Laut lachen
Als die Auswandererin Cornelia Leisch nach 13 Jahren in der Karibik zurück nach Deutschland kam, erlebte sie einen Kulturschock und ein Stimmungstief sondergleichen. An einem trüben kalten Herbsttag ging sie schließlich in den Münchner Westpark und traf dort eine Gruppe beim Lachyoga. Das sollte ihr Leben verändern. Heute ist die 57-Jährige selbst ausgebildete Lachtrainerin und Humorcoach. Dabei geht es ihr nicht ums Witzereißen, sondern um Bewegung in Gemeinschaft. "Es ist nicht das Ziel, dass alle möglichst laut hysterisch lachen. Sondern dass wir tiefer atmen, einen Schritt aus unserer Komfortzone rausgehen und lächelnd in Verbindung mit anderen kommen."
Jeden Sonntag um 11 Uhr findet der Lachtreff im Westpark beim Rosengarten statt. Kostenlos und bei jedem Wetter. Es gibt Gruppenübungen unter Anleitung, sich ins Fäustchen Lachen oder den Bauch halten vor Lachen gehören dazu. "Wir standen auch schon im Schneesturm lachend da", sagt die rothaarige Münchnerin. Auch ihr falle auf, dass man sich weniger draußen bewege, wenn es früher dunkel wird. "Dann fehlt dem Körper Vitamin D, und diese dunklen Stunden legen sich aufs Gemüt." Einsamkeit sei ein Riesenthema in der Gesellschaft, gerade bei Senioren. Mit ihrem Projekt "Oma lacht wieder" richtet sich Leisch nun auch an ältere Menschen. Die einzige Nebenwirkung laut Leisch: Es ist ansteckend.
"Ich habe in dieser Jahreszeit ständig Sehnsucht nach Licht, nach hellen Sommertagen", sagt Peter Euser. Der Schwarzwälder Architekt arbeitet als Lichtkünstler und macht seit 35 Jahren Beleuchtungskonzepte und Lichtplanungen. "Ich schaue viel ins Helle bei der Arbeit, aber wenn, so wie jetzt, den ganzen Tag kein Loch im grauen Himmel aufreißt, dann kriege ich auch schlechte Laune", sagt der 64-Jährige. Wer sich selbst eine Lichtdusche bauen will, dem empfiehlt Euser einen Gang zum Baumarkt oder Lampenfachgeschäft: Mit einer Leuchte, die möglichst das gesamte Lichtspektrum abdeckt und mindestens 6000 Kelvin hat, ließe sich schon eine Serotonin-Ausschüttung im Körper herbeiführen.
Allerdings sei solches Licht eher grell und nicht sehr gemütlich. So hohe Kelvinzahlen erreiche keine Büroleuchte, auch drei Glühlampen nebeneinander brächten das nicht zustande, sagt Euser, denn "Licht addiert sich nicht". Einen Grund für die kollektive Müdigkeit sieht Euser im gestörten Lichtspektrum im Tagesverlauf. Ideal sei morgens warmes rotstichiges Licht, mittags kaltes blaustichiges und abends wieder warmes. Wenn die Menschen in Fabriken und bei Nachtschichten im Büro bis spät in den Abend mit kaltem blauen Licht bestrahlt würden, führe das zu Problemen beim Einschlafen. "Und wenn ich den ganzen Tag bewegungslos vor dem Bildschirm sitze, bekomme ich auch den Blues."
Starker Aufguss
Getrübte Stimmung soll in der Kochler Kristall-Therme Trimini erst gar nicht entstehen. Mit allen Kunstgriffen arbeiten Badeleiter Christoph Unruh und sein Team im Wellness-Bereich dagegen an. Zu Beginn der kalten Jahreszeit greift der 29-Jährige in der Sauna gerne zu Aufgüssen mit Melisse und Kamille. "Diese Kräuter stärken die Abwehrkräfte und härten gegen Erkältungen ab", erklärt er. Ein verlängertes Kräuter-Wellness-Wochenende vom 17. bis 19. November steht ganz im Zeichen wohltuender Heil- und Wildpflanzen. Der Duft von Grapefruit soll die Saunagänger an den Sommer erinnern und die Fantasie anregen. Zudem arbeitet das Thermen-Team für spezielle Aufgüsse mit rein ätherischen Ölen aus zertifizierter biologischer Herstellung.
