Im Fall der 1995 in München entführten und ermordeten Sonja Engelbrecht gibt es nach einer erneuten Fernsehfahndung in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" vom Mittwochabend 20 neue Hinweise. "Vermutlich oder womöglich steht fest, wo die Decke verkauft wurde", sagte der ehemalige Landeskriminalamt-Kommissar Alfred Hettmer am Ende der Sendung.
In die schwarz-blaue Kunstfaserdecke mit dem auffälligen Wendemotiv eines Liebespaars und einem Pflanzendekor war die getötete Schülerin eingewickelt, bevor der Täter ihre nackte Leiche in eine Felsspalte bei Kipfenberg im Altmühltal warf. Die zusammengeknüllte Decke entsorgte er später ebenfalls dort.
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Der Leiter der Münchner Mordkommissionen, Stephan Beer, hatte die Identifizierung der Decke und die Zusendung eines identischen Vergleichsstücks durch eine Fernsehzuschauerin nach der "Aktenzeichen XY"-Sendung vom 1. März als "Durchbruch" bezeichnet. Die Ermittler hoffen, dem Täter ein weiteres Stück näher zu kommen, wenn sie klären können, auf welchen Wegen die Decke in den 90er-Jahren vertrieben wurde. Sie würden gerne wissen, wer bis zum 11. April 1995 im Besitz einer solchen Decke war und Bezüge zum Raum Kipfenberg hat. Die Firma, die die Decke produzierte, ist bekannt - sie existiert aber nicht mehr.
In der Sendung vom Mittwochabend meldeten sich nach ZDF-Angaben außerdem Zuschauerinnen und Zuschauer auf die Frage der Kripo nach Personen, die 1994/95 Renovierungsarbeiten durchgeführt haben und einen Bezug nach Kipfenberg im Landkreis Eichstätt haben. Am Fundort der sterblichen Überreste waren Folien und Klebebandreste gefunden worden. Das Klebeband war mit einem Abroller abgetrennt worden.
Die Kriminaltechniker konnten Anhaftungen weißer Wandfarbe sichern. Das deutet für die Ermittler der fünften Münchner Mordkommission darauf hin, dass der Täter vor dem Mord an Sonja Engelbrecht entweder privat oder beruflich mit Bau-, Maler- oder Renovierungsarbeiten beschäftigt gewesen sein könnte. Laut Hettmer nannten Anrufer während der Sendung sogar konkrete Namen. Das seien "interessante Hinweise", denen die Ermittler nun "mit aller Vorsicht" nachgehen müssten.
Nach der XY-Sendung vom 1. März war in Kipfenberg die Aufregung groß. Namen angeblicher Tatverdächtiger liefen im Ort um, Gerüchte wollten sogar von einer Festnahme wissen. Die Münchner Polizei dementierte mehrmals. Sie bestätigte aber zugleich, dass rund 50 Personen aus dem Raum Kipfenberg - unter anderem mit Gen-Tests - überprüft worden seien. Ein Treffer war nicht darunter.
Für Hinweise, die zur Aufklärung des Verbrechens oder zur Ergreifung des Täters führen, ist eine Belohnung in Höhe von 10 000 Euro ausgesetzt.