Polizei in München:Streit über Heroin in Giesing endet tödlich

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Die Feuerwehr reinigt den Tatort in Giesing. (Foto: Catherina Hess)
  • Am 22. Juni wurde in Giesing ein 43-jähriger Mann erstochen. Nun hat die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen.
  • Bei dem Mann handelt es sich um einen 41-jährigen Drogenhändler, der bereits polizeibekannt ist.
  • Ein Richter hat einen Haftbefehl wegen Totschlags gegen ihn erlassen.

Von Thomas Schmidt, München

Fahnder der Mordkommission haben einen Drogenhändler festgenommen, der vor anderthalb Wochen einen Mann in Giesing erstochen haben soll. Das Opfer, ein 43-jähriger Münchner, starb wenige Stunden nach der Tat in einer Klinik an seinen schweren Stichverletzungen. Einsatzkräfte der Polizei nahmen den mutmaßlichen Täter bereits am Freitag in einer Münchner Wohnung fest, teilte das Präsidium nun mit.

Ein Richter erließ Haftbefehl wegen Totschlags, seitdem sitzt der 41-jährige Beschuldigte in Untersuchungshaft. Laut Robert Bastian, dem Leiter der Münchner Mordkommission, bestreitet der Mann zwar die Tat, bei seiner Vernehmung habe er aber zugegeben, dass er dem späteren Opfer kurz zuvor Heroin verkaufen wollte. Derzeit gehen die Ermittler davon aus, dass die Männer wegen des Drogendeals in Streit gerieten. Dabei, so die Vermutung der Mordkommission, zückte der Dealer schließlich ein Messer und stieß mehrmals zu.

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Der genau Tatablauf ist noch unklar, auch die Tatwaffe, das Messer, ist nicht gefunden. Am frühen Nachmittag des 22. Juni, ein Freitag, hatte eine Zeugin den Notruf gewählt, weil in der Nähe des Grünwalder Stadions, am Oxnerweg, ein stark blutenden Mann auf dem Boden lag.

Weitere Zeugen berichteten später, sie hätten den 43-Jährigen kurz zuvor gesehen, wie er mit einem anderen Mann auf einer Parkbank saß. Zunächst hätten sich die beiden friedlich miteinander unterhalten, doch dann sei es zu einer heftigen Auseinandersetzung gekommen. Schließlich soll der Täter mit einem Messer angegriffen haben, das Opfer sackte mit tiefen Stichwunden im Brustbereich zusammen, der Angreifer lief davon.

Der Täter verschwand zwar, aber nicht spurlos: Bei seiner Flucht wurde er offenbar von mehreren Überwachungskameras gefilmt. Chefermittler Bastian berichtet, dass die Fahnder der Mordkommission den Verdächtigen durch die "massive Auswertung" von Videobildern identifizieren konnten - denn der 41-Jährige ist längst polizeibekannt.

Er kam bei Bekannten aus dem Drogenmilieu unter

Der Tatverdächtige ist schon früh in die Kriminalität abgerutscht. Schon im jugendlichen Alter sei er immer wieder straffällig geworden, sagt Bastian. Der Beschuldigte saß bereits mehrere Male in Haft, nicht nur in Bayern, auch in anderen Bundesländern. Er sei mehrfach vorbestraft und auch der Münchner Polizei seit Langem bekannt. Die Liste der Vergehen reiche von Diebstahl und Raub über Körperverletzung bis hin zu Drogengeschäften. Es gab wohl Zeiten, in denen er noch als Trockenbauer sein Geld verdiente, inzwischen aber finanzierte er sich offenbar vor allem durch den illegalen Handel mit Heroin.

Der 41-Jährige hat in München keinen festen Wohnsitz angemeldet. Er lebte aber auch nicht auf der Straße. Stattdessen kam er stets bei unterschiedlichen Bekannten aus dem Drogenmilieu unter, berichten Ermittler. Er schlief wohl lieber unter dem Radar der Behörden bei Freunden auf dem Sofa, als beim Kreisverwaltungsreferat eine offizielle Adresse anzugeben.

Nach der Messerattacke in Giesing versuchte er dann auch, in der Wohnung einer Freundin unterzutauchen. Doch die Fahnder der Mordkommission fanden innerhalb weniger Tage heraus, wo er sich versteckt hielt. Am Freitag drangen Einsatzkräfte in das Haus ein und nahmen ihn dort fest. Ob die Fahnder dabei auch Drogen sichergestellt haben, wollte Mordermittler Bastian nicht sagen. Die Tatwaffe jedenfalls fanden die Polizisten nicht.

Nach der zunächst nur vorläufigen Festnahme vernahmen die Beamten der Mordkommission den 41-Jährigen. "Die Tötung streitet er ab, aber das Drogengeschäft hat er eingeräumt", berichtet Bastian. Obwohl der Beschuldigte angibt, er sei nicht mit einem Messer auf das Opfer losgegangen, gehen Polizei und Staatsanwaltschaft trotzdem davon aus, dass er im Streit zugestochen hat. Denn die Angaben des Mannes seien "durchweg widersprüchlich", erklärt Bastian, "Schutzbehauptungen", die nicht schlüssig seien. Dem Haftrichter reichten die Indizien jedenfalls aus, um am Tag nach der Festnahme einen Haftbefehl wegen Totschlags zu erlassen.

Worüber sich Täter und Opfer gestritten haben, ob sie sich bereits vor dem Drogengeschäft kannten und wo die Tatwaffe ist, diese Fragen sind derzeit noch offen. "Wir ermitteln weiter", verspricht Bastian.

© SZ vom 03.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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