Zur Abhärtung nach dem Saunagang empfiehlt Unruh einen kurzen Sprung in den kalten Kochelsee. In der Therme ist es dagegen wohlig warm. "Wir haben das Sommerfeeling im Haus. Wenn es draußen kalt ist, liegen die Gäste bei 30 Grad unter Palmen, können sich entspannen und erholen", sagt der Badebereichsleiter. Die Besucher können zwischen dem Hammam, einem Dampfbad und fünf unterschiedlichen Saunas wählen. Und in die geht Unruh gerne ganz privat mit seiner Frau. Denn der November-Blues verschone ihn nicht, erzählt er. "Das kennt doch jeder nach dem Sommer, wenn es draußen grau und dunkel ist." Übrigens: Hier haben wir einen Überblick über die schönsten Saunen Bayerns zusammengestellt.
Gutes Kraut
"Das kann schon auf die Stimmung drücken", weiß auch Claudia Schneider, Inhaberin der Quellen-Apotheke in Denning. Das lasse sich bei manchen Kunden beobachten. Johanniskraut sei bei depressiven Verstimmungen ein bewährtes Mittel, sagt die Apothekerin. Das pflanzliche Arzneimittel könne in Form von Tee oder auch Tabletten eingenommen werden. Es kann die Stimmung verbessern, Angstzustände lösen und nervöse Unruhe lindern. Allerdings, so Schneider, rate sie Kunden, die entsprechende Präparate nehmen möchten, dies unbedingt vorher mit dem Arzt abzuklären. Hilfreich seien in jedem Fall viel frische Luft und Bewegung, am besten also Sport im Freien. Auch Tageslichtlampen könnten die Stimmung aufhellen. Sie selbst spüre übrigens nichts vom Novemberblues, im Gegenteil: "Ich freue mich auf diese Zeit, denn dann kann man es sich zu Hause schön heimelig machen mit Kerzenlicht, Plätzchen und einem guten Buch."
Einfach raus
Winterdepression bei Kindern? "Gibt's nicht", sagt Susanne Schroeder, Fachbereichsleiterin für die Kindertagesstätten der Arbeiterwohlfahrt im Landkreis München. Bewegung und Spielen an der frischen Luft gehörten das ganze Jahr hindurch fest ins Programm, genau so wie die richtige gesunde Ernährung. Dass ein Kind mal nicht mit nach draußen wolle, das haben Schröder und ihr Kolleginnen noch nicht erlebt. Wenn, dann gebe es manchmal Eltern, die sagten: "Mein Kind hat Schnupfen und sollte besser drinnen bleiben." Aber das gehe schon wegen der personellen Situation nicht. Wenn ein Kind echt krank sei, müsse es eigentlich zu Hause bleiben. Und die Betreuerinnen und Betreuer selbst könnten sich Stimmungstiefs ohnehin nicht leisten, denn ihnen sei bewusst, dass sie für die Kleinen das beste Vorbild abgäben, wenn sie selbst eine positive Grundeinstellung hätten - auch an trüben Tagen. Denn dann stimme es auch bei den Kindern.
Ernstes Leiden
"Wer mal eine Woche lang nur schwer aus dem Bett kommt, ist nicht gleich depressiv. Nur eine seriöse Fachkraft kann unterscheiden, ob es sich um eine Verstimmung oder eine depressive Erkrankung handelt", sagt Friderike Holz, Fachärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie in München. Vielen Menschen sei es peinlich, eine psychische Erkrankung als solche zu bezeichnen, "Novemberblues" klinge da harmloser. Wer sich nicht sicher sei, sollte sich an seinen Hausarzt wenden. Seit Juli gibt es außerdem eine zentrale Stelle der Kassenärztlichen Vereinigung, die Kontakt zu psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten vermitteln könne (Telefon 0921-787 76 55 50 30). Nach ein bis drei Sprechstundenterminen könne man herausfinden, ob eine behandlungswürdige Erkrankung vorliegt. "Auch Meditation hebt die Stimmung", sagt Holz "aber das dauert zwei bis drei Monate." Und dann kommt ja auch schon bald der Frühling.