Freizeit:Radom bekommt bald neue Haube

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Noch steht die Antenne 1 der Raistinger Erdfunkstelle hüllenlos da - aber im Herbst soll dem Radom die neue, einen halben Hektar große Polyesterhaut übergestreift werden. Um die Parabolantenne sind schon Montagetürme errichtet, Wind und Wetter bestimmen, wann der 130 Meter lange Kran zum Einsatz anrückt. (Foto: Nila Thiel)

Ein Sturm hatte 2020 die gut zehn Tonnen schwere Traglufthülle des Radoms in Raisting zerstört. Nun soll die Erdfunkstelle neu gedeckt werden. Bei der Montage muss aber das Wetter mitspielen.

Von Armin Greune, Raisting

Das Radom wartet nun täglich darauf, wieder unter die Haube zu kommen. Die vorbereitenden Arbeiten für die Montage der neuen Traglufthülle sind abgeschlossen. Von nächster Woche an könnte das gut zehn Tonnen schwere PVC-Gewebe entgegengenommen werden, sagt René Jakob, Geschäftsführer der Radom Raisting GmbH. Er hält es aber für unwahrscheinlich, dass die historisch bedeutsame Antenne 1 der Erdfunkstelle bereits am 12. September zum Tag des offenen Denkmals, neu eingekleidet ist. Zuletzt war geplant gewesen, an diesem Termin erstmals wieder Besucher im Radom zu empfangen. Bis dahin rechnet Jakob zwar mit der Anlieferung der Polyesterhülle, doch für deren Einhub seien zudem vier Tage Vorlaufzeit erforderlich. Wann dann die Montage mit Hilfe des bis auf 130 Meter Länge ausfahrbaren Krans erfolgen kann, hängt vor allem vom derzeit unberechenbaren Wetter ab: Während der sechs bis acht Stunden währenden Arbeiten müssen Sturmböen und heftige Regenfälle so weit wie möglich ausgeschlossen sein.

Das weltweit einzigartige Industriedenkmal hatte zuletzt vor elf Jahren eine neue Hülle erhalten, weil die im Jahr 1964 übergestülpte Originalhaut des Radoms vom Einsturz bedroht war. Der spektakuläre Hüllentausch mit einem 400 Tonnen schweren, siebenachsigen Autokran lockte im Herbst 2010 Hunderte Schaulustige an.

Inzwischen steht die rote Antenne des Radom schon länger wieder nackt da. In den frühen Morgenstunden des 28. Februar 2020 wütete der Sturm "Bianca" mit bis zu 121 Stundenkilometern und die von Tragluft gestützte, 5200 Quadratmeter große, aber nur 1,8 Millimeter starke Hülle verformte sich so stark, dass sie in drei Teile zerriss. Über den Winter musste ein provisorisches Schutzgerüst über der Antenne errichtet werden.

Die Hoffnung, dass die neue Kunststoffhaut schon im Frühjahr geliefert werden könnte, erwies sich rasch als zu optimistisch. Im März 2021 konnte der Auftrag an den Generalunternehmer ITF Technical Fabrics in Raubling bei Rosenheim vergeben werden. Die Folie produzierte eine Firma in Graz, die Hülle daraus wurde in Istanbul gefertigt. 25 Unternehmen sind laut Jakob an der Reparatur des Industriedenkmals beteiligt, etwa ein Drittel davon stamme aus dem Landkreis Weilheim-Schongau.

Gemessen an den äußeren Bedingungen habe man bei der Instandsetzung bisher "noch viel Glück gehabt", meint der Radom-Geschäftsführer. Man sei zwar auch von den allgemeinen Verzögerungen in der Baubranche betroffen gewesen, konnte aber immerhin das Material beschaffen, "obwohl sich PVC und Polyester auf dem Markt extrem schwer besorgen ließen", sagt Jakob. Auf der neuen Hülle verlaufen die Nähte sowohl vertikal als auch diagonal, um die bei Stürmen auftretenden Belastungen besser abzufangen. Weil sie nahezu völlig lichtundurchlässig sein wird, ähnelt das PVC-beschichtete Polyestergewebe wieder mehr dem Originalmaterial als der Vorgänger. Der Auftragswert beläuft sich auf etwa 600 000 Euro, die Gesamtkosten für die neue, fast 50 Meter durchmessende Kuppel könnten sich auf bis zu 2,5 Millionen Euro summieren. Für die nunmehr dritte Einkleidung kommt die Versicherungskammer Bayern auf.

2019 hatten etwa 5000 Personen das Raistinger Industriedenkmal besucht, seitdem ruhte der Betrieb weitgehend wegen Pandemie und Baumaßnahme. "Aber es hat leise wieder angefangen", sagt Jakob: In der vergangenen Woche leitetet der Geschäftsführer persönlich eine Baustellenführung für den Raistinger Hort.

© SZ vom 11.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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