Promi-Tipps für München und Region:Die Woche von Andreas Begert

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Für sein "Bayerisches Oratorium" hat Andreas Begert Bachs Oster-Oratorium ins Oberbairische übersetzt. Mit diesem Werk möchte er seine Heimat Bayern in die Welt hinaustragen. (Foto: Clara Begert)

Der Songwriter und Komponist steckt in den letzten Vorbereitungen für sein "Bayerisches Oratorium". Ablenkung findet er beim Besuch von Ausstellungen, bei veganem Essen und im Freizeitpark.

Der junge Dorfener Musiker und Komponist steckt voller Tatendrang und hat sich stilistisch noch nie festlegen lassen. Er verbindet gerne scheinbare Gegensätze wie klassische Musik, Jazz, bayerische Volksmusik und Pop. Die freie Zeit während der Corona-Pandemie hat er genutzt, sich seinen großen Traum zu erfüllen: ein Bayerisches Oratorium, ein großes geistliches Werk für Orchester, Chor und Solisten, das er nun im Herkulessaal der Residenz zur Aufführung bringen wird.

Montag: Entspannte Mittagsmusik

Nur noch sechs Tage bis zur Uraufführung meines Bayerischen Oratoriums. Das war heute morgen mein erster Gedanke. Ganz schön aufregend. Heute Nachmittag habe ich eine wichtige Probe. Zum ersten Mal sind die beiden Gesangs-Solisten und Solistinnen (Sopran und Bariton) und der Dirigent mit dabei. Ich selbst sitze bei der Probe am Klavier und ersetze damit sozusagen das Orchester und den Chor. Davor lasse ich mich musikalisch inspirieren und heute vielleicht auch ein bisschen beruhigen. Ich gehe in den Kleinen Konzertsaal im Gasteig und lausche der "Mittagsmusik der Hochschule für Musik und Theater München", immer ein buntes, abwechslungsreiches Programm. Ich mag die Atmosphäre mittags. Es ist alles nicht so ernst und formal wie in den Abendkonzerten. Klassische Musik kann und darf gern leger und entspannt sein, finde ich. Die Studierenden aus verschiedenen Studiengängen präsentieren heute die vielfältigen Ergebnisse eines Workshops zum Thema "Auftrittstraining".

Dienstag: Abhängen im Park

Freizeitspaß bietet der Wildfreizeitpark Oberreith bei Wasserburg am Inn mit seinem Wildseilgarten, einem großen Indoor-Spielplatz und vielen einheimischen Tieren. (Foto: Wildfreizeitpark Oberreith)

Heute nochmal totales Entspannungsprogramm: Ich fahre mit meinen zwei Töchtern in den Wildfreizeitpark in Oberreith. Den lieben sie - und wir Eltern auch. Hier ist deutlich weniger los als im bekannten Wildpark Poing. Es gibt jede Menge Klettermöglichkeiten und Tiere zum Streicheln oder Füttern. Am Schluss der Runde warten noch zwei Highlights: der große Spielplatz, wo es dann meistens einen Kaffee und - zweites Highlight - Pommes gibt, die meine Kinder jedes Mal einfordern. Die Natur tut uns allen sehr gut und ist für mich ein wohltuender Ausgleich zu meiner Arbeit als Komponist. Gerade jetzt, in den letzten Tagen vor dem Konzert im Herkulessaal, kann ich hier Kraft und Energie schöpfen. Und Familienmensch sein. Das finde ich für einen Mann im Jahr 2022 selbstverständlich, neben meiner Karriere.

Mittwoch: Vegane Köstlichkeiten

Rundum vegan: das Angebot in Emmi's Kitchen. (Foto: Florian Peljak)

Gutes Essen war nicht immer mein Steckenpferd. Aber ich habe es zu schätzen gelernt. Zum Beispiel Mittagessen in Emmi's Kitchen im Glockenbachviertel. Nachdem in meinen Kinderjahren täglich Fleisch und Wurst auf dem Teller lag, fiel mir die Umstellung auf die vegane Ernährung vor fast vier Jahren nicht leicht. Inzwischen lebe ich zu 99 Prozent vegan und kann mir keine andere Ernährung mehr vorstellen. Als Komponist eines Bayerischen Oratoriums fehlt mir in meinen Tagträumen manchmal allerdings Omas Schweinsbraten. Wenn ich die Köstlichkeiten in Emmi's Kitchen sehe, ist das aber schnell vergessen. Super netter Service, bissel Münchner Hinterhof-Flair, urbane Esskultur und ein kleiner Beitrag für eine nachhaltige Umwelt.

