Mit Sexismus auf Personalsuche:"Wie soll man Frauen respektieren, wenn die Polizei sowas postet?"

Lesezeit: 2 min

Die Social-Media-Abteilung der Münchner Polizei wird für ihre Arbeit seit Jahren geliebt, gelobt und - nur selten - gescholten. Die neueste Eigenwerbung lässt die Kommentarspalte auf Facebook überquellen. (Foto: Pressestelle Polizei München)

Das Social-Media-Team der Münchner Polizei stellt für eine Jobanzeige das Internet-Meme "Distracted Boyfriend" nach und erntet dafür harsche Kritik. Die Kreativ-Beamten sorgten schon öfter für Aufsehen.

Von Martin Bernstein

Wie praktisch für manche Kommentatoren, dass sich im Wort "Polizei" der Begriff Po verbirgt. Mit einem - vermeintlichen? - Blick auf den Podex einer in Rot gekleideten Frau macht die Social-Media-Abteilung im Münchner Polizeipräsidium derzeit Eigenwerbung - und lässt die Kommentarspalte auf Facebook überquellen. "Wie soll man Frauen respektieren, wenn die Polizei sowas postet", fragt ein User. "Die ganze Präsentation anhand eines solchen Fotos ist überhaupt sehr... naja, simpel, höflich ausgedrückt...", schreibt eine Frau. "Da frag ich mich schon welche Charaktere da angesprochen werden sollen."

Vor allem, diejenigen wohl, die das seit Jahren im Netz kursierende "Distracted Boyfriend"-Meme witzig finden, warum auch immer. Denn das hat die Münchner Polizei mit ihrem Foto nachgestellt, mit eigenem Personal: ein Pärchen auf der Straße, der Mann im karierten Hemd schaut derweil einer anderen Frau im roten Kleid hinterher. Warum tut er das? In München, weil er seinen Arbeitgeber (bisherige Freundin) verlassen und als Social-Media-Manager an die Ettstraße wechseln soll. Also zur Lady in red.

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Der Blick des Münchner Kandidaten weilt allerdings erheblich tiefer auf der Rückansicht der Frau als beim Original. Worauf er schaut? Zu befürchten ist, dass die Macher bei der Produktion dieses Memes nicht etwa an eine Laptop-Tasche dachten, die die Kollegin eventuell in der Hand halten könnte... Dass die Münchner Polizei einen "Social-Media-Manager (m/w/d)" suche, wäre nach diesem Post, der auch auf Twitter und Instagram verbreitet wurde, nur logisch, schreibt ein Follower. Weil derjenige, "der diese sexistische Anzeige genehmigt hat, gehen muss". Parallelen zum Ballermann-Hit "Layla" werden gezogen. Für mehr als einen Kommentator ist klar: "Dieses Bild geht so gar nicht."

Die Social-Media-Abteilung der Münchner Polizei, in der Frauen laut Internetauftritt derzeit die Mehrheit stellen, wird für ihre Arbeit seit Jahren geliebt, gelobt und - nur selten - gescholten. Sie beteiligt sich an virtuellen Challenges, stellt auf humorvolle Weise die Arbeit der Polizei vor (unvergessen: Peter Beck als ewig grantelnder Hausmoasta aus da Ettstraß), twittert auf Bairisch und von der Wiesnwache, sogar im Zwölf-Stunden-Marathon. Da transportieren die Beamtinnen und Beamten dann schon mal eine ernste Warnung im nur scheinbar witzigen Gewand: "Betrunkener greift Frauen 'versehentlich' an Po und Busen. Wir leiten ABSICHTLICH ein Strafverfahren ein."

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Manchmal freilich schießen sie auch übers Ziel hinaus. Zu Silvester 2017 verbreitete das Präsidium München eine Fotomontage, auf der ein Polizist eine Patrone über einer Kerzenflamme erhitzt. Ein Scherz. Den der Chef des Teams ebenso wie viele User gar nicht witzig fand: "Man macht keine Scherze mit Munition", betonte Marcus da Gloria Martins, der damals die Pressestelle der Münchner Polizei leitete. Und er ließ die Posts löschen: "Fürsorgepflicht".

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