Bundestagswahlkampf im Landkreis Starnberg:Warum sich Olaf Scholz sich für den besseren Bundeskanzler hält

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Der Bundesfinanzminister spricht über seine Ambitionen im virtuellen Zukunftsgespräch der SPD und gibt der Kandidatin des Wahlkreises 224, Carmen Wegge, Tipps.

Von Christine Setzwein, Starnberg

Wenn sich Regierungspolitiker in die Niederungen von Gemeinden und Landkreisen begeben, um mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen, weiß der Mensch: Es ist wieder Wahlkampf. Nun ist es momentan etwas schwierig mit dem sich Begeben, darum steht der Finanzminister, Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz an diesem Mittwochabend an einem Pult im Willy-Brandt-Haus in Berlin und ist virtuell mit der Bundestagskandidatin für den Wahlkreis 224, Carmen Wegge, verbunden, um sich den Fragen der Wähler in den Landkreisen Starnberg und Landsberg und der Stadt Germering zu stellen.

Die 31-jährige Wegge, die eloquent und selbstbewusst das "Zukunftsgespräch" moderiert, kommt gleich zur Sache. Wie solle sie denn im Landkreis Starnberg, einem der reichsten in Deutschland, die Vermögensteuer verkaufen, die die SPD wieder einführen will? Die Aufgaben der Zukunft, antwortet Scholz, könnten nur mit einem fairen und gerechten Steuersystem bewältigt werden. Dazu gehöre auch die Entlastung kleinerer und mittlerer Einkommen und ein Mindeststeuersatz. Die Vermögenssteuer treffe Multimillionäre und Milliardäre. Um die Krise bewältigen zu können, "bin ich mir sicher, dass sogar diejenigen, die vielleicht etwas mehr herangezogen werden, sagen, das scheint mir auch richtig", so Scholz.

Christiane Falk, Zweite Bürgermeisterin von Starnberg, sagte, sie freue sich "tierisch" auf den Wahlkampf, bedankte sich für die staatliche Finanzhilfe der Kommunen und fragte, ob diese weiter mit Unterstützung rechnen könnten. Scholz versprach einen weiteren "Schluck aus der Pulle". Arbeitsplätze, Klimawandel, moderne Mobilität, Legalisierung von Cannabis, Rassismus, Gleichberechtigung, Asylpolitik waren weitere Themen - und die unvermeidliche Frage nach der Koalition nach der Wahl, die Scholz natürlich nicht eindeutig beantwortete. Konkret wurde er beim Mindestlohn: Den werde er im ersten Jahr seiner Kanzlerschaft auf zwölf Euro erhöhen. Jeder, der fleißig arbeite, verdiene Respekt und Anerkennung und eine "ordentliche Bezahlung". Warum er der bessere Bundeskanzler sein solle, wollte Nico Wunderle aus Pöcking wissen. "Ich habe einen Plan für die Zukunft und ein sozialdemokratisches Herz", sagte Scholz. Damit "können wir die Bürger überzeugen". Dass etwas in Bewegung sei in Deutschland sehe man allein schon daran, dass die Union in Umfragen mittlerweile unter 30 Prozent liege.

Wie er den Druck aushalte, lautete eine Frage. "Ich gehöre eher zu den gelassenen Menschen", antwortete Scholz. Er versuche, noch etwas anderes zu machen als Politik, "ein gutes Leben mit meiner Frau zu haben", gemeinsam Sport zu machen, zu wandern und hoffentlich bald wieder ins Kino gehen zu können.

Die SPD müsse Zuversicht ausstrahlen, sagte Scholz. Carmen Wegge, die ihn einlud, im Sommer gemeinsam im Fünfseenland zu wandern, sprach er Mut zu und verwies auf seine Erfolge im Bundestagswahlkreis Hamburg-Altona mit seiner gehobenen Bürgerschaft, den er immer direkt gewonnen habe. Sozialdemokratische Partei und Gutverdiener schlössen sich nicht aus, gab er der jungen Kandidatin mit auf den Weg.

© SZ vom 09.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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