begrüßen das gar nicht", stellte Andrea Schulte-Krauss (Grüne) klar.

Insbesondere ein fehlendes Verkehrskonzept der Gautinger verstimmte die Kraillinger Räte, "wir gehen einem riesigen Verkehrsinfarkt entgegen", sagte Rudolf Heidrich (FBK). Die Infrastruktur sei bereits ohne das geplante Gewerbegebiet akut überlastet. Diesbezüglich könne man den "Ton schon verschärfen", so Sebastian Sefzig (FDP). Apropos Ton: Imme Kaiser (Grüne) hatte "den Eindruck, Sie wollen ihrer Nachbarbürgermeisterin nicht auf die Füße treten", richtete sie sich an Bürgermeisterin Christine Borst (CSU). Die entgegnete: "Ich sehe das Gewerbegebiet vielleicht nicht so problematisch wie Sie."

Widerstand gegen Gauting
:Landespolitiker unterstützen Gilchinger Protest

Bei der Demonstration gegen das geplante Gewerbegebiet treten die Fraktionssprecher von SPD und Grünen auf. Die Initiative "Pro Bannwald" mobilisiert 600 Kritiker des umstrittenen Großprojekts im Unterbrunner Holz.

Von Christian Deussing

Schließlich einigte man sich auf eine Formulierung, in der man auf die Notwendigkeit eines Verkehrskonzepts hinwies, das Radwege und die Wiedereröffnung des S-Bahnhofs "Weichselbaum" berücksichtigt. Stephan Bock (SPD) legte Wert auf den Zusatz, dass danach die Größe des Gewerbegebietes bemessen werden müsse, welches mit 29 Hektar mehr als doppelt so groß wie die über mehrere Jahre gewachsene Kraillinger Innovationsmeile (KIM) werden soll.

Im Weßlinger Gemeinderat beschrieb der Geschäftsleiter Konrad Eisenhauer das Verhältnis zwischen Gauting und Weßling mit einem Wort: "Eiszeit". Das Gremium lehnte die Gautinger Bauleitplanung einstimmig ab. "Mit der gegenwärtig verfolgten Zielsetzung erweisen sich die Planungsabsichten gegenüber der Gemeinde Weßling als rücksichtslos und verletzen daher das interkommunale Abstimmungsgebot", heißt es in der Begründung. Es fehle ein Interessensausgleich und eine Koordination der gemeindlichen Belange.

Das Gewerbegebiet mit seinen schätzungsweise 5000 Arbeitsplätzen werde den Wohndruck einer Kleinstadt nach sich ziehen, befürchtete Bürgermeister Michael Muther. Das bedeute nicht nur einen weiteren Anstieg der Baulandpreise, sondern auch, "dass die Verkehrsbelastung in Weßling und Oberpfaffenhofen drastisch ansteigen wird", heißt es in der Stellungnahme an die Nachbarn. Ein weiteres Problem sei, dass das Gebiet gleich dreifach geschützt sei - als Landschaftsschutzgebiet, Bannwald und innerhalb des Erholungsraums "Fünf-Seen-Land". Alle müssten aufgehoben werden. "Der Standort ist verfehlt", so die Meinung der Weßlinger, die durch ein Abholzen des Waldes auch negative Auswirkungen auf das Klima befürchten. Unverständnis herrscht über das "egoistische" Vorgehen der Gautinger, die neben dem Gewerbegebiet noch ein Wertstoffzentrum an die Grenze der kleinen Gemeinde bauen möchten. "Bislang werden die Lasten der Planung von Gautingschlichtweg der Nachbargemeinde überlassen", ärgern sich die Gemeinderäte.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Nachbarstreit
:Gilching sagt Nein zum Gautinger Gewerbegebiet

Der Bauausschuss votiert einstimmig gegen das Vorhaben der Nachbargemeinde, weil er die Pläne für unzureichend hält. Die Fronten verhärten sich.

Von Christian Deussing

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: