Freiluftmesse am Pilsensee:Das sind die neuen Camping-Trends

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Zelt mit eingebautem Zelt: Diese Konstruktion des baden-württembergischen Unternehmens Quipon kostet 5799 Euro. (Foto: Georgine Treybal)

Vom Panoramafenster bis zur Platzspardusche: Bei den "Munich Camping & Outdoor Days" am Pilsensee stellen Unternehmen ihre Neuheiten der Saison vor - auch für neugierige Einsteiger. Vor allem bei den Zelten zeichnet sich eine klare Entwicklung ab.

Von Simon Sales Prado, Seefeld

Zwischen den Zelten, die an diesem Wochenende auf dem Campingplatz am Pilsensee zu sehen sind, ragt eines besonders in die Höhe. Das graue, aufblasbare Zelt gehört zu Markus Bauer, der hier Quipon vertritt, eine Hausmarke des Outdoor-Großhändlers Movera. So, wie es hier steht, ist das fast vier Meter hohe Zelt zum ersten Mal zu sehen. Auf der Freiluftmesse zeigt das Unternehmen aus Oberschwaben das erste Serienmodell. Der Preis: 5799 Euro.

Genau genommen ist das Modell nur das Außenzelt, erklärt Bauer. Darunter steht ein VW-Bus, auf diesem ist ein aufklappbares Dachzelt montiert, das wiederum mit dem Außenzelt verbunden ist. Ganz schön kompliziert? Bauer winkt ab. Man muss es nur aufklappen, mit einer Kompressionspumpe lässt es sich in zehn Minuten aufbauen. Das Innenzelt wird dann beim Befüllen der Luftsäulen des Außenzeltes automatisch aufgestellt. Bauer verspricht: "Das kann jeder."

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Das Interesse an Campingausrüstung ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen

Das Dachzelt ist nur eine von vielen Neuheiten, die bei den "Munich Camping & Outdoor Days" am Pilsensee ausgestellt werden. Bis zum 8. Mai sind am Campingplatz bei Seefeld über dreißig Aussteller aus ganz Deutschland vertreten und zeigen neben großen Wohnwagen und Wohnmobilen auch Zelte sowie Campingzubehör.

Mit der Freiluftmesse reagieren die Veranstalter auf das in den vergangenen Jahren stark gestiegene Interesse an Campingausrüstung, sie rechnen am Wochenende mit bis zu 7000 Besuchern. "Durch die Pandemie sind viele Menschen zusätzlich zum Campen gekommen", erklärt Peter Draeger, einer der Veranstalter. Die anwesenden Aussteller machten gute Geschäfte. Draeger glaubt nicht, dass die Nachfrage mit dem Ende der Pandemie abebbt. "Sicherlich wird das nicht immer steil nach oben gehen", räumt er ein. "Vermutlich wird es sich auf hohem Niveau auf einem Plateau einpendeln."

Peter Draeger ist einer der Veranstalter der Munich Camping & Outdoor Days. (Foto: Georgine Treybal)

Bisher hat Draeger regelmäßig Vanlife-Treffen organisiert, bei denen erfahrene Camper für ein ganzes Wochenende zusammenkommen, um sich zu vernetzen. Mit der Messe am Pilsensee will er nun auch für Tagesbesucher und neugierige Einsteiger, die sich informieren wollen, ein Angebot schaffen. Auf der Messe sind deshalb nicht nur Aussteller vertreten, es gibt zu diesem Zweck auch ein großes Rahmenprogramm mit Diskussionsrunden und Vorträgen von Experten. Bei diesen sogenannten Panels soll es unter anderem um die Frage gehen, was in diesem Jahr neu ist auf dem Markt und was der nächste Trend wird.