Donnerstag: Goldenes Handwerk

Ich brauche noch ein Geschenk für meine Frau zum Hochzeitstag. Auf dem Weg zur ersten Probe mit dem kompletten Symphonie-Orchester fürs Bayerische Oratorium schau ich bei "Frida's Schmuck und Trauringe" rein. Da haben wir damals unsere Eheringe gekauft. Ich liebe es, in ihrem Laden zu stöbern. Jedes Stück eine detailreiche Einzelanfertigung, ein einzigartiges Kunst- und echtes Handwerk. Ich werde hier immer fündig und mag es, wenn Dinge, die man verschenkt, auch eine Geschichte erzählen und nicht von Maschinen hergestellt wurden. Und es inspiriert mich, weil sie durch die Einzigartigkeit der Musik ähneln. Gold fasziniert mich dabei besonders. Ich weiß nicht warum, aber es beruhigt mich, wenn ich mich mit den verschiedenen Färbungen und Schattierungen beschäftige. Es scheint, wie die Musik, für die Ewigkeit gemacht. Das, was wir Menschen nicht sind und nie sein können.

Freitag: Inspirierende Kunst

Lieblingsmuseum: Andreas Begert mag die unkonventionelle Art der Ausstellungen im MUCA, dem Museum for Urban and Contemporary Art in der Münchner Innenstadt. (Foto: Catherina Hess)

Mein Lieblingsmuseum in München ist definitiv das MUCA. Ich mag die unkonventionelle Art der Ausstellungen: modern, aber nicht abgehoben, urban, innovativ, und doch auch traditionell. Deshalb habe ich dort schon mal ein Musikvideo aufgenommen. Ein besonderes Erlebnis und sehr inspirierend, dort zwischen Skulpturen und riesigen Gemälden in diesem großen, hellen Raum neue Kompositionen von mir aufnehmen zu dürfen. Kunst bringt mich immer auf gute Gedanken, lässt mich nachdenken, über mich selbst, über das Vergangene, über die Zukunft, über das Unmenschliche, über den Tod, über Gott und die Welt.

Samstag: Bummel in Haidhausen

Israelische Spezialitäten gibt es im Restaurant "Nana - Meze & Wein" in der Metzstraße 15 in Haidhausen. (Foto: Stephan Rumpf)

Ein Samstagabend wie ich es mag. Im "Nana" in Haidhausen mit meiner Frau israelisch Essen gehen, vielleicht Shakshuka, dazu ein Glas Wein trinken. Gott sei Dank ist das wieder möglich. Man kann danach noch wunderbar in den kleinen Straßen herumschlendern, kleine Läden und Geschäfte anschauen. Ich bin mit meinen Gedanken allerdings schon beim Konzert morgen im Herkulessaal und atme nochmal gut durch. Wie glücklich ich bin, jetzt hier und überhaupt in Deutschland zu sein. In Zeiten wie diesen - mit kriegerischen Konflikten, mit Krisen durch Klimaveränderung und Pandemie - schätze ich mein Leben hier in München noch viel mehr. Mir wird jede Sekunde bewusst, welch Geschenk es ist.

Sonntag: Tradition und Moderne

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Heute ist die Uraufführung meiner neuesten und bisher größten Komposition, bei der ich zum ersten Mal bayerische Volksmusik mit klassischer Musik verbinde. Ich bin aufgeregt, denn mehr als 120 Musiker und Musikerinnen werden das Werk spielen, darunter auch die "Münchner Symphoniker". Eine große Ehre für mich. Ich beginne schon in der Früh, meine Sachen zu packen. Weil ich auch Veranstalter des Konzertes bin, habe ich, bis es losgeht, noch einige organisatorischen Dinge zu erledigen. Um 14 Uhr beginnt der Aufbau, um 16 Uhr kommt der Chor, um 17 Uhr das Orchester. Alles ist gut durchdacht. Aber ich weiß aus den vergangenen Konzerten, dass man flexibel und immer gelassen bleiben muss. Die Proben in den vergangenen Tagen haben mir schon einen Eindruck von dem Werk gegeben. Wuchtig, episch und motivierend wird es klingen. Rhythmisch auch, aber vor allem bayerisch und fröhlich. Dass die Münchner Symphoniker meine Musik spielen, ist wirklich etwas ganz Besonderes für mich. Mein Bruder Markus Bauer dirigiert. Er fühlt meine Musik, da wir schon von klein auf miteinander musiziert haben. Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Meine Heimat Bayern in der klassischen Musik verarbeitet. Tradition und Moderne verschmelzen.

2019 setzte der aus Erding stammende Komponist Andreas Begert mit der Aufführung seines Requiems für Orchester und Chor im Gasteig München ein viel beachtetes Zeichen in der klassischen Münchner Musikszene. Aber auch schon davor komponierte Begert Werke für Musiker der Bayerischen Staatsoper und der Münchner Philharmoniker und veröffentlichte etliche Alben verschiedener Stilrichtungen. 2021 schrieb er die Filmmusik für den deutschen Kinofilm "Sehnsucht nach einer unbekannten Heimat". Als Songwriter war er auch für die Münchner Band "Einhoch6" tätig.

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