Erneuerbare Energien:Widerstand auf Frøya

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  • Aktivisten blockieren die Arbeiten für einen neuen Windpark vor der Küste Norwegens.
  • Es ist unklar, ob eine Genehmigung für den Bau der Windräder nicht schon ausgelaufen ist. Eine Bedingung der Gemeinde war, dass die Arbeiten bis zum 7. April begonnen haben müssen.
  • Die Stadtwerke München und die Gemeinde streiten nun, ob der Bau vor diesem Datum begonnen hat.

Von Pia Ratzesberger

Auf der Insel Frøya ist es in diesen Tagen zumindest ruhiger als zuvor. Noch vor kurzem protestierten vor der Küste Norwegens mehr als 200 Menschen gegen einen neuen Windpark. Gegen 14 Windräder. 180 Meter hoch. Die Stadtwerke München bauen diese Windräder zusammen mit einer kommunalen Firma vor Ort, die Arbeiten sollten eigentlich am 1. April beginnen, doch die Demonstranten begannen die Baustelle zu bewachen. Tag und Nacht. Jetzt passiert dort nicht mehr viel, denn die Aktivisten haben die Arbeiten so lange blockiert, dass unklar ist, ob überhaupt noch gearbeitet werden darf - und ob eine Ausnahmegenehmigung der Gemeinde nicht schon ausgelaufen ist.

"Wir sind auf jeden Fall immer bereit", sagt Eskil Sandvik, einer der Demonstranten. "Wenn die Bagger loslegen, werden wir sofort da sein." Die Insel ist klein. "Wir kennen uns alle, wir kennen die Leute in den Baufirmen", sagt er. Es sieht ganz danach aus, als müssten sich die Stadtwerke auf Frøya auf eine längere Auseinandersetzung einstellen - und Verluste einkalkulieren. Denn mit jedem Tag entstehen Kosten in Höhe von 30 000 bis 50 000 Euro.

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Die Bedingung der Ausnahmegenehmigung der Gemeinde war, dass der Bau bis zum 7. April begonnen haben muss und nun streiten sich die Gemeinde und die Stadtwerke um die Frage, ob die Arbeiten vor diesem Datum begonnen hatten oder nicht. Bei den SMW heißt es, man habe losgelegt, musste aufgrund der Blockade aber unterbrechen. "Es ist dokumentiert, dass Baugeräte und Mannschaft vor Ort waren. Es ist ebenfalls dokumentiert, dass wir versucht haben - auch mit Unterstützung der Polizei - die Bauarbeiten fortzusetzen", schreibt ein Sprecher der Stadtwerke. Der Gemeinderat der Insel hingegen sieht das anders. Bei einer Abstimmung am vergangenen Donnerstag sprachen sich nur zwei seiner Mitglieder für die Position der SWM aus. Die restlichen 20 Mitglieder verneinten, dass der Bau begonnen habe.

Es blieben von nun an drei Möglichkeiten, sagt Nils Karlsen aus der Stadtverwaltung von Frøya: Entweder die Unternehmen versuchten eine neue Genehmigung von der Gemeinde zu bekommen. Oder sie wendeten sich an die höhere Behörde, in Deutschland der Landesverwaltung entsprechend - oder sie zögen vor Gericht. Bei den Stadtwerken vertritt man jedoch den Standpunkt, dass man ohnehin keine neue Genehmigung brauche, weil die alte gelte.

Die Gemeinde hatte diese Ausnahmegenehmigung schon 2016 erteilt und in den darauffolgenden Jahren hat sich die Stimmung auf der Insel verändert. Die Anwohner wussten lange nur, dass ein Windpark mit einer Leistung von 60 Megawatt entstehen soll - erst vergangenen Winter erfuhren sie, wie viele Windräder und vor allem in welcher Höhe. Die Gemeinde hielt Anfang April noch einmal ein unverbindliches Referendum ab. Im Gegensatz zu einem früheren Referendum sprachen sich diesmal 78 Prozent der Menschen gegen den Windpark aus. Eine Behörde des norwegischen Energieministeriums ist für die allgemeine Genehmigung von solchen Windparks zuständig, hatte auch auf Frøya eine Konzession erteilt. Selbst der norwegische Energieminister Kjell-Børge Freiberg äußerte sich nun zum Streit auf der Insel: Es gebe keine rechtliche Grundlage, um die Konzession zurückzunehmen, sagte er.

© SZ vom 16.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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