Oktoberfest 2023:Die Mass für 14,50 Euro, das Hendl für 20,50 Euro

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Die Mass Bier auf dem Münchner Oktoberfest wird mal wieder teurer: Die Spanne liegt in diesem Jahr zwischen 12,60 Euro und 14,90 Euro. (Foto: Michaela Rehle/Reuters)

Die Wiesn wird mal wieder teurer. Die Wirte klagen über Inflation, steigende Energiekosten - und nun gibt es auch noch Forderungen nach Bio-Ware und Nachhaltigkeit. Helfen soll unter anderem ein eigener Wiesn-Wald.

Von Ulrike Heidenreich

Fast mag man Mitleid bekommen mit den Wirtinnen und Wirten vom Münchner Oktoberfest. Erst durften sie wegen der Pandemie zwei Jahre überhaupt nicht auf die Festwiese, dann gab es Debatten, ob man wegen des Kriegs in der Ukraine und der Covid-Ansteckungsgefahr überhaupt so lustig feiern dürfe. Als die Wiesn im vergangenen Jahr dann endlich wieder über die Weltbühne ging, folgte Streit über Wokeness, Fleischverzehr und Tierquälerei sowie sexistische Malereien auf den Fahrgeschäften.

Und jetzt? Kommen auch noch die gestiegenen Energiekosten daher. Gut sechs Prozent mehr wird das Festbier heuer kosten, nämlich zwischen 12,60 Euro und 14,90 Euro. Wer sich dazu ein halbes Bio-Hendl für 20,50 Euro leisten will, tätigt damit schon eine mittlere Investition.

(Foto: SZ-Grafik; Quelle: Rathaus)

Eine Übersicht des Referats für Arbeit und Wirtschaft ergab, dass in vielen Zelten 14,50 Euro für eine Mass abkassiert werden sollen. Im vergangenen Jahr lag die Spanne zwischen 12,60 Euro und 13,80 Euro. Die Vereinigung der Münchner Wiesn-Wirte führt mehrere Faktoren an für diese Preissteigerung. Neben der Inflation und den Energiekosten seien es die höheren Personalkosten. Sprecher Peter Inselkammer sagt: "Die Mitarbeiter müssen mehr verdienen, um ihre gestiegenen Lebenshaltungskosten bewältigen zu können." Alle im Festzelt seien betroffen: von der Bedienung, den Köchen, über das Sicherheitspersonal bis zu den Handwerkern.

Wegen der höheren Tarifabschlüsse in der Baubranche werde zudem der Aufbau der Wiesnzelte kostspieliger, ergänzt Co-Sprecher Christian Schottenhamel. Auch seien die Preise für Baumaterial so teuer wie noch nie. Und dann eben das Brauen - ein energieintensives Unterfangen, weshalb sich das Bier schon deutlich verteuere, bevor es auf der Wiesn eingetroffen sei.

Druck von allen Seiten also auf die Wirtinnen und Wirte. So trafen sich am Donnerstag im Rathaus auch Rathauspolitikerinnen, Schausteller, Brauereivertreter, Landwirte und ökologische Initiativen zu einem nicht-öffentlichen runden Tisch zum Thema nachhaltige Großveranstaltungen. "Eine Ausweitung des Bio-Angebots auf der Wiesn hat Signalwirkung und unterstützt den Ausbau der ökologischen Landwirtschaft", betonte Thomas Lang von der Initiative Faire Wiesn im Vorfeld.

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Diesen Forderungen will die Vereinigung der Wiesn-Wirte vorgreifen. Inselkammer kündigt an: "Alle Zelte sollen innerhalb der nächsten fünf Jahre klimaneutral werden. Falls möglich, sogar schon bis 2026." Wie das funktionieren soll? Jeder Wirt, jede Wirtin ermittelt den CO₂-Verbrauch des Zeltes. Dann heißt es reduzieren und Projekte finanzieren, die Kohlendioxid binden. "Zum Beispiel durch Wiederaufforstung bei uns in der Region rund um München. So soll in den nächsten Jahren sogar ein eigener Wiesn-Wald entstehen", so Schottenhamel.

Weiteres Ziel: Mindestens ein veganes Gericht pro Zelt auf der Karte und das vegetarische Angebot erweitern. In 13 großen Festzelten gibt es bislang vegetarische und vegane Gerichte. Spitzenreiter ist hier die Käfer-Wiesnschänke, es folgen die Festhalle Schottenhamel und Kufflers Weinzelt. Reine Bio-Gerichte und -Getränke gibt es bislang nur in sieben Zelten.

Auch hier rührte die Wiesn-Vereinigung für sich die Werbetrommel und kündigte eine "Hendl-Revolution im Paulaner Festzelt" an. Die sieht folgendermaßen aus: Wirtin Arabella Schörghuber wird Hendl ausschließlich in Bio-Qualität anbieten. "Das ist ein Versuch, wenn unsere Gäste ihn nicht akzeptieren, müssen wir im nächsten Jahr eventuell umdenken", sagt sie. Ihr Festzelt sei nun das erste große, das ausschließlich auf Bio-Hendl setze, wobei die anderen Speisen zunächst weiterhin aus konventioneller Herkunft stammen. Das halbe Bio-Hendl wird 20,50 Euro kosten. Ein konventionelles in einem anderen der 17 großen und 21 kleinen Festzelte wird voraussichtlich bei 14 bis 15 Euro liegen.

Ein kleines Problem gibt es da übrigens noch mit den Bio-Hendln, verriet Wiesn-Wirtin Silja Steinberg: Weil Bio-Hendl größer sind als Tiere aus nicht ökologischer Haltung, passen die nicht so gut auf die normalen Grillroste. Sie werden zu stark außen angebrutzelt, müssen deshalb nach Größe vorsortiert werden. Nach Lösungen wird gesucht.

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