Dirk Langenfeld vom Zeltfachhändler Camp Nation hat darauf eine klare Antwort: Luftzelte. "Die gibt es zwar schon seit einigen Jahren, mittlerweile kommen sie aber auch auf dem Markt an", sagt Langenfeld. Er hat 60 Zelte auf dem Campinggelände aufgebaut, von einfachen Modellen über größere Familienzelte bis hin zu besonders großen, edlen Modellen ist alles dabei. Die meisten der Zelte von Dirk Langenfeld kommen ganz ohne Gestänge aus. Der große Vorteil der Luftschlauchzelte: Sie lassen sich besonders schnell und unkompliziert aufbauen. "Mit einer Handpumpe, wie man sie vom Kitesurfen kennt, lässt sich so ein Zelt in fünf bis sechs Minuten aufpumpen", erklärt Langenfeld. Preislich beginnen die ersten Modelle im Familienzeltbereich bei 500 Euro, die hochwertigsten Modelle kosten auch mal bis zu 3500 Euro. Letztere bestehen aus einem Baumwollmischgewebe, Langenfeld spricht vom sogenannten Glamping - eine Wortneuschöpfung, die sich aus den Begriffen Camping und Glamour zusammensetzt.

Hat der Krieg in der Ukraine Einfluss auf das Reiseverhalten der Menschen?

Über der Messe schwebt nicht zuletzt die Frage, ob der Krieg in der Ukraine einen Einfluss auf das Reiseverhalten der Menschen haben wird - immerhin treibt der russische Angriff die Spritpreise in die Höhe und wirkt sich auch auf die Kaufkraft in Deutschland aus. "An sich haben alle, die hier ausstellen, lange Lieferzeiten, es geht der Branche sehr gut," erklärt Draeger. Er geht wie die meisten Aussteller nicht davon aus, dass der Krieg sich allzu stark auf das Interesse am Campingmarkt auswirken wird. "Das hängt aber auch davon ab, wie lange der Krieg noch dauert", sagt Draeger.

Geht man auf dem Campingplatz weiter, kommt schnell der nächste Hingucker: ein großer, mattgrauer Servicewagen, der an US-amerikanische Modelle erinnert. Von Grund aufgebaut hat es das Team rund um Torsten Schwengber von TS Buscamp, einem Hersteller von Campingfahrzeugen aus Thüringen. "Tausend handgeschlagene Nieten sind darin verarbeitet", erklärt der Geschäftsführer. Es steht zunächst nicht zum Verkauf, auf der Messe soll aus dem Wagen Bier ausgeschenkt werden.

Torsten Schwengber von TS Buscamp zeigt das Herzstück seines ausgebauten Fiat Ducato: ein 2,30 Meter langes Panoramafenster. (Foto: Georgine Treybal)

Daneben steht das Vorzeigemodell von TS Buscamp: ein dunkelroter Fiat Ducato mit einer zwei Meter langen Panoramascheibe. "Mich hat immer gestört, dass man sich zu zweit nicht in einem Camper bewegen kann", sagt Schwengber. Der ausgebaute Fiat ist seine Antwort. Seine Firma hat bei diesem Modell den Boden deutlich abgesenkt, so ist die Stehhöhe größer und der Einstieg komfortabler, das Auto wirkt insgesamt geräumiger. Neben der großen Panoramascheibe gehört zur Ausstattung ein automatisches, zwei Meter langes Hubbett, eine ausklappbare Platzspardusche, eine extrabreite Tür sowie ein eigens für das Modell geschreinerter Tisch. Der Preis: 119 500 Euro.

Wer noch nicht so viel über Camping weiß und sich langsam an das Thema herantasten möchte, geht am besten gleich am Samstag auf das Gelände. "Am Samstag haben wir einen Einsteigertag", erklärt Veranstalter Peter Draeger. Besonders wird an diesem Tag die Anwesenheit von Markus Wolf sein, ein unter Campern bekanntes Gesicht. Er betreibt den Blog "Fan4Van" und hat das Buch "How To Womo" geschrieben - ein Ratgeber, in dem er Einsteigern erklärt, was sie alles zum mobilen Reisen wissen müssen. Um Wissenswertes rund um das Reisen mit dem Wohnmobil soll es auch bei seinem Vortrag für Einsteiger am Samstag gehen. Auch über den Vortrag hinaus wird Wolf den Tag über für Fragen zur Verfügung stehen.

Die Messe (Am Pilsensee 2, 82229 Seefeld) ist Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist kostenfrei. Auch für die Kinderbetreuung ist gesorgt.

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