Prozess:Räuber müssen nach Überfall auf Juwelier in Haft

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In diesem Juwelierladen sollten die Räuber Uhren stehlen. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Zwei Räuber haben im Januar 2016 einen Juwelier am Viktualienmarkt überfallen.
  • Nun müssen die Männer für sechs Jahre und für neun Jahre und vier Monate in Haft.
  • Vor Gericht ging es auch um die serbischen Hintermänner, die die Verurteilten zu dem Raubüberfall gezwungen haben sollen.

Aus dem Gericht von Susi Wimmer

Bis zuletzt hatte Milos M. geschwiegen. Erst nach fünf Verhandlungstag macht er den Mund auf und nennt den serbischen Drahtzieher, der ihn und Aleksandar C. nach München geschickt hatte, um hier im Januar 2016 aus dem Juwelierladen "Goldstube" am Viktualienmarkt "mindestens fünf Uhren aus der obersten Vitrine" zu stehlen. Das Gericht recherchiert und stößt auf eine brutale Hooligan-Szene des Fußballvereins Partisan Belgrad, auf offenbar mafiöse Strukturen und auf Kredithaie, die ihre Opfer zu Raubüberfällen in Deutschland zwingen.

Der Auftraggeber der beiden Männer auf der Anklagebank, den gibt es tatsächlich. Allerdings ist er mittlerweile tot. Erschossen. Sein Nachfolger auf der Position hatte auch kein langes Leben. Doch das Geständnis des 23 Jahre alten Milos M. kommt zu spät. Er heult, als Staatsanwältin Jennifer Pöschl sechs Jahre und zehn Monate Haft fordert, er heult bei seinem Schlusswort - und bei der Urteilsverkündung: Milos M. wird zu sechs Jahren Haft verurteilt, sein Mitstreiter zu neun Jahren und vier Monaten. "Der eigentliche Schaden", sagte Staatsanwältin Pöschl, "ist immer auch das Trauma der Opfer".

Viktualienmarkt
:Raubüberfall auf Juwelier am Viktualienmarkt - ein Auftrag aus Serbien?

Das zumindest behaupten die beiden Angeklagten: Wegen Schulden in ihrer Heimat habe man sie zu der Tat gezwungen.

Aus dem Gericht von Susi Wimmer

Für den Inhaber der Goldstube, seinen Sohn, dessen Freundin und eine Angestellte war es sicherlich ein traumatisches Ereignis, als die drei Täter am 29. Januar in das Geschäft am Viktualienmarkt stürmten. Aleksandar C. hatte eine Spielzeugpistole im Anschlag, Milos M. eine Spaltaxt, mit der er gleich die Schaufensterumglasung zerschlug, um an die vom Auftraggeber ins Auge gefassten Uhren zu gelangen.

Der dritte Mann, der namentlich bekannt, aber bis heute flüchtig ist, sicherte die Eingangstüre mit einer Eisenstange, um den Fluchtweg frei zu halten. Doch der Geschäftsinhaber, der zum dritten Mal überfallen wurde, zog eine Reizgaspistole und vertrieb die Räuber. Dem heute Flüchtigen gelang es, sich noch eine Uhr aus der Auslage zu greifen. Allein deshalb sitzen Milos M. und Aleksandar C. wegen vollendeten schweren Raubes auf der Anklagebank - und darauf stehen fünf bis 15 Jahre Haft.

Aleksandar C., der sich auch noch für einen Überfall in Hamburg verantworten musste, hatte über seinen Anwalt Harald Baumgärtl schon vorab eine Strafe von etwa neuneinhalb Jahren ausgedealt. In seinem Schlusswort liest er vom Zettel ab, dass ihm alles leid tue.

Staatsanwältin Pöschl legte Milos M. zur Last, dass er, als seine zwei Mittäter vor dem Laden noch mit den Inhabern rangelten, die Spaltaxt in Richtung der Opfer geworfen hatte. Sein Anwalt Roland Autenrieth allerdings schloss einen gezielten Wurf aus. Sein Mandant sei nach Deutschland geschickt worden, "um die Drecksarbeit" zu machen.

Anstatt sich nach der Tat ins Ausland zu flüchten, sei der damals 22-Jährige handlungsunfähig im Hotel geblieben und habe sich einen Tee gekocht. Milos M. habe das Ausmaß seiner Tat wohl bis heute nicht erfasst. "Wenn er vor der Hauptverhandlung die Hintermänner genannt hätte, dann hätte sich der Strafrahmen nach unten verschoben", sagt Autenrieth.

© SZ vom 07.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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