Oktoberfest:Alkoholvergiftungen und Verletzungen fast im Minutentakt

Oktoberfest: Rettungskräfte auf der Wiesn

Sanitäter auf der Wiesn: Eingeliefert werden Leute mit Verletzungen oder auch Alkoholvergiftungen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Wie die Rettungskräfte von Aicher Ambulanz Union das erste Wiesn-Wochenende erlebt haben - und wie sie einen betrunkenen, falschen Mönch entlarvten.

Von Franz Kotteder

Keine besonderen Vorkommnisse? Das kann man so auch nicht sagen. Es geht nämlich ganz schön rund am frühen Samstagabend in der Sanitätswache des Oktoberfests. 114 Helfer - Sanitäter wie Ärzte - sind an diesem Abend im Einsatz, sowohl in der Station im sogenannten Behördenhof hinter dem Schottenhamel-Zelt wie auch draußen auf dem Festgelände. Trotz des zwangsläufig entstehenden Gewusels ist die Stimmung professionell gelassen.

"Jetzt herrscht Hochbetrieb", sagt Sprecherin Ulrike Krivec, "es kommen viele Leute mit Verletzungen und natürlich viele mit Alkoholvergiftungen." Über die mit vier Mann besetzte Einsatzzentrale kommen laufend Meldungen herein, die Anzeigetafeln in der sogenannten Triage, wo die Erstversorgung aller Patienten stattfindet, informiert die Ärzte und Helfer über die wichtigsten Fakten: Alter, Geschlecht, erster Befund. "Moritz3" heißt zum Beispiel Alkoholvergiftung, "sht" steht für Schädel-Hirn-Trauma.

Aber es gibt auch ungewöhnlichere Fälle. So wurde der erste stark alkoholisierte Patient schon mittags um halb eins angeliefert - der Mann um die 50 war gekleidet in eine Mönchskutte. "Die Ordenstracht war echt, aber der Mann darin war ganz bestimmt kein Mönch", sagt Ralf Kuchenbuch, sonst als Justiziar bei Aicher tätig, "seine Lateinkenntnisse waren sehr gering." Kuchenbuch hat's persönlich überprüft. Er hat selbst mal ein paar Semester Theologie studiert, erzählt er.

Für die Mitarbeiter der Aicher Ambulanz Union ist der erste Wiesnsamstag zugleich die erste Bewährungsprobe in der Wirklichkeit. Denn auch, wenn man den Ernstfall schon dreimal auf dem Festgelände geprobt hat: Kommen die ersten wirklichen Notfälle an, ist das doch wieder etwas anderes, und an einem Wochenende mit schönem Wetter ist der Andrang besonders groß. Kuchenbuch: "Montagvormittags sieht's natürlich anders aus." Genügend Erfahrung hat das private Unternehmen nach fast 33 Jahren Geschäftstätigkeit zwar auch, aber eben nicht auf der Wiesn. Dort hatte 133 Jahre lang das Bayerische Rote Kreuz den Sanitätsdienst übernommen und hat im Frühjahr erstmals die europaweite Ausschreibung des Dienstleitungsauftrags verloren.

Nun muss Aicher also zeigen, ob man es im Kreuz hat, und nicht nur deshalb steht Chef Peter Aicher persönlich in Sanitätskleidung am Hintereingang der Sanitätsstation - dort, wo die Notfälle mit den neuen blauen Fahrtragen angeliefert werden und die Rettungsfahrzeuge gegebenenfalls Patienten für die Innenstadtkliniken abholen. Was auch vorkommt, wenn die Behandlung in der Station selber nicht abgeschlossen werden kann, bei Infarkten beispielsweise oder Verletzungen, die stationäre Therapie benötigen.

Bis zum Sonntagnachmittag gab es schon mehr als 500 Einsätze. "Es waren erstaunlich oft Schnittverletzungen an der Hand", sagt Ulrike Krivec. Das liegt an splitternden Masskrügen. Ansonsten: viele Verletzungen infolge eines Sturzes, manchmal muss genäht werden. Das muss nicht mit Alkohol zu tun haben, viele Patienten kamen schon am Vormittag in die Sanitätswache. Gelegentlich schaut die Polizei vorbei, wegen einer Haftfähigkeitsprüfung nach einer Schlägerei unter Betrunkenen. Wenn der Betroffene die Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt hat und rückwärts gehen muss, dann wissen die Helfer: Der ist besonders aggressiv. Ansonsten aber lautet die Bilanz des ersten Tages: "Alles läuft mehr oder weniger reibungslos."Insofern also doch: keine besonderen Vorkommnisse.

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