Amtsgericht Starnberg:MVV-Busfahrer wegen sexueller Nötigung angeklagt

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Der 47-Jährige soll einer 17-Jährigen gegenüber zudringlich geworden sein. Der Verkehrsverbund weiß nichts von einem Vorfall.

Von Christian Deussing, Starnberg

Die 17-Jährige war Anfang des Jahres immer wieder mit dem gleichen MVV-Bus im westlichen Landkreis unterwegs. Sie soll sich dabei mit dem Busfahrer mehrmals unterhalten haben - etwa über Katzen und Hunde. An der Endhaltestelle rauchte sie auch manchmal eine Zigarette mit dem Fahrer des Regionalbusses. Doch am 24. Januar dieses Jahres soll der Mann zudringlich geworden sein und die völlig überraschte Jugendliche am Ohr geküsst haben. Wegen sexueller Nötigung und Körperverletzung muss sich der 47-Jährige aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck seit Dienstag vor dem Jugendschutzgericht Starnberg verantworten - wo der Angeklagte alle Vorwürfe bestritt.

Der Anklage zufolge habe der Fahrer die 17-Jährige, die nachmittags vor der Abfahrt noch auf der Bank der Haltestelle saß, "überrumpelt, die linke Schulter niedergedrückt und seine Zunge mehr als 30 Sekunden in der Ohrmuschel kreisen lassen". Nach der Attacke habe das Mädchen wegen des Speichels für zehn Minuten kaum noch etwas gehört, erklärte die Staatsanwältin im Prozess. Der Verteidiger versuchte sofort, die Anschuldigungen zu entkräften: Sein Mandant habe an dem Tag die Jugendliche mit "Servus" begrüßt und sich zu ihr heruntergebeugt. Dabei habe er ihr nur ins Ohr geflüstert und gefragt, ob neben ihr auf der Bank ihr Freund sitze. Vielleicht habe der Busfahrer dabei mit den Lippen kurz das Ohr berührt, sagte der Anwalt, der den verheirateten Angeklagten als "sehr kontaktfreudigen, jovialen und gesprächigen Typ" beschrieb.

Nach dem Vorfall soll die 17-Jährige nicht mehr vorn - wie sonst üblich - sondern hinten gesessen und sechs Stationen allein im Linienbus mitgefahren sein. Bis vor Kurzem war der wichtige Zeuge auf der Bank der Haltestelle nicht ausfindig zu machen. Jetzt teilte aber der Verteidiger mit, dass es sich um einen Schüler aus Fürstenfeldbruck handeln könnte, was ein anderer Busfahrer herausgefunden habe. Der Schüler und der Kollege des Angeklagten sollen nun aussagen, damit der Prozess fortgeführt werden kann. Das entschied Richter Ralf Jehle nach dieser neuen Entwicklung in dem Verfahren.

Der Linienbusfahrer war - zumindest im vergangen Januar - bei einem Busunternehmen im Fürstenfeldbruck beschäftigt und nicht beim Münchner Verkehrsverbund (MVV). Dessen Sprecherin Franziska Hartmann erklärte auf Anfrage, dass man mit dem Brucker Unternehmen bislang gut zusammengearbeitet habe. Dem MVV sei aber von dem Vorfall und der Anklage nach bisherigen Erkenntnissen nichts bekannt gewesen. Man erwarte allerdings von den Vertragspartnern, dass sie derartige Vorkommnisse melden - damit auch der MVV notfalls auf Kündigungen hinwirken könne, wie die Sprecherin erläuterte. Eine Stellungnahme des Busunternehmens war am Dienstag nicht zu erhalten.

© SZ vom 19.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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