Nachruf:Ohne jede Bayerntümelei

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Mit 81 Jahren ist die Schauspielerin Christiane Blumhoff in München gestorben. (Foto: Luis Zeno Kuhn/dpa)

Christiane Blumhoff war eine Volksschauspielerin mit Leib und Seele - zuletzt etwa in der BR-Serie "Dahoam is Dahoam". Nun ist die 81-Jährige in München gestorben.

Von Josef Grübl

Als Volksschauspieler bezeichnen lassen wollen sich heute ja nur noch wenige, das sei zu einengend und vielleicht auch etwas zu provinziell, da komme man für andere Rollen nicht mehr infrage. Christiane Blumhoff war Volksschauspielerin mit Leib und Seele, sie hat ihren Beruf geliebt und mehr als sechs Jahrzehnte lang ausgeübt. Eingeengt fühlte sie sich nicht, erst vor wenigen Jahren schwärmte sie in einem Interview von der Vielseitigkeit ihres Berufs: Da war sie schon über 70 und trotzdem gut beschäftigt, unter anderem an der Seite des Kabarettisten Helmut Schleich, in dessen Sendung "SchleichFernsehen". Sie spielte in Fernsehserien wie "Watzmann ermittelt", "München Mord" oder "Dahoam is Dahoam", las Hörbücher ein, stand auf der Bühne des Metropoltheaters, der Pasinger Fabrik oder des Blutenburg-Theaters.

Ihren ersten Auftritt hatte sie ebenfalls in München, im Staatstheater am Gärtnerplatz. Da war sie neun Jahre alt. Ihre Mutter war Schauspielerin und Sprecherin beim BR, ihr Stiefvater leitete das Münchner Marionettentheater. Also stand ihr Berufswunsch früh fest, ihre Schauspielausbildung erhielt sie bei Ruth von Zerboni und Ado Riegler. Christiane Blumhoffs Fernsehkarriere begann in den Sechzigerjahren, da sah man sie in Serien wie "Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger" oder "Königlich Bayerisches Amtsgericht", die zu bayerischen Fernsehklassikern werden sollten. Und dann kam ein anderer Klassiker, der vielen ebenfalls als einengend oder provinziell gilt: Sie aber blieb dem "Komödienstadel" über all die Jahrzehnte treu. Hier konnte sie sich als Komödiantin austoben und mit verschiedenen Dialekten jonglieren, hier durfte sie auch altern. War sie anfangs noch die fesche Magd oder die patente Hoferbin, spielte sie zuletzt die Großmutter des Teufels (2019 in "Deifi Sparifankerl").

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Mit Bayerntümelei hatte die Münchner Schauspielerin trotzdem wenig am Hut. Sie sei "eine Hippie-Mama, die immer jedem die Meinung sagt", verriet ihr Sohn, der Schauspieler und Comedian Simon Pearce einmal im SZ-Gespräch. In den Siebzigerjahren lernte sie den aus Nigeria stammenden Charles Bioudun Pearce kennen, der in Regensburg Politik studierte. Sie heirateten, bekamen drei Kinder und zogen nach Puchheim. Witze über dunkelhäutige Menschen habe sie in all den Jahren oft gehört, auch in Fernsehstudios oder auf Theaterbühnen. "Ich war da schmerzfrei", sagte die Schauspielerin vor ein paar Jahren im SZ-Gespräch, "und wenn andere ein Problem mit meinem Mann hatten, dann war es deren Problem."

Im Jahr 2004 verstarb Charles Boidun Pearce, nun, am Dienstag, 14. November, folgte ihm seine Frau. Völlig unerwartet habe sie dieser Todesfall getroffen, schreibt ihre Agentur. Ihre Familie teilte mit: "Wir sind dankbar, deine Lebenslust, deinen unendlichen Optimismus und deine Liebe für alle Menschen gespürt zu haben." Christiane Pearce-Blumhoff wurde 81 Jahre alt.

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