Eigentlich hätte man schon ein rotes Band zum Durchschneiden erwartet. Oder zumindest eine Blaskapelle. Immerhin war ein lokales Fernsehteam da, denn auf dieses Ereignis haben vor allem die Haidhauser lange gewartet: Seit Freitagvormittag ist der Treppenabgang an der Weißenburger Straße zum S-Bahnhof Rosenheimer Platz wieder geöffnet - nach fast neun Monaten Bauzeit.
Zur Eröffnung kamen denn auch höchstselbst der S-Bahn-Chef Heiko Büttner und die Chefin des Münchner Bahnhofsmanagements, Mareike Schoppe. Nachdem der Abgang monatelang hinter einem blickdichten Bauzaun versteckt war, ist dort nun eine nagelneue Treppe mit allerlei neuen technischen Details zu finden, die nach Angaben der Bahn als "Blaupause" für weitere S-Bahn-Abgänge dienen soll.
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Alle elf Zugänge zu den unterirdischen Bahnhöfen sollen künftig umgestaltet werden. Zugänge wie etwa vor dem Kaufhof am Marienplatz oder durch die Stachus-Passagen zählen nicht dazu, weil sie nicht von der Bahn betrieben werden. Wie am Rosenheimer Platz sollen alle Treppenabgänge der Bahn künftig beleuchtete Seitenwände und Handläufe erhalten, neue beheizte, also frostsichere Treppenbeläge und neue Informationsbildschirme direkt am Eingang.
Die Handläufe sind zudem mit Brailleschrift beschriftet, die Rolltreppen sind ebenfalls komplett neu. Dass sie vom Zwischengeschoss zur Oberfläche nur nach oben führen und nicht etwa - wie viele Anlagen der Stadtwerke München an den U-Bahnhöfen - je nach Bedarf die Richtung wechseln, hat laut Schoppe seinen Grund. Wechselnde Rolltreppen sind in den Bau-Normen der Bahn nicht vorgesehen. Zudem seien sie deutlich störanfälliger.
Die Bahn will zunächst testen, wie die neue Treppenanlage bei den Passagieren ankommt und dann gegebenenfalls noch Details ändern. Fest steht: Von 2019 an sollen dann nach und nach auch die kompletten S-Bahnhöfe am Marienplatz, am Hauptbahnhof und am Rosenheimer Platz neu gestaltet werden. 2020 folgen die Bahnhöfe am Isartor und am Stachus.
Außerhalb der Stadt werden von 2020 an die unterirdischen Stationen in Unterföhring, Ismaning und am Flughafen modernisiert. Während der einzelnen Bauphasen hält die Bahn den Betrieb an den Bahnhöfen aufrecht und sperrt die Bahnhöfe voraussichtlich nur zum Teil. Je nach Stand der Bauarbeiten kann es dann sein, dass ein Zug an einer Station in einer Richtung nicht hält, in die andere aber schon. Passagiere müssen dann an der nächsten Station aussteigen und zurückfahren.
Insgesamt investiert die Bahntochter DB Station&Service rund 60 Millionen Euro. Die Neugestaltung ist ein Teil des Aktionsprogramms "Zukunft S-Bahn München", zu dem auch der Zaun an der oberirdischen Stammstrecke, die im März vorgestellte Echtzeit-Fahrinfo und der Umbau der Züge gehören.
Von der Sanierung der Bahnhöfe spricht die Bahn schon seit mehr als zehn Jahren. Für Schoppe ist so eine lange Laufzeit wegen der erforderlichen Vorplanung, Planung und Genehmigungsphase nicht ungewöhnlich. Da sich schon die Arbeiten an einem einzelnen Treppenabgang über mehrere Monate hinziehen können, wundert das nicht mehr. Denn alles, was dort eingebaut ist, jeder einzelne neue Schraubentyp, musste erst einmal vom Eisenbahnbundesamt abgenommen und genehmigt werden. So wurde auch die Lichtstärke der beleuchteten Seitenwände und Handläufe gemessen. Dazu kam, dass die Bahn Schwierigkeiten hatte, überhaupt Baufirmen für die Arbeiten zu finden.
Schoppe betont, dass es bei der Modernisierung nicht nur ums Erscheinungsbild geht. Die neue Treppe und später auch die umgestalteten Bahnhöfe sollen funktioneller für die Fahrgäste und sicherer sein. So werden die Stationen künftig nicht nur mit frischen Wandverkleidungen und Böden ausgestattet, sondern auch mit neuen Leitsystemen für Sehbehinderte, neuen Wegweisern, Sitzbänken und Bildschirmanzeigen.