Streit um Lärmbelästigung:St. Maria darf weiter läuten - Beschwerdeantrag abgelehnt

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Als "Gefahr für die mentale Gesundheit der Anwohner" bezeichnete ein Nachbar das Glockenläuten der Kirche St. Maria Ramersdorf. (Foto: Robert Haas)

In einer Bürgerversammlungen hatten die Ramersdorfer über die "unnötige Lärmbelastung" durch die Glocken der Wallfahrtskirche St. Maria geklagt. Doch die Stadt stellt nach einer Schallmessung klar: Es darf weiter uneingeschränkt gebimmelt werden.

Von Patrik Stäbler

Glocken gelten als Sinnbild der Harmonie, ihr Geläut soll Himmel und Erde verbinden. Eigentlich. Mitunter entzweit das Glockenläuten aber auch geistliche und weltliche Sphären - so etwa in Ramersdorf, wo sich ein Anwohner der Wallfahrtskirche St. Maria bei einer Bürgerversammlung vehement über diese Form der "unnötigen Lärmbelastung" beschwerte. Und mit dieser Ansicht stand er nicht allein. Seinem Antrag, wonach das Geläut in Dauer und Lautstärke reduziert werden müsse, stimmte eine Mehrheit der anwesenden Ramersdorfer zu.

Der Protest führte dazu, dass sich in der Folge das städtische Referat für Klima- und Umweltschutz mit den Glocken der Kirche Maria Ramersdorf auseinandersetzte und Schallmessungen durchführte. Da diese jedoch keine Überschreitung der zulässigen Grenzwerte zeigten, lehnt die Behörde das Ansinnen des Anwohners ab - ein Urteil, dem sich nun auch der Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach einmütig angeschlossen hat.

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Diese Einschätzung wird Peter Friedrich wohl nicht goutieren. Er hatte bei der Bürgerversammlung im Juli über den "glockenverliebten Pfarrer" geklagt und das Geläut des Gotteshauses - immerhin eine der ältesten und wichtigsten Wallfahrtskirchen im Erzbistum München und Freising - als "Gefahr für die mentale Gesundheit der Anwohner" bezeichnet. Laut Friedrich, der erst seit Kurzem in der Aribonenstraße wohnt, kommt es mitunter zu einem 15-minütigen Dauerläuten, das "unerträglich" sei. Zudem kritisierte er das Schlagen des vollen Geläuts zur vollen Stunde zwischen sechs und 22 Uhr: "Da wird volle Pulle gebimmelt, mit allem, was da oben hängt". Diese Angaben wies der Stadtpfarrer in einer Stellungnahme gegenüber dem Rathaus jedoch zurück. Ihm zufolge läuten die Glocken von Maria Ramersdorf zur vollen Stunde längstens vier Minuten am Stück. Und ein 15-minütiges Dauerläuten gebe es prinzipiell nicht.

Laut Richtwerten keine Lärmbelästigung

Generell, so erläutert das Umweltschutzreferat, gehöre das Glockenläuten aus liturgischen Gründen zur Religionsausübung, weshalb die gesetzlichen Lärmschutzgrenzen hier nur eingeschränkt gelten. Anders sehe es dagegen beim Betrieb einer Turmuhr mit Stundenläuten aus, die den Richtlinien zum Immissionsschutz unterliege. In diesem Punkt habe das Rathaus Messungen vorgenommen, heißt es in der Stellungnahme des Referats - und zwar vom ersten Stock eines Gebäudes in der Aribonenstraße aus. Das Ergebnis: Mit einem Pegel von 47 Dezibel lag der Wert deutlich unter den zulässigen 60 Dezibel. "Es liegt demnach durch das Uhrzeitläuten der Kirche Maria Ramersdorf keine Überschreitung des einschlägigen Immissionsrichtwertes für den Tagzeitraum vor", schlussfolgert die Behörde. Und daher seien auch - entgegen dem Wunsch aus der Bürgerversammlung - "keine Maßnahmen zur Reduzierung der Schallimmission zu treffen".

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