Unterricht:Vier Tage Schule - und schon ist die erste Brotzeitbox verschwunden

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Wie sieht so ein Salamibrot aus, wenn man es nach Wochen im Seitenfach der Sporttasche wiederfindet? (Foto: Alessandra Schellnegger)

Irgendwo in München muss sich ein Schwarzes Loch befinden, das gierig Schulsachen verschluckt - und manchmal in grauenerregenden Fundkisten wieder ausspuckt. Aufs Wühlen darin sollten Eltern sich gut vorbereiten.

Glosse von Nadeschda Scharfenberg

Die Brotzeitbox gehört zu den größten Geldvernichtungsmaschinen des Elternuniversums. Irgendwo in München muss ein Schwarzes Loch existieren, das sich auf die Dosen spezialisiert hat und sie gierig verschluckt. Weitere Schwarze Löcher verschlingen Turnbeutel und Haargummis, und wenn bald der Winter kommt, tut sich der berüchtigte Wollhandschuh-Schlund auf. Aber das Brotzeitdosen-Loch ist eindeutig das hungrigste von allen.

Das Schuljahr ist keine vier Tage alt, da ist schon die erste Essensbox verschollen. Vermutlich inklusive Inhalt, aber leider ist nicht mehr genau zu ergründen, ob sich nun das Schwarze Loch die Brotdose mitsamt Käsebrot oder vielleicht doch vorher noch das Schulkind das Käsebrot ohne Brotdose einverleibt hat. Besser wäre Variante zwei, denn manchmal erweist sich das Loch als gnädig und spuckt die Box nach Wochen oder gar Monaten wieder aus. Dann findet man sie zum Beispiel in einem Spind oder im Seitenfach der Sporttasche, und wenn das Käsebrot noch drin ist, ist das eine pelzige Angelegenheit.

Den Eingang des Brotboxenschluckers vermuten Forschende in einem Bermudadreieck aus Klassenzimmer, Sportumkleide und Bushaltestelle, doch trotz aller wissenschaftlichen Bemühungen konnte er bislang nicht lokalisiert werden. Als gesichert gilt hingegen, dass sämtliche Schwarze Schullöcher direkt in die Hölle münden. In eine Hölle namens "Fundkiste".

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Selbige rangiert auf der elterlichen Horrorschocker-Skala weit oben. Genährt vom Glauben an den heiligen Antonius und der Hoffnung, die Lücke im Brotboxen- und Turnbeutelbestand rasch schließen zu können, wühlt man sich durch einen Haufen angeschimmelter Regenjacken und Käsefußsportschuhe, fürs Überleben hilfreich sind Gummihandschuhe und eine Nasenklammer. Doch so intensiv man auch sucht, der Erfolg ist dürftig. Wenn man unter all den einträchtig vor sich hingammelnden Brotboxen wie durch ein Wunder die vermisste gefunden hat, handelt es sich garantiert um die Variante "inklusive Käsebrotmumie". Der Gipfel der Verzweiflung ist beim Anblick Dutzender identischer Turnbeutel erreicht, die der Förderverein einst großzügig verteilt hat.

Möglicherweise stecken hinter dem ganzen Lost-and-Found-Business ja finstere Mächte. Kriminologen verfolgen derzeit eine heiße Spur: Die Gummihandschuh- und Nasenklammerindustrie könnte Hacker beauftragt haben, sich Zugriff auf Schulwebseiten zu verschaffen und dort den Satz "Unsere Fundkiste quillt über" zu veröffentlichen. Und zack, schnellen die Verkaufszahlen in die Höhe.

Wer besagten Satz liest, der möge sich daher umgehend an die Soko "Schwarzes Loch" wenden. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, ist ein Brotzeitboxen-Jahresvorrat als Belohnung ausgesetzt.

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