Liebesdramen zwischen Vögeln:Das gebrochene Herz des Isar-Pelikans

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Dass sich zwei Pelikane in München treffen, kann kein Zufall sein. In Wahrheit geht es um das große Liebesdrama eines rosafarbenen Lovers.

Glosse von Christiane Lutz

Wer glaubt, aktuelle Münchner Probleme seien Dinge wie das Kasperltheater bei der Gasteig-Sanierung, Streukiesel im Schuh oder die Frage, wo man doch gleich sein Auto geparkt hat, der irrt. Diese Woche spielte sich in der Stadt ein komplexes Liebesdrama ab, das Liebesdrama der beiden Pelikane. Diese wurden an verschiedenen Stellen in der Stadt gesichtet. Die eine Version: Das Männchen namens Isarbelle stamme aus Österreich, die andere, ein Weibchen, sei aus Hellabrunn entflogen. Dass die beiden gleichzeitig in der Stadt unterwegs waren? Totaler Zufall.

Die Wahrheit ist natürlich komplizierter und kann nur wie folgt lauten: Isarbelle und das namenlose Pelikanweibchen haben sich vergangenen Sommer auf einem Yoga-Retreat auf Ibiza kennengelernt und sofort verknallt. Sie teilten sich eine Matcha-Latte im Sonnenuntergang und schrieben sich anschließend wochenlang Whatsapp-Nachrichten hin und her, ehe Isarbelle es nicht mehr aushielt, seiner Sehnsucht nachgab, im Herbst aus seiner österreichischen Heimat ausbüxte und in Hellabrunn vor dem Pelikangehege stand. Das kam bei der Pelikandame nicht sonderlich gut an. Was ihm einfiele, sie würde doch nicht einfach so ihre Großfamilie verlassen, um mit ihm auf Ibiza ein neues Leben anzufangen.

Isar
:Rätsel gelöst: Zweiter Pelikan stammt aus Hellabrunn

Eine Woche lebte er an der Isar in Freiheit, dann griffen mutige Polizisten mit bloßen Händen ein.

Isarbelle geisterte daraufhin monatelang mit gebrochenem Herzen durch München, betrank sich hemmungslos auf der "Alten Utting", beschimpfte Touristen auf dem Viktualienmarkt und bewarb sich aus Frust beim "Bachelor". Die Pelikandame suchte Rat bei ihrer Freundin, einem Schwarznasenschaf, das auf dem Dach des Werk 3 im Werksviertel wohnt. Die Schafdame wiegelte ab, keine Zeit für solchen Kinderkram, sie müsse Drillinge gebären und lebe auf einem Dach, das sei ja wohl Zumutung genug. Also brach die Pelikandame aus Hellabrunn aus und traf den Pöbel-Pelikan für ein klärendes Gespräch. Doch das endete im Streit.

Die Dame ist inzwischen zurück nach Hellabrunn gekehrt und lebt ihr Leben wie bisher. Doch der rosafarbene Lover wird weiter ruhelos seine Bahnen an der Isar ziehen, auf der Suche nach Heilung für sein trauriges Herz.

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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