Fünf für München:Vom Umbauen und Ankommen

Lesezeit: 3 min

Ronya Othmann. (Foto: Cihan Cakmak)

Ronya Othmanns Debütroman wird ausgezeichnet und Theatermacher Jan Struckmeier renoviert einen Raum für die Freie Szene im Landkreis - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald und Stefanie Witterauf

Gewinnerin

Ronya Othmanns Debütroman beginnt mit den Worten: "Jeden Sommer flogen sie in das Land, in dem der Vater aufgewachsen war." In ein Dorf in Nordsyrien, in dem die kurzen Haare ihrer Hauptfigur Leyla kritisiert werden. Es ist eine Frisur, die gerade in Deutschland beliebt ist. Dort lebt Leyla den Rest des Jahres mit ihrer Familie, in der Nähe von München. Der Roman "Die Sommer" ist eine Beschreibung einer deutsch-jesidischen Familiengeschichte, auf 288 Seiten erzählt. Othmann selbst wuchs mit einem kurdisch-jesidischen Vater und einer deutschen Mutter im Landkreis Freising auf. Zwischen der Romanfigur Leyla und der Autorin lassen sich Parallelen ziehen.

Othmann hat am Literaturinstitut Leipzig studiert und arbeitet als Journalistin. Für ihre Arbeiten wurde sie schon mit dem MDR-Literaturpreis ausgezeichnet, den Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik und den Publikumspreis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. Ihr Erstling wurde mit dem Mara-Cassens-Preis geehrt. Nun erhält die 31-Jährige den Usedomer Literaturpreis, der ihr im April verliehen werden soll. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert und einem einmonatigen Arbeitsaufenthalt auf der Insel verbunden. "Ich weiß noch nicht, wann ich dort sein und woran ich genau arbeiten werde, aber ich habe ein paar angefangene Projekte, an denen ich dann gerne weiter schreiben würde", sagt sie. Die Ostsee möge sie eh gern, nur sei sie noch nie auf Usedom gewesen und freue sich darauf, das zu ändern. Nach München komme sie auch ab und zu. "Je nach Jahreszeit, Zwetschgendatschi essen, Kunst anschauen gehen und draußen sitzen."

Ankommer

Faschingsprinz Frederik Jehle. (Foto: UniBw M / Christian Siebold)

Frederik I., Faschingsprinz der Münchner Narrhalla und Leutnant der Bundeswehr findet keinen Widerspruch in seinen derzeit unterschiedlichen Rollen: "Sowohl beim Fasching als auch bei der Bundeswehr gibt es klare Strukturen mit Hierarchien und Regeln", sagt der 23-jährige Student. Hier wie dort gebe es bestimmte Protokolle, Stile und Formen. So wie er seine Bundeswehruniform trage, müsse er bei Faschingsauftritten sein Ornat anziehen. Frederik Jehle freut, dass sein Prinzendasein bei den Kameraden an der Bundeswehr-Uni gut ankommt. Ein Grund: Viele stammen aus dem Rheinland.

Schützerin

Lydia Dietrich. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Frauen*hilfe München gGmbH mit Geschäftsführerin Lydia Dietrich erhält den Anita Augspurg Preis 2023. Mit der Auszeichnung würdigt die Stadt Leistungen, die zur Förderung der Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen beitragen. Er ist mit 10 000 Euro dotiert. Die Preisverleihung an die ehemalige Grünen-Stadträtin Dietrich und ihre Kolleginnen findet diesen Dienstag, 12. März, im Rahmen des Oberbürgermeister-Empfangs zum Internationalen Frauentag im Alten Rathaus statt. Die gemeinnützige Frauen*hilfe München ist seit 45 Jahre eine Anlaufstelle für Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Sie unterstützt sie und ihre Kinder dabei, sich psychisch zu stabilisieren und aus der Lebenssituation zu lösen. Neben Schutz, Beratung und Krisenintervention ist es das Ziel, die Frauen in ein selbstbestimmtes Leben zu begleiten. Der Preis ist nach Anita Augspurg (1857-1943) benannt, einer der bedeutendsten Münchner Vertreterinnen der frühen Frauenbewegung.

Umbauer

Jan Struckmeier. (Foto: Viktoriya Zayika)

Der Theatermacher Jan Struckmeier hat in München schon an vielen Orten gewirkt. Als Student der Theaterwissenschaft schrieb er vor etwa zehn Jahren ein Stück über Hipster und brachte es als Regisseur auf die Studiobühne der Ludwig-Maximilians-Universität. Vergangenen Oktober veranstaltete er zusammen mit Anastasiya Shtemenko im Kreativraum Zirka in der Dachauer Straße das ukrainisch-deutscher Theaterfestival "Polifoniia - schiefe Räume". "Wir haben jetzt bei unterschiedlichen Projekten und ganz speziell letzten Herbst gemerkt, dass der Freien Szene oder auch einfach nur uns zum Arbeiten ein Ort fehlt, um kontinuierlich und nachhaltig arbeiten zu können", sagt er.

Aus diesem Missstand heraus entwickelt er nun sein nächstes Projekt. Bei diesem geht Struckmeier über die Stadtgrenzen und in den Landkreis hinein. Genauer: in die Gemeinde Unterhaching. Dort renoviert er seit Anfang des Jahres ein leer stehendes Gebäude, das einst als evangelisches Gemeindehaus fungiert hat. Demnächst wird es bezugsfertig sein - doch wer zieht ein und was ist geplant? "Es gibt eine White Box, wo geprobt, performt und einfach experimentiert werden kann. Einen Gemeinschaftsbereich mit Küche. Ateliers, auch eine Goldschmiede und eine Werkstatt", zählt Struckmeier auf. Besonders ein Raum, in dem handwerklich gearbeitet werden kann, sei wichtig, um etwa Bühnenbilder zu bauen. Doch hier soll nicht nur geschuftet werden, sondern es soll auch ein Begegnungsort entstehen. "Es sollen Veranstaltungen des Münchner Arbeitskreis für Diversität in der Kultur und zu anderen wichtigen Themen stattfinden."

Nachfolger

Birk Heinrich. (Foto: AVISIO photography/Uta Kellermann)

Birk Heinrich wird der neue Geschäftsführer am kbo-Heckscher-Klinikum für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Er folgt auf Anton Oberbauer, der sich nach 28 Jahren aus dem aktiven Berufsleben zurückgezogen hat. Heinrich, 46, ist Diplom-Betriebswirt mit den Schwerpunkten Controlling und Krankenhausmanagement, war Geschäftsführer verschiedener Kliniken und hat langjährige Erfahrung im Gesundheitswesen. "Das kbo-Heckscher-Klinikum steht vor großen baulichen- und organisatorischen Herausforderungen", sagt er und bezieht sich auf die geplanten Expansionen in Großhadern, Wolfratshausen und Ingolstadt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusLeben mit Kindern
:Wenn das Baby stundenlang schreit

Quirin lässt sich einfach nicht beruhigen. Für seine Mutter bedeutet das ein Leben am Rand der Erschöpfung, ein Gefühl der Ohnmacht, des Versagens. Und manchmal bekommt sie Angst vor sich selbst.

Von Nicole Graner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: