Kultur:Droht dem Fünfseen-Filmfestival das Aus?

Lesezeit: 2 min

Veranstalter Matthias Helwig befürchtet das Aus des Fünfseen-Filmfestivals. (Foto: Nila Thiel)

Weil die Kommunen ihre Zuschüsse stark gekürzt haben, schlägt Festivalleiter Matthias Helwig Alarm: Das anstehende Festival Anfang September könnte womöglich das letzte sein.

Von Linus Freymark, Starnberg

Am 12. September könnte alles vorbei sein: ein letzter Film, ein letzter Abspann, ein paar letzte Gespräche. Und dann? Klappe zu, Filmfest tot. Das Fünfseen-Filmfestival, eines der größten seiner Art im deutschsprachigen Raum und imageprägend für die gesamte Region rund um den Starnberger See, würde es dann nicht mehr geben.

Das zumindest befürchtet Festivalleiter Matthias Helwig. "Wenn es keine hinreichende Unterstützung vom Landkreis, den Kommunen und dem Publikum geben wird, dann wird das kommende Fünfseen -Filmfestival das letzte sein", erklärt der Veranstalter. Grund für Helwigs Pessimismus: Wegen der angespannten Haushaltslage haben sowohl die Stadt Starnberg als auch die Gemeinde Gauting ihre Zuschüsse für die Kulturveranstaltung drastisch zusammengestrichen. Starnberg hat von 43.700 auf 23.000 Euro gekürzt, Gauting von 15.800 auf 4.000 Euro. Insgesamt fehlen damit laut Helwig etwas mehr als 30 000 Euro. Wegen der Kostensteigerungen bei Raummieten und Personal sowie der Inflation entstehe eine enorme Finanzierungslücke.

Wegen des fehlenden Geldes "ist die Zukunft des Festivals ab dem kommenden Jahr stark gefährdet", heißt es von Helwigs Seite. Die fehlenden Gelder würden die Organisation des Filmfests "substanziell" beeinträchtigen - und eventuell sogar unmöglich machen.

Helwig fordert nun ein klares Bekenntnis der Politik zur Zukunft des Filmfestivals. Zwar könne er nachvollziehen, dass die leeren Kassen die Kommunen allerorts vor große Probleme stellen, erklärt er. "Aber gerade in dieser Situation muss man sich fragen, ob man ein Festival mit dieser weit ausstrahlenden Bedeutung weiter haben will oder nicht." Durch die Streichungen müsse man Abstriche bei der Qualität machen - sowohl bei der Auswahl der Gäste als auch der Zusammenstellung der Filme.

Trotz der angespannten Situation hofft Helwig, der das Festival bislang mehr oder weniger in Eigenregie verantwortet, auf eine Zukunft der Veranstaltung. Diese sei jedoch nur durch Veränderungen der bisherigen Strukturen möglich. Helwig plädiert dafür, "das Festival noch in diesem Jahr auf eine breitere Basis" zu stellen. So müsse sich etwa die öffentliche Hand stärker an Organisation und Finanzierung beteiligen.

Auch die Gründung eines Freundeskreises, der bestimmte Aufgaben übernimmt, könnte sich Helwig vorstellen. Klar ist: Die bisherige, stark auf seine Person zugeschnittenen Strukturen, kann und will Helwig in Zukunft nicht mehr fortführen. In den nächsten Wochen sollen deshalb Gespräche mit Politik, Wirtschaft und Verbänden geführt werden. Dabei soll die Frage erörtert werden, ob und wie es mit dem Filmfest weitergehen kann.

Im vergangenen Jahr wurden rund 18 000 Besucher gezählt

Wegen der Kürzungen fällt bereits die diesjährige Ausgabe des Filmfests deutlich schmaler aus als ihre Vorgänger: Die Eröffnungsfeier wird nicht mehr am Seeufer mit Alpenblick, sondern wie zu Beginn der Veranstaltungsreihe in der Schlossberghalle stattfinden. Und auch die alljährliche und beim Publikum beliebte Dampferfahrt lässt sich aus Kostengründen in diesem Jahr nicht mehr realisieren. Für Helwig sind bereits diese Streichungen schmerzhaft. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung hatte Helwig im März erklärt, die Eröffnungsfeier und die Dampferfahrt seien "Dinge, die unser Festival berühmt gemacht haben."

Stelzenläufer am Seeufer: Der Eröffnungsabend zählte mit seinem umfangreichen Programm zu den Höhepunkten des Fünfseen-Filmfestivals. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Würden solche Markenzeichen wegfallen, gingen der Charakter sowie die Strahlkraft der Veranstaltung verloren. "Ein Filmfest lebt nicht nur von den Streifen, die dort gezeigt werden, sondern auch vom Rahmenprogramm", erklärt Helwig. Würden die Gelder immer weiter gekürzt werden, sei die Veranstaltung in dieser Größenordnung irgendwann nicht mehr möglich. Zudem müsse man gerade jetzt, nach der Pandemie, der durch Corona schwer gebeutelte Kulturbranche durch gezielte Förderungen wieder auf die Beine helfen.

Das Fünfseen-Filmfestival findet in diesem Jahr bereits zum 18. Mal statt. In den zehn Tagen werden mehr als 130 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme gezeigt, zudem gibt es eine Vielzahl von Film- und Werkstattgesprächen. Wegen des Filmfests finden zahlreiche Stars aus der Branche den Weg nach Starnberg. Unter anderem waren bereits Paula Beer, Maria Schrader, Charly Hübner, Margarethe von Trotta zu Gast. Neben den prominenten Gesichtern zieht das Filmfest auch zahlreiche Kinofans an: Im vergangenen Jahr zählten die Veranstalter rund 18 000 Besucher.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKinos in der Krise
:"Deutschland ist eher eine Fernsehnation"

Noch immer haben sich viele Kinos nicht von den Corona-Folgen erholt. Die Menschen und die Filmbranche haben sich in der Pandemie verändert. Was bedeutet das für die Lichtspielhäuser? Ein Gespräch mit Kinobetreiber Mathias Helwig.

Interview von Linus Freymark

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: