Prozess:Milliardärsgattin lässt sich zwei Millionen Euro abschwatzen

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  • Im Jahr 2011 lernt die Frau eines Milliardär im Münchner Luxushotel Bayerischer Hof einen Geschäftsmann kennen.
  • Der überzeugt sie, ihm zwei Millionen Euro zu überlassen. Als die Frau Verdacht schöpft, hat der Mann das Geld schon ausgegeben.
  • Vor dem Landgericht räumt der Mann alle Vorwürfe ein. Er habe das Vertrauen der Frau missbraucht, sagt er.

Von Andreas Salch

Fünf Monate Untersuchungshaft hinterlassen normalerweise auch äußerlich bei einem Häftling ihre Spuren. Nicht so bei Uwe Sch. Gut gelaunt, mit gesundem Teint und modisch chic gekleidet betritt der Zwei-Meter-Mann am Donnerstagmorgen den Saal B 175 am Landgericht München I. Der Mann mit der grauen Haartolle ist ein geständiger Hochstapler.

Uwe Sch. hat es fertiggebracht, der Frau eines der reichsten Männer Deutschlands zwei Millionen Euro - man kann es nicht anders sagen - abzuschwatzen. Das Geld ist bis auf den letzten Cent weg. Der 53-jährige Betriebswirt und Jurist aus Ludwigshafen am Rhein hat sich dafür unter anderem einen gebrauchten Rolls Royce und einen, wie er bei seiner Vernehmung berichtete, "wunderbaren Zweimaster" aus den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts geleistet. Heimathafen des Schiffes war Saint-Tropez.

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Im Oktober 2011 hatte Uwe Sch. die Frau des Multimilliardärs auf der Dachterrasse des Bayerischen Hofs in München kennengelernt. Einer seiner Bekannten stellte damals ein Filmprojekt vor. Uwe Sch. sollte Kontakte zu den anwesenden Gästen, darunter auch die Ehefrau des Multimilliardärs, herstellen. "Ich war für das Socializing da", erläuterte Sch. den Richtern der 5. Strafkammer ganz geschäftsmännisch. Im Gespräch mit der Frau erfuhr er, dass sie von ihrem Mann zwei Millionen Euro erhalten hatte. Außerdem sollte sie als Hochzeitsgeschenk eine Immobilie in New York bekommen, die ihrem Mann gehört.

Aus Gründen der "Steueroptimierung", schlug Uwe Sch. der Frau vor, eine Aktiengesellschaft in der Schweiz zu gründen. Diese wiederum sollte die Immobilie in den USA kaufen. Die Frau des Multimilliardärs ließ sich von dem gut aussehenden Herrn, der seine vermeintlich guten Geschäftsbeziehungen in den höchsten Tönen pries, überzeugen.

In den Wochen nach dem Treffen im Bayerischen Hof erhielt der Angeklagte die zwei Millionen Euro. Der Frau versprach er, das Geld in die Aktiengesellschaft, die er gründen werde, einzuzahlen und ihr die Inhaberaktien zu übertragen. "Quittungen wurden weder verlangt noch ausgestellt", berichtete Sch.

Als der Frau des Multimilliardärs schwante, dass sie einem Betrüger aufgesessen ist, war es längst zu spät. Ihr Mann drohte Uwe Sch. mit seinen Anwälten und einem Gerichtsvollzieher. Der 53-Jährige musste ein Schuldanerkenntnis unterschreiben. Viel wird das dem Multimilliardär nicht bringen. Denn der Angeklagte ist pleite. Bereits 2013 gab er die eidesstattliche Versicherung ab. Seine Schulden beziffert Uwe Sch. inzwischen auf etwa 4,5 Millionen Euro.

Er habe das Vertrauen der Frau "in niederträchtiger Weise missbraucht", räumte er bei seiner Vernehmung vor Gericht ein. Sch.s Verteidiger, Rechtsanwalt Hans-Ulrich Beust, sagte, "die Verhaftung war für meinen Mandanten eine Befreiung". Der Prozess dauert an.

